Bald im Landestheater: „Die Zirkusprinzessin“ Manege frei im Theaterzelt

Ab Sonntag wird „Die Zirkusprinzess Foto: Maja Engelhardt/Maja Engelhardt

Alle sind durchgeknallt und schräg, nichts wird ernst genommen in dieser Operette: Am Sonntag feiert „Die Zirkusprinzessin“ im Landestheater Premiere. Ein Hauch Gesellschaftskritik schwingt dennoch mit.

 
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Zwei Bären, acht dressierte Pudel und ein Pferd: „Nein, das haben wir nicht.“ André Sievers, Musikdramaturg am Coburger Landestheater lacht schallend, als er dem Publikum bei der Soirée zur „Zirkusprinzessin“ erzählt, was definitiv ab Sonntag nicht im Großen Haus zu sehen sein wird. Bei der Uraufführung von Emmerich Kálmáns gleichnamiger Operette im Jahre 1926 in Wien liefen die Tiere real über die Bühne, doch in Coburg wird dies natürlich nicht der Fall sein. Sievers und Regisseur Andreas Wiedermann versprechen allerdings, dass es viel Schräges, Überzogenes und Groteskes zu sehen gibt. „Mit den leisen Untertönen der Gesellschaftskritik, die dieses Genre so besonders machen“, wie Sievers es formuliert.

Er gibt einen kleinen Einblick in das Werk, das zwar in den goldenen 1920er-Jahren komponiert wurde, aber 1912 spielt. Zu einer Zeit, als das zaristische Russland noch existierte und kurz nachdem sich diese neue Form der künstlerischen Darbietung mit der Uraufführung von Franz Léhars „Die lustige Witwe“ 1905 Eintritt in die Massenkultur verschafft hatte und die große Ära der Operette begann. „Es ging damals einfach darum, das Haus voll zu kriegen und die Kassen klingeln zu lassen“, erläutert Sievers, „die Operette wurde zur wichtigen Form der Unterhaltungsindustrie.“

Dieses Erfolgsrezept mit einer Mischung aus Ernstem, Komik, Tanz, Gesang und Gesellschaftskritik wollte man beibehalten. „Für die Regie ist es sehr kompakt“, erklärt Regisseur Andreas Wiedermann, „Tanz, Gesang und Sprache machen die Operette interessant, die ganz großen Opernmomente zeugen von Poetik.“

„Die Zirkusprinzessin“ spielt an drei Orten, mit drei Handlungssträngen, „in und um eine fiktive Welt“, so Wiedermann, „die Welt wurde in einen Zirkus verwandelt, nichts wird ernst genommen, alle sind durchgeknallt und schräg. Nur die großen Gefühle zählen.“ Er werde sich bei der Darstellung des Wirrwarrs und der wechselnden Emotionen auch des Slapsticks bedienen, „auch wenn manche Kalauer heutzutage natürlich nicht mehr funktionieren, doch der Witz und das generelle auf die Schippe nehmen schon.“

Ganz konkret spielt die Handlung der Operette unter einer riesigen Zirkuskuppel, die Kostüme (Aylin Kaip) enthalten Jugendstilornamente und orientieren sich zeitlich kurz vor und nach der Jahrhundertwende.

Eine Herausforderung musikalischer Art stellt das Fehlen einer Partitur dar. „Es gibt nur einen Klavierauszug“, erläutert Musikchef Roland Fister und fügt hinzu, dass in den 1920er-Jahren der Charleston als populärer Rhythmus vorherrschte, das Stück allerdings im Jahre 1912 spielt. Die bekannten Melodien wie „Zwei Märchenaugen“ und die Mischung aus Wiener Walzer, Foxtrott und schillernder Zirkusmusik werden erklingen, garniert mit einem Schmankerl: Ensemblemitglied Dirk Mestmacher ist ein hervorragender Stepptänzer und wird auch in der Operette eine kesse Sohle aufs Parkett legen.

Und mit einer weiteren Besonderheit wartet „Die Zirkusprinzessin“ auf: Da alle Ballettensemble-Mitglieder momentan mit Proben und Aufführungen mehr als ausgelastet sind, habe man sechs junge Menschen aus Coburger Tanzstudios als wunderbaren Ersatz gefunden. „Und sie machen es wirklich toll“, schwärmt Choreografin Elisabeth Margraf.

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