Ausgefallene Ferienwohnungen Wohnen und Kochen in der Scheune

Sabine Weinbeer

Sebastian und Katharina Finster haben einer alten Scheune neues Leben eingehaucht. Unter dem Titel „Schlafstaelle“ bieten sie Gästen hier ein ganz besonderes Erlebnis an.

 
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Wenn das ochsenblutrot gestrichene Scheunentor komplett zur Seite geschoben ist, haben die Finsters den Wow-Effekt sicher. Foto: /Sabine Weinbeer

Von außen ist die Scheune von Sebastian und Katharina Finster in Geusfeld noch immer eine Scheune. Doch wenn sie Gäste hineinführen – oder noch besser das große Scheunentor zur Seite schieben – dann ist ihnen ein Wow-Effekt sicher. Dann wird die Kochlounge mit dem Eingangsbereich zu den beiden neuen Ferienwohnungen zum Freiluftzimmer, das mit der Terrasse verschmilzt. Draußen steht ein Baum – und drinnen auch. Die Krone einer einst 25 Meter hohen Eiche ist das zentrale Gestaltungselement.

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Mitten in der Pandemie haben die Finsters in dem kleinen Steigerwald-Ort Geusfeld im Mai 2021 ihre besonderen Ferienwohnungen unter dem Namen „Schlafstaelle“ eröffnet. Inzwischen waren rund 400 Gäste da aus 15 Nationen: Japaner ebenso wie Niederländer, Italiener, Schweizer, Amerikaner, Finnen oder Dänen – und ganz viele Menschen aus dem Großraum Fürth oder auch aus Würzburg. Sie alle suchten das Besondere und Ruhe – und beides fanden sie in Geusfeld.

„Es ist super angelaufen letztes Jahr. Viele wollten einfach mal raus, aber noch nicht unbedingt fliegen und so haben sie die nähere Umgebung entdeckt“, so Sebastian Finster. Die Gäste schätzten das besondere Ambiente in den Stelzenhäusern ebenso wie in den ausgefallenen Ferienwohnungen im ehemaligen Stall mit den vielen individuellen Möbelstücken. Die Kreativität von Katharina Finster ist da schier unerschöpflich und so waren die beiden motiviert, direkt im Oktober auch den Umbau der Scheune anzugehen. Die Herausforderung war mindestens genauso groß wie beim ersten Schritt, denn allerorten war von Lieferengpässen zu hören. „Als wir dann doch überraschend das komplette Dach erneuern mussten, hatten wir schon Sorgen, ob wir denn die Ziegel bekommen würden“, erzählt Sebastian Finster. Doch das Glück war mit den Tüchtigen: die Handwerker wie auch die Lieferketten waren zuverlässig wie immer.

Nach der Eröffnung im letzten Jahr hatte sich die Leidenschaft von Katharina Finster für alte Stücke herumgesprochen und so manches wurde angeboten und ist nun in den beiden neuen Wohnungen und der Koch-Lounge zu finden: die Tüten-Lampen aus den 50ern oder ein vom Biber gefällter Baumstamm. Ein hohler Stamm wurde zum Verkaufsregal, ein anderer mit Glasplatte zum extravaganten Esstisch, ein Ölfass zum Waschtisch mit Naturstein-Waschbecken.

Die beiden Ferienwohnungen sind unabhängig buchbar, aber auch zusammen mit einer Fläche auf der Empore und der Kochlounge nutzbar. Wie viele Möglichkeiten die Anlage bietet, wird sich mit der Zeit entwickeln – ein besonderes Event wird auf jeden Fall ein Yoga-Retreat, bei dem auch gekocht werden soll.

„Wir entwickeln da noch und sind auch offen für Ideen von Gästen“, so Sebastian Finster. Überhaupt sei die Begegnung mit den Gästen eine ungeheure Bereicherung. „Und auch neben den Gästen haben wir so viele neue Menschen kennengelernt und konnten unser Netzwerk vergrößern“, freut sich Finster. Ihm und seiner Frau ist es nämlich ein Anliegen, die gesamte Region zu stärken. So sind sie immer auf der Suche nach Partnern, die einen Mehrwert für die Gäste bringen: Selbstvermarkter, Kunsthandwerker, Freizeitgestaltungsmöglichkeiten und Gastronomen.

In Geusfeld hatte das Projekt von Anfang an einen guten Start. „die Nachbarn stehen hinter uns und dass es im Ort noch das Gasthaus Wengel gibt, ist ein echter Segen. Da kann ich meine Gäste blind hinschicken und weiß, es wird ihnen schmecken“, erklärt Sebastian Finster. Und vom Heimweg von nur 350 Metern waren bisher noch alle Gäste ebenfalls begeistert.

Die meisten kommen, weil sie „einfach mal raus wollen ins Grüne und die Ruhe suchen – und etwas Besonderes“. Das alles finden sie und meistens noch etwas mehr, zeigt die Erfahrung mit den ersten 400 Gästen. Zwei, drei Tage sind die meisten da, wollen auf jeden Fall auf den Baumwipfelpfad, nach Würzburg und zu einem Winzer. „Und am Abend sitzen sie hier bei einem Glas Wein und freuen sich über nichts – über die Stille, einen Vogel, einen Frosch, ein Lachen aus dem Nachbarsgarten. Und das Ganze in dem ganz besonderen Ambiente, das Katharina Finster mit ihrem Ideenreichtum und handwerklichen Geschick geschaffen hat. „Es war schon immer mein Traum, alten Sachen ein neues Leben zu geben. Dass ich das jetzt hier so ausleben kann, das ist richtig toll“, strahlt sie

Sebastian und Katharina Finster haben das Potenzial ihres ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesens erkannt und den Schatz gehoben – sie wollen aber auch die Potenziale der ganzen Region mit entwickeln. Deshalb haben sie gemeinsam mit Gastronomen und Selbstvermarktern aus Rauhenebrach und der Nachbarschaft einen Prospekt und entwickelt, gemeinsam mit der Fördergemeinschaft Nördlicher Steigerwald entsteht eine neue Homepage. Denn natürlich wird man heute als Vermieter im Steigerwald am besten über das Internet gefunden. Kürzlich waren zwei Blogger aus Berlin da. „Die waren in Kloster Ebrach, auf dem Baumwipfelpfad, im Weinberg und spätestens nach dem Essen auf der Stollburg waren sie komplett geplättet“, erzählt Finster stolz. Auch Gäste aus dem Allgäu waren in Geusfeld. „Die habe ich gefragt, warum man in den Steigerwald fährt, wenn man doch in einer solchen Gegend lebt, die so beliebt und eindrucksvoll ist“. Und genau diese Beliebtheit des Allgäus war der Grund: den Einheimischen ist es dort zu überlaufen. Hier im Steigerwald kann man stundenlang wandern, begegnet höchstens fünf Leuten aber mindestens einer Einkehr-Möglichkeit „und das sind die Stärken unserer Region“, strahlen die Finsters, als sie sich nach dem Rundgang selbst auf der neuen Terrasse – gelegt aus den alten Steinen vom Stall-Boden – niederlassen.