Ausstellung in Coburg Säulen der Aufklärung

Stadtheimatpfleger Christian Boseckert führt durch die Ausstellung „Geschichte als Verantwortung – Darstellung politischer Macht im Dritten Reich“. Foto: Steffen Ittig/Neue Presse

Ein Anblick der etwas anderen Art bietet sich Passanten dieser Tage auf dem Ilse-Kohn-Platz: eine Kurzzeitausstellung zur Machtdarstellung der Nazis in der Vestestadt.

 
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Wer dieser Tage über die Mohrenstraße in Richtung Marktplatz schlendert, freilich gilt dies auch im umgekehrten Fall, die oder den erwartet auf dem frisch getauften Ilse-Kohn-Platz am Stadtcafé ein ungewohnter Anblick. Neuerdings stehen dort mehrere mehr als mannshohe Säulen, genau genommen neun an der Zahl, die zwischen 18 und 23 Uhr zudem illuminiert werden. Die beidseitig gestalteten Leuchtkästen, sie bilden eine Kurzzeitausstellung mit dem Titel „Geschichte als Verantwortung – Darstellung politischer Macht im Dritten Reich“. Hinter der Ausstellung, die am Donnerstagvormittag unter anderem von Can Aydin, Dritter Bürgermeister der Vestestadt, eröffnet worden ist, steht als Ideengeber das Coburger Designforum Oberfranken – sowie inhaltlich Christian Boseckert, der Stadtheimatpfleger.

Boseckert, seines Zeichens provomovierter Historiker, war es denn auch, der bei der Eröffnung im Schnelldurchgang durch die, wenn man so mag, Pop-up-Ausstellung führte. Diese zielt darauf ab, die Mechanismen nationalsozialistischer Machtdarstellung und die zugrunde liegenden Taktiken am Exempel der Coburger Innenstadt aufzuzeigen und zu entlarven. Der zeitliche Schwerpunkt liegt dabei auf den Jahren zwischen 1933 und 1942. Hervorgehen soll aus dem Bild- und Textmaterial, welcher manipulativen Elemente der Machtdarstellung und Einschüchterung sich die Nazis gut geplant und professionell bedienten. Zentraler Blickpunkt der Ausstellung sind neben der symbolischen Übernahme des öffentlichen Raumes dabei architektonische Aspekte.

Acht Orte

Auf den Säulen werden acht Orte in der Vestestadt, die in dieser Hinsicht eine große Rolle gespielt haben, beleuchtet, zeitweise sogar buchstäblich: der Marktplatz, die Rosengasse, der Ernstplatz, die Judengasse, der Schlossplatz, der Ilse-Kohn-Platz, die Mohrenstraße sowie der Bahnhofsplatz. An jenen Orten planten die Nationalsozialisten, Coburg nach ihren Vorstellungen nachhaltig zu verändern. Zwar wurde einiges davon realisiert; vieles kam jedoch nie über den Planungsstatus hinaus.

Anhand von Plänen und Aufnahmen soll die Kurzzeitausstellung interessierten Passanten die strategische Städteplanung der Nazis und die seinerzeit damit verknüpfte angestrebte Wirkung auf die Bevölkerung aufzeigen. Nicht zuletzt, um die Manipulationstechniken offenzulegen, die die damaligen Machthaber mithilfe von Gewalt, Architektur und Propaganda angewendet haben – in Deutschland im Allgemeinen und in der Vestestadt im Speziellen. Mit den Erkenntnissen daraus, so versprechen es sich jedenfalls die Menschen hinter der Ausstellung, lassen sich womöglich auch Versuche der Manipulation in der Gegenwart leichter erkennen. Sozialdemokrat Aydin schloss seine einleitenden Worte am Donnerstag so: „Lassen Sie uns gemeinsam immer wieder erinnern, dass Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt in unserer Stadt keinen Platz haben.“

Die Ausstellung ist noch bis einschließlichen kommenden Mittwoch, 9. November, kostenfrei zu besichtigen.

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