Ausstellung in Kronach Weit entfernt von Weihnachtskitsch

Peter Müller

Die Galerie im Kronacher Landratsamt präsentiert 16 Grußkarten des früheren Betriebsseelsorgers Eckhard Joey Schneider. Mit politischen und religiösen Botschaften.

 
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„Mach’s wie Gott, werde Mensch“ – dieser Satz von Franz Kamphaus, dem ehemaligen Bischof von Limburg, könnte auch als Motiv über allen Werken des katholischen Betriebsseelsorgers Eckhard Joey Schneider stehen. Dass seine Weihnachtskarten, die derzeit in der Galerie des Kronacher Landratsamts zu sehen sind, sehr bekannt und beliebt sind, zeigte die außergewöhnliche Anzahl an Besuchern bei der Ausstellungseröffnung. Seit 16 Jahren gestaltet der Theologe Weihnachtskarten für die Katholische Betriebsseelsorge mit Sitz in Schweinfurt. Keine vorgedruckten harmlos-kitschigen Gruß- und Gedenkkarten, sondern Bildkarten mit eigenem Text, die einen kritischen Blick auf Wirtschaft und Gesellschaft werfen und auf die eigentliche Botschaft von Weihnachten verweisen. Seine politischen und religiösen Botschaften machen auf die Sorgen und Nöte der Menschen und der Weltgemeinschaft aufmerksam. Aber sie zeigen dem aufmerksamen Betrachter auch, welcher Keim der Hoffnung in Christi Geburt steckt.

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Flüchtlinge in einer Nussschale

Auf der Karte für Weihnachten 2015 sind beispielsweise Flüchtlinge in einer Nussschale zu sehen. Diejenige aus dem Jahr 2011 thematisiert Frieden und Gerechtigkeit. Und 2009 zeigte Eckhard Joey Schneider „Adventsgesichter“, die den Einzelnen nicht auf seine Rolle in der Gesellschaft reduzieren, sondern ihn auf Augenhöhe anerkennen. Der frühere katholische Betriebsseelsorger wendet sich gegen die kapitalistische Okkupation des christlichen Festes, nach der „Weihnachten unter dem Baum“ entschieden wird. Seine Statements stehen für Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Solidarität und Frieden zwischen den Völkern.

Kreiskulturreferentin Julia Völker, die weitere Stellvertreterin des Landrats, Edith Memmel, und der Leiter der Betriebsseelsorge Bamberg, Manfred Böhm, würdigten in ihren Grußworten den kreativen und politischen Künstler Schneider ebenso wie den Seelsorger.

Freie Wahl der Motive

Der Schöpfer der Karten selbst blickte am Ende der Ausstellungseröffnung auf die vergangenen 16 Jahre zurück, in denen er 15 Mal kirchliche Vorgaben aus Kalendern als Denkanstoß für die Weihnachtsgrüße bekommen habe, die für Arbeitnehmer, christliche Interessenverbände und Gewerkschaften bestimmt sind. Als er in diesem Jahr in Rente ging, habe er erstmals frei ein Thema und ein Motiv aussuchen und erschaffen können, sagte er. Meist fertige er seine Aquarelle im Sommerurlaub an. Die Anregung für das diesjährige Werk sei von seiner Ehefrau Beate gekommen, die kurz und unwiderstehlich das „Glockenläuten“ zu dem Thema gemacht habe, das den Menschen zu Weihnachten am Herzen liege, erzählte er. Und so entstand die Karte im Gedenken an den Vielklang der Glocken, zum Ge- und Nachdenken über Mahn-, Friedens-, Freiheits- und Festtagsglocken.

Lied auf die Freundschaft

Schneiders Freund und Weggefährte Tom Sauer umrahmte die Vernissage musikalisch in Liedermacher-Manier. Während er sich auf der Gitarre begleitete, besang er Freundschaften und das Leben.

Die Ausstellung „Alle Jahre wieder … ein anderer Blick auf Weihnachten“ von Eckhard Joey Schneider ist vom 28. November bis zum 30. Dezember in der Kronacher „Galerie im Landratsamt“, Güterstraße 18, während der Öffnungszeiten der Behörde zu sehen.

Mehr Bilder unter www.np-coburg.de.