Ausbildungsbörse Auf der Suche nach dem Traumjob

Sanbine Weinbeer

Den richtigen Beruf zu wählen, das ist prägend für einen Menschen und seinen Lebensweg. Bei dieser Entscheidung helfen will die Ausbildungsbörse in der Heinrich-Thein-Berufsschule, die am Samstag, 25. März, zum ersten Mal seit 2018 wieder stattfinden konnte.

 
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Die Innung Spengler für Sanitär, Installations- und Heizungstechnik sprach junge Leute mit Herz fürs Handwerk ganz speziell an. Foto: Sabine Weinbeer

80 Arbeitgeber aus der Region standen am Wochenende in der Heinrich-Thein-Berufsschule in Haßfurt parat, jungen Menschen Informationen über Ausbildungswege und Berufsbilder zu geben, damit jede und jeder nach seinen speziellen Begabungen und Interessen einen Berufseinstieg finden kann. „Auf jeden Fall irgendwas draußen“ wolle der Sohnemann, erklärt eine Mutter, „lieber Büro, vielleicht auch Werkstatt“ ein anderer. Von den klassischen Handwerksberufen Schreiner, Bäcker, Metzger, Friseur oder Fliesenleger über Mechatroniker, kunststoff- und metallverarbeitende Betriebe bis hin zu IT, Marketing, Verwaltung, Bundeswehr und Polizei war eine enorme Bandbreite an Ausbildungsbetrieben vertreten.

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Auch der Vorsitzende des Fördervereins der Berufsschule Matthias Tusche (Fränkische) sowie die beiden Schirmherren Landrat Wilhelm Schneider und Bürgermeister Günther Werner waren gleichzeitig als Arbeitgeber vor Ort, die Nachwuchs suchen. Und der ist knapp, der Nachwuchs – quer durch alle Branchen, wie verschiedene Gespräche an den Info-Ständen einmal mehr bestätigten. Die großen der Branche wie Unicor, Uponor, Fränkische, SKF und Schaeffler finden zwar noch ausreichend Azubis, doch auch sie müssen mittlerweile werben. „Wenn die Großindustrie eingestellt hat, dann kommen auch bei uns noch einige Bewerbungen an, erzählen die Nachbarinnen vom Elso-Stand aus Hofheim der Junior-Chefin der Schlosserei Renner aus Knetzgau. Lisa Geisel ist als Wirtschaftsingenieurin in den elterlichen Betrieb eingestiegen und hat 50 engagierte Mitarbeiter. Das sei auch dem großen Gewicht der Ausbildung zu verdanken, auf die ihr Vater von der Gründung an immer großen Wert gelegt habe, so Lisa Geisel. Arbeit hätte die Industrieschlosserei auch für 60 Mitarbeiter – wenn sie denn zu bekommen wären.

Einen Ausbildungsvertrag ab Herbst haben sie schon abgeschlossen, „Aber es dürfen gerne noch einer oder zwei dazu kommen. Und gerne zeigen wir auch Praktikanten, was ein Schlosser heutzutage so macht“. Gleich das nächste Gespräch zeigt, welchen Wandel viele Berufsbilder in den letzten Jahren gemacht haben. Vom „am Schraubstock stehen“ spricht der Vater – von Lisa Geisel und ihrem Mitarbeiter Markus Hümmer erfährt er, dass ein Schlosser heute eine Maschine programmiert, die das Werkstück dann herstellt.

Ähnliches gilt für den Steinmetz. Zoe aus Haßfurt versucht sich gerade daran, eine vorgezeichnete Schrift in einen Sandsteinblock zu meißeln. Nein, Mädchen seien bei ihnen im Natursteinwerk Graser keine Seltenheit, erklären dazu Lorenz Steinhäuser und seine Chefin Stefanie Graser. „Gerade im bildhauerischen Bereich, in dem wir sehr viel und anspruchsvoll arbeiten, sind Frauen sehr stark. Und den Steinblock heben auch die Männer nicht selbst, das macht der Kran, so Stefanie Graser.“ Körperliche Fitness setze der Beruf natürlich voraus „aber das ist bei einer Friseurin, Altenpflegerin oder Krankenschwester auch nicht anders“, ist sie überzeugt. Nicht ohne Stolz zeigt sie das „Sanshi-Tor“, eine archäologische Kopie, die demnächst am Humboldt-Forum in Berlin aufgestellt wird – Made by Graser Bamberg.

Finn ist 15 und mit seinen Eltern unterwegs über die Börse. Er besucht das Gymnasium, aber sehr wahrscheinlich wird er nach der zehnten Klasse mit der Mittleren Reife abgehen – er ist dann doch eher der Praktiker. Deshalb stehen für ihn demnächst auch Praktika an. Viele niederschwellige Möglichkeiten bot die Ausbildungsbörse, einfach mal was auszuprobieren, ein Werkzeug in die Hand zu nehmen und mal zu machen. Viele Eltern und Kinder hörten manche Firmennamen auch zum ersten Mal wie die IT-Firmen FIS oder enthus. Auch für die Arbeitgeber war die Börse eine Möglichkeit zum Austausch oder auch zur Kontaktaufnahme, etwa zu den Berufsfachschulen, die qualifizierte junge Leute an den Arbeitsmarkt entlassen. Mit Humor und lecker Essen warben Bäcker und Metzger um Nachwuchs. „Wir gehen da auch neue Wege in den Sozialen Medien“, erklärt Innungsobermeister Main-Rhön Alfred Kaiser, während er Häppchen anbietet. „Wir haben da den Butchers-Talk im Internet. Wir Älteren waren skeptisch, aber das zeigt durchaus Erfolg. Man muss die jungen Leute eben auf Augenhöhe ansprechen“. Das taten viele Betriebe, indem sie eigene auszubildende mitbrachten – gegenüber fast Gleichaltrigen traut man sich dann doch eher, bestimmte Fragen zu stellen.

Ein großes Problem für Auszubildende wie Ausbilder ist nach wie vor die Mobilität. Ein 16-Jähriger hat eben maximal einen Roller und der ist im Winter oder auch beim derzeitigen „Frühlingswetter“ kein ideales Verkehrsmittel. Da ist Kreativität gefragt, Unterstützung und eventuell auch Flexibilität bei den Arbeitszeiten.