Ausstellung in Haßfurt Für eine Zukunft ohne Barrieren

Günther Geiling
Landrat Wilhelm Schneider (rechts) und Behindertenbeauftragter Edwin Oppelt bei der Eröffnung der Ausstellung „Zukunft barriere-frei gestalten“. Foto: Günther Geiling

Menschen mit Behinderung treffen im Alltag immer wieder auf fast unüberwindbare Hürden. Im Landkreis Haßberge hat man sich der Sache angenommen und in den letzten Jahren schon viel erreicht.

 
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„Eine Welt ohne Barriere ist für alle zugänglicher und lebenswerter“, betonte Landrat Wilhelm Schneider im Eingangsbereich des Landratsamtes zur Eröffnung der Ausstellung „Barrierefrei im Landkreis Haßberge“, die dort noch bis Donnerstag 4. Mai geöffnet ist. Wenn alle mitmachen könnten und sich wertgeschätzt fühlen würden, so wie sie sind, mache das die Gesellschaft stärker und widerstandsfähiger. „Wir wollen Barrierefreiheit deswegen zukünftig immer mitdenken und Stück für Stück vor Ort umsetzen“, so Schneider. Die Eröffnung war gleichzeitig der Startschuss zur Aktionswoche „Zukunft barrierefrei gestalten“. Der Behindertenbeauftragte des Landkreises Haßberge, Edwin Oppelt, wies in diesem Rahmen gleich auf den „Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung“ am 5. Mai hin, der Anlass für die Woche gewesen sei. „Es ist wichtig, dass wir diese Aktion in die Öffentlichkeit tragen, aber wir haben aus dem einen Tag eine ganze Aktionswoche gemacht, wollen die Bürger informieren und zum Mitmachen einladen.“

Bereits vor gut drei Jahren hatte man im Landkreis zu einem ersten „Arbeitskreis Inklusion“ eingeladen, um Informationen auszutauschen, eine gute Vernetzung zu erreichen und den Raum zu schaffen für neue Impulse und Ideen. Als Landratsamt habe man, wie Landrat Wilhelm Schneider weiter erklärte, „ebenso die Idee der Inklusion als kommunale Aufgabe angenommen und sich zum Ziel gesetzt, die Umsetzung dieser Inklusion koordinierend zu begleiten und voranzubringen.“ Leider sei man durch Corona ausgebremst worden und die Pandemie habe sich weitreichend auf die Gesellschaft ausgewirkt. „Menschen mit Behinderung hat die Krise besonders stark getroffen“, So Schneider.

Die Einschränkung von sozialen Kontakten und Angeboten hätten die meisten von ihnen verunsichert und isoliert. „Barrierefreiheit ist die Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderung. Sie ist die Voraussetzung dafür, dass alle Menschen mitmachen und teilhaben können – die Voraussetzung für eine inklusive Gesellschaft“, betonte der Landrat.

Was man im Landkreis Haßberge bisher schon in Sachen „Barrierefreiheit“ erreicht hat, das zeigt nun eine Ausstellung. Schneider dazu: „Hinter jeder Umsetzung stecken viele Vorbereitungen und viele Anstrengungen von vielen Seiten. Lassen sie uns stolz sein auf das, was hier schon gleistet und umgesetzt wurde. Lasst uns auch gemeinsam in die Zukunft blicken! Wir können Inklusion und Barrierefreiheit nur gemeinsam schaffen.“

Erst in der letzten Woche habe man mit der neuen Inklusionskoordinatorin Natalie Harfst einen neuen Arbeitskreis durchgeführt, der deutlich gemacht habe, wie viel Engagement und Potenzial es vor Ort gebe. Wilhelm Schneider gab seiner Freude Ausdruck, dass dieses Projekt mit den offenen Hilfen der Lebenshilfe, der Rummelsberger Diakonie und dem Verein Lebenstraum realisiert werden konnte. Ebenso konnte das heimische Sanitätshaus Mannl + Hauck mit ins Boot geholt werden.

Ebenfalls bei der Eröffnung anwesend war Maren Ricklinkat von der Lebenshilfe Haßberge. Sie wies auf die Erweiterung des Grundgesetzes hin, die besagt, dass niemand aufgrund seiner Behinderung benachteiligt werden dürfe. Hier habe man zwar schon viel erreicht, so Ricklinkat, doch jetzt gelte es die Wertfreiheit in den Fokus zu nehmen. Die Ausstellung solle nicht nur der Information der Bürger dienen, wie Ricklinkat erläuterte. Vielmehr wolle man auch die Bürger selbst befragen, welche Barrieren es noch im Alltag gebe.

Hiermit will man Barrieren erkennen und beseitigen. Wie wichtig das auch heute noch ist, betonte Günter Schubert von der Rummelsberger Diakonie. Eigentlich, so erklärte er, habe man schon 2023 barrierefrei sein wollen. Man fange auch nicht bei Null an, aber es sei noch viel Luft nach oben. Wie Schubert erläuterte, geht es nicht um Barrieren im baulichen Sinne, sondern vielmehr um die Barrieren in den Köpfen der Menschen. Und diese seien sehr viel schwieriger zu beseitigen. Man wolle sich aber zumindest auf den Weg zu einer barrierefreien Kommune machen und dazu gebe es eine Fülle von Aktionen.

Behinderternbeauftragter Edwin Oppelt zeigte dann anhand einer Bilderausstellung auf, was man in letzter Zeit erreicht hat. Der Weg zu diesem Erreichten sei, wie er betonte, nicht immer leicht gewesen - als Beispiel nannte er das Postgebäude in Haßfurt. Dort komme man mit einem Aufzug und einer Schiebetür jetzt barrierefrei in das Gebäude. Als „Vorzeigeobjekt“ bezeichnete er den Bahnhof, wo der bisherige Sehbehindertenvertreter Michael Schulz seinen Handabdruck hinterlassen habe und alles mit einem taktilen Leitsystem funktioniere. „Der Bahnhof ist jetzt komplett barrierefrei und sogar noch mit einer Behindertentoilette versehen“, so Oppelt.

Auch am Bahnhof in Ebelsbach finde derzeit eine Baumaßnahme statt. Nach deren Fertigstellung soll man dann am Bahngleis 2 über eine Höherlegung einen besseren Einstieg erhalten, auch eine Modernisierung ist geplant, wie der Behindertenbeauftragte erläuterte. Kritik gab es von ihm für den Bahnübergang in Zeil. „Zeil ist schon fast barrierefrei und es wurde auch ein taktiles Leitsystem eingebaut. Aber es endet am Bahngleis in einem Nirwana. Hier müssen Politiker und andere Fürsprecher noch einmal einen Vorstoß unternehmen.“

Sehr positiv vermerkte Oppelt, dass drei Unternehmen schon auf Niederflurbusse umgestellt hätten und auch zunehmend Haltestelle dafür eingerichtet würden. „Behinderte finden nun ein Leitsystem vor und können sich damit allein helfen. Schließlich wollen sie auch nicht immer auf eine zweite Person angewiesen sein.“ Als ganz besonderes Projekt erwähnte Edwin Oppelt den Umbau des Krankenhauses in Ebern zur Kurzzeitpflege. „Mit seiner Inneneinrichtung, aber auch mit der Außenanlage soll es zu einem Vorzeigeobjekt für den Landkreis, aber auch darüber hinaus wirken.“

Gescheitert sei man mit den Vorstellungen allerdings beim Freibad in Ebern, weil der erreichte Kostenfaktor nicht realisierbar sei. „Aber vielleicht bekommen wir es doch noch hin, dass Personen mit Handicap sich hier besser bewegen können“, äußerte der Behindertenbeauftragte seine Hoffnungen.

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