Ballett „Giselle“ im Landestheater Romantik ohne viel Tutu

Um eine tragische Liebe und mythische Gestalten geht es bald am Landestheater. Das Ballettensemble tanzt „Giselle“. Das Foto entstand bei den Proben. Foto: /Maja Engelhardt

Die beiden Tänzer des Landestheaters Jaume Costa und Guilherme Correia Carola choreografieren gemeinsam das Ballett „Giselle“. Ihre erste Teamarbeit ist eine Herausforderung, doch sie meistern noch weitere.

 
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Der Eine kommt aus dem typisch klassischen Ballett und liebt genau das, der Andere mag es lieber modern. Jaume Costa, der für das Traditionellere steht, bezeichnet sich grinsend als Kontrollfreak, während er seinen Partner Guilherme Correia Carola als „total relaxed“ betrachtet. Doch beide Tänzer des Ballettensembles am Landestheater, die in die Rolle der Choreografen schlüpfen, sind entspannt und freuen sich unisono über die gute Zusammenarbeit und auf die Premiere, die vor ihnen liegt: Am 4. Februar feiert das Handlungsballett „Giselle“ nach dem Libretto von Théophile Gautier und Jules-Henri Vernoy de Saint-Georges sowie der Musik von Adolphe Adam Premiere im Großen Haus des Landestheaters.

Es ist die letzte Produktion des Tanz-Ensembles an diesem Ort, bevor der Umzug ins Globe vonstattengeht. Mit dabei ist die Statisterie des Landestheaters und das Philharmonische Orchester unter der Leitung von Roland Fister.

Wie geht man als Choreograf an ein berühmtes Ballett heran? Eines, das seit der Uraufführung in Paris im Jahre 1841 kontinuierlich auf den großen Bühnen der Welt getanzt wird und das ursprünglich für eine große Kompagnie konzipiert ist? Ein riesiges Meer an Tutus werde es natürlich nicht geben, darin sind sich schmunzelnd alle einig, „doch es gibt ja auch Produktionen, die für weniger Darsteller erarbeitet wurden“, so Jaume Costa, der das Thema von Giselle als universal ansieht: „Es könnte jetzt oder 100 Jahre in der Zukunft liegen“, meint er, „die erste romantische Liebe, die dann nicht für immer romantisch bleibt, kennen doch alle.“ Costa ist auch Psychologe und legt den Fokus auf die Emotionen der Darsteller. „Giselle ist ein Kind, sie ist naiv und krank und hat eine überfürsorgliche Mutter.“

Den zweiten Akt gestalten er und Guilherme Correia Carola „sehr dunkel und sehr dramatisch“. Hier treten die Wilis in Erscheinung, ursprünglich mythische Sagengestalten aus dem Werk „De l‘ Allemagne“ von Heinrich Heine. Dabei handelt es sich um junge Bräute, die vor der Hochzeit verstorben sind und dann als Geister mit Männern so lange tanzen, bis diese vor Erschöpfung zusammenbrechen und ebenfalls das Zeitliche segnen. In Coburg werden die Wilis nicht nur von den Ballerinen verkörpert, sondern auch von den männlichen Tänzern. „Emotionen haben ja Männer und Frauen, die Erfahrungen mit der Liebe sind bei allen gleich“, erläutert Jaume Costa.

Tanz mit der Geisterkugel

In der Inszenierung gibt es eine Besonderheit, die an sich eine kleine Premiere ist: Die Mitwirkenden halten etwas in den Händen. Während des zweiten Aktes tanzen sie mit einer gläsernen, leuchtenden Kugel in der Hand, „mit Material bewegen wir uns normal nicht“, erläutert Jaume Costa, „und während der Proben sind auch schon einige Kugeln kaputtgegangen, doch es ist einmal etwas anderes, eine neue Richtung.“ Er habe dieses Bild vor Augen gehabt, die Geister als Lichter gesehen und mit Guilherme Correia Carola umgesetzt.

Beide stehen als Choreografen nicht nur vor der Bühne, sondern wirken auch selbst mit. Und da sind sie sich noch einmal einig: „Das ist wirklich schwer, aber wir schaffen das.“

Premiere am 4. Februar um 19.30 Uhr im Großen Haus des Landestheaters. Karten gibt es auch bei der Neuen Presse.

Das Ballett

„Giselle“
ist ein liebenswertes Bauernmädchen, das in den Herzog verliebt ist. Er erwidert diese Gefühle, doch standesgemäß ist er mit einer anderen verlobt. Förster Hilarion ist ebenfalls verliebt in Giselle und deckt einen Schwindel auf, als sich der Herzog, als Bauer verkleidet, Giselle nähert. Diese stirbt an gebrochenem Herzen und tritt als Wili (Geist) wieder in Erscheinung. Giselle ist eines der größten Meisterwerke des klassischen Balletts und eines der ganz wenigen aus der Epoche der frühen Romantik, das bis heute dauerhaft in unterschiedlichen Versionen im Repertoire der großen Bühnenhäuser geblieben sind.

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