Bandenkrieg in Schweden Sitzt der „kurdische Fuchs“ in der Falle?

In Schweden herrscht ein Krieg der Drogenbanden. Fast 50 Menschen starben schon dieses Jahr. Doch nun könnte es eine Wende zu geben.

 
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In der Nacht zum Dienstag brannte es im Zusammenhang mit dem Bandenkrieg im Großraum Stockholm in Vororten und nahe gelegenen Städten. Foto: //Antti Aimo-Koivisto

In Schweden herrscht ein Bandenkrieg um Drogenreviere. Doch nun soll der Haupt-Strippenzieher im Iran bei einer Verkehrskontrolle gefasst worden sein. Könnte das die Wende sein? Der 37-jährige Rawa Majid, genannt „der kurdische Fuchs“ führt seine Kriege gegen Konkurrenten aus der Türkei. Seit Dezember 2022 verschärften sich die Konflikte. Zuerst wurde gegen einen Konkurrenten gekämpft, dann gegen den ehemaligen Vertrauten Ismail Abdo, der die Drogenbande mit dem Namen „Foxtrott“ aufspaltete. Schwedens Regierungschef Ulf Kristersson hat die Nachricht von der Festnahme bestätigt, jedoch noch nicht kommentiert. Anhänger des „Fuchses“ behaupten, dieser sei weiterhin auf freiem Fuß.

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Die schwedische Öffentlichkeit scheint dennoch aufzuatmen, denn der Wunsch nach einem Ende des Bombens und Schießens ist groß. Noch in der Nacht auf Dienstag gab es im Raum Stockholm wieder zwei Brandanschläge, welche die Polizei diesem Konflikt zurechnet. Majid wird zwar schon lange mit internationalem Haftbefehl gesucht, doch sein Fall ist kompliziert.

Schwedens Regierung ist abhängig von Ankaras Wohlwollen

Der Gangsterboss ist ursprünglich iranischer Staatsbürger, er kam als Kind nach Schweden. Nach einer dort verbüßten Haftstrafe 2018 verließ er das Königreich und konnte 2020 die türkische Staatsbürgerschaft erkaufen. Eine Auslieferung ist darum erschwert, auch soll der 37-jährige nach schwedischen Quellen von einem Polizeichef in Istanbul protegiert werden.

Die Mitte-Rechts-Regierung in Stockholm ist zudem vom Wohlwollen der Führung in Ankara abhängig. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat zwar im Sommer für Oktober die Ratifizierung des schwedischen Nato-Antrags versprochen, stellt jedoch Bedingungen wie etwa die Lieferung von F-16 Kampfjets der USA. Diese halten die Flugzeuge aufgrund von Erdogans Kreml-Nähe noch zurück.

Der Ministerpräsident braucht Erfolge

Aber auch die Festnahme im Iran, ein Land, das massiv den Terrorangriff der Hamas gegen Israel vorbereitet hatte, macht den Fall nicht unkomplizierter. Experten gehen davon aus, dass die Führung in Teheran einen Kuhhandel mit Stockholm über die Auslieferung des Kurden beginnen wird. Der Iran wie auch die Türkei haben Auslieferungsforderungen gegen Regime-Gegner in Schweden am Laufen.

Doch die bürgerliche Minderheitsregierung, welche von der Toleranz der rechten Schwedendemokraten im Parlament abhängig ist, braucht dringend Resultate. Die Parteien der Dreier-Koalition haben im vergangene Jahr unter anderem mit dem Versprechen die Wahlen gewonnen, die Bandenkriege einzudämmen. So wird das Polizeipersonal derzeit aufgestockt. Zu tun gibt es viel.

Brandstiftung an mehreren Häusern

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Brandstiftung
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