Bande vor Gericht Diebesgut aus Kupfer und Bronze

Martin Schweiger

Tonnenweise Metall sollen drei Männer in den vergangenen Jahren gestohlen haben – unter anderem aus einem Haßfurter Industriebetrieb. Nun müssen sie sich vor dem Landgericht in Bamberg verantworten.

 
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Bamberg/Haßfurt - Drei Angeklagte müssen sich seit Montag am Landgericht Bamberg unter anderem wegen schweren Bandendiebstahls verantworten. Laut Anklage hat das Trio zusammen mit acht weiteren Tatverdächtigen tonnenweise Metall unter anderem aus einem Haßfurter Industriebetrieb gestohlen, um es bei Altmetallhändlern zu verkaufen.

Die Staatsanwaltschaft legt den drei Angeklagten insgesamt fünf Taten zu Last. In der Nacht vom 24. auf den 25. Februar 2019 soll der erste Angeklagte mit vier weiteren Tatverdächtigen den Metallgitterzaun des Zentrallagers einer Firma in Ebensfeld (Oberfranken) aufgeschnitten und Kupferkabel im Wert von mindestens 24 400 Euro entwendet haben. Am 21. April 2019, dem Ostersonntag, soll wiederum der erste Angeklagte mit sechs anderen Tatverdächtigen gegen 3 Uhr nachts zwei Zaunelemente eines Haßfurter Industriebetriebs entfernt haben und 286 je drei Meter lange Messingstangen sowie Pressteile aus Messing im Gesamtwert von fast 29 000 Euro gestohlen haben. Das Diebesgut transportierten die Diebe in zwei Lieferwägen ab.

Der nächste Coup folgte am Pfingstmontag 2019. Wieder war das Haßfurter Unternehmen das Ziel der Diebe. Diesmal entwendeten der erste und zweite Angeklagte mit mindestens vier weiteren Tatverdächtigen wiederum Messingstangen mit einem Gesamtgewicht von rund fünfeinhalb Tonnen und einem Wert von über 25 000 Euro.

Am 20. Juli 2019 suchten die Diebe zum dritten Mal die Haßfurter Firma nachts auf. Diesmal soll der dritte Angeklagte mit sechs weiteren Komplizen versucht haben, Metall zu stehlen. Doch diesmal blieb es beim Versuch. Denn die Diebe wurden auf frischer Tat von einer Polizeistreife ertappt und flüchteten zu Fuß über einen Zaun. Sie ließen einen weißen Mercedes Sprinter zurück mit einigen bereits eingeladenen Messingstangen und persönlichen Gegenständen. Der dritte Angeklagte soll außerdem im November 2019 mit mindestens einem unbekannten Mittäter auf der Bahnbaustelle Leipzig-Mockau zirka 2000 Meter Draht und etwa 500 Meter Tragseil gestohlen haben. Es handelte sich dabei um 1340 Kilogramm Kupfer- und Bronzemetall im Wert von zirka 12 000 Euro.

Vor Gericht gaben der erste und zweite Angeklagte die Taten zu. Der dritte leugnete zunächst, am Tatort in Haßfurt gewesen zu sein, obwohl er im Fall des gescheiterten Diebstahlversuchs sein Portemonnaie samt Personalausweis und sein Handy im Mercedes Sprinter zurückgelassen hatte. Außerdem gab er an, von den Diebstählen nichts gewusst und kein Geld daraus erhalten zu haben, was Richter Manfred Schmidt mit den Worten: „Wir lassen uns hier nicht für dumm verkaufen“ kommentierte. Er erinnerte den dritten Angeklagten daran, dass der erste Angeklagte ihn als Mittäter benannt hatte. Daraufhin revidierte der dritte Angeklagte seine Aussage. Er sei damals betrunken gewesen und habe nichts gemacht, gab er zu Protokoll.

Auf die Schliche kam die Kripo Schweinfurt den Tätern, weil diese nicht zum ersten Mal auf der Anklagebank sitzen. Zusammen haben sie 19 Einträge im Bundeszentralregister, davon die meisten Diebstähle und Betrugsfälle. Nicht nur die Täter, die ihren Wohnsitz in Halle und Leipzig haben, sind der Polizei bekannt, sondern auch deren Handynummern.

Die wurden ihnen zum Verhängnis. Denn zu den Tatzeiten waren die Handys der Angeklagten in den jeweiligen Funkzellen der Tatorte eingeloggt. Außerdem hinterließen die Diebe bei ihren Taten reichlich DNA-Spuren an zurückgelassenen Sturmhauben, Kaffeebechern, Wasserflaschen und an der Einstiegsstelle an einem Zaun. Außerdem wurden die Handy-Telefonate der Tatverdächtigen überwacht.

Bei den Ermittlungen waren auch die Kripo Gera und Suhl beteiligt. Die Festnahme erfolgte in den Wohnungen der Angeklagten. Zwei weitere Tatverdächtigen der Gruppe seien in England festgenommen worden, sagte der ermittelnde Kripo-Beamte im Zeugenstand. Alle Angeklagten hätten ein Gewerbe als Altmetallhändler angemeldet und seien im Kundenstamm bei verschiedenen Ankäufern gewesen. Dass die Angeklagten fränkische Betriebe ausraubten, liegt an dem Drahtzieher der Bande, der die Tatorte im Vorfeld ausspionierte und für einen Raub als geeignet befand.

Für das Gerichtsverfahren sind vier Verhandlungstage anberaumt. Das Urteil soll am 16. April 2021 fallen.

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