Bad Staffelstein Bald rollen fahrerlose Busse zur Therme

Mathias Mathes

Oberfranken soll ein Zentrum für autonomes Fahren werden. Wie das funktionieren kann, wird demnächst auch in Bad Staffelstein zu sehen sein.

 
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Bad Staffelstein/Kloster Banz - „Wir haben tatsächlich vor, Oberfranken zum Zentrum für autonomes Fahren zu machen“, sagt der Oberfranke Jörg Schrepfer, der als Standortleiter für Valeo in Kronach tätig ist und für den internationalen Autozulieferer die Fahrerassistenzforschung in Deutschland verantwortet. Ein weiterer Schritt auf diesem Weg wird in absehbarer Zeit in Bad Staffelstein erfolgen.

In Kloster Banz fiel am Montag der Startschuss für das Projekt MILAS. Die Buchstaben stehen für modulare intelligente Ladesysteme für autonome Shuttles. Dahinter steckt laut Professor Benedikt Schmülling vom Projektpartner Bergische Universität Wuppertal der Gedanke des autonomen Fahrens bei autonomer Energieversorgung. Autonom fahrende Minibusse als öffentliche Verkehrsmittel sind bereits testweise in den Landkreisen Kronach und Hof unterwegs. MILAS soll die automatische Versorgung dieser Elektrofahrzeuge mit grüner Energie sicherstellen.

So soll ein induktives Ladesystem für elektrisch betriebene Shuttles aufgebaut werden. Die bislang im Einsatz befindlichen Minibusse müssen früher oder später an einer Station Strom tanken, wozu auch ein menschlicher „Tankwart“ benötigt wird. Durch Induktion könne die Ladung künftig automatisch im Stand oder sogar dynamisch erfolgen, also während der Fahrt, erläutert Schrepfer. Bestenfalls bedeute das Projekt einen Durchbruch für induktive Ladesysteme. „Erneuerbare Energie kommt aus dezentralen Speichern“, resümiert Schmülling.

Michael Böhm vom Quartiersmanagement der Stadt Bad Staffelstein, einem weiteren Projektpartner, freut sich schon auf den Einsatz der Shuttles in der Kurstadt. Im besten Fall sei die Entwicklung bei Valeo in Kronach-Neuses bis Ende 2022 abgeschlossen. Dann könnte noch in diesem Jahr ein Probebetrieb ohne Fahrgäste in Bad Staffelstein beginnen. Die Route steht bereits. Zwischen der Innenstadt und der Obermaintherme soll es hin- und hergehen, mit Fahrgästen voraussichtlich schon im ersten Quartal 2023. Bürgermeister Mario Schönwald sieht in dem Vorhaben „einen Beweis für die Stärken unserer Region“. Das Zusammenspiel von Hightech-Unternehmen und Forschungseinrichtungen mache Oberfranken zu einem Zugpferd bei der Entwicklung des autonomen Fahrens.

Ein Vorteil des induktiven Ladevorgangs sei, dass er ganz ohne menschliches Zutun geschehe, so Schmülling. Dennoch sei der Einsatz bei öffentlichen Verkehrsmitteln noch kaum erforscht. MILAS soll da Abhilfe schaffen. Eine wirtschaftliche Nutzung versprechen sich die Entwickler nicht zuletzt von einem neuartigen Modul, das auf der Verwendung von magnetisierbarem Beton basiert. Das ermögliche den Aufbau von Ladestrecken zu relativ günstigen Kosten. Weil die Ladeleistung – wie bei anderen Elektrofahrzeugen auch – von verschiedenen Faktoren wie Außentemperatur und Batterie-alter bestimmt wird, arbeiten die Forscher zudem an einem intelligenten Energiemanagement für möglichst hohe Effektivität. Der Transport von Personen in mittelgroßen Städten soll so über einen längeren Zeitraum stattfinden können – CO2-neutral.

Weitere Projektpartner sind die IBC Solar AG aus Bad Staffelstein, ein Spezialist für Fotovoltaik und Energiespeicher, die Technische Universität München, die Software für das Projekt entwickelt, sowie die ebenfalls in München ansässige Magment GmbH mit ihrem patentierten Magnetbeton. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unterstützt MILAS mit 2,5 Millionen Euro.

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