Bares für Rares Ein Liebesbrief aus Coburg im ZDF

In der ZDF-Sendung „Bares für Rares“ wechselt ein kalligrafisches Blatt, das Herzog Ernst II. seiner Alexandrine geschenkt hat, für 3000 Euro den Besitzer.

 
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Es ist jener Coup, auf den wohl alle Flohmarktgänger hoffen. Vor mehr als 30 Jahren erstand Hubert Clemens aus Reil an der Mosel ein Blatt Papier, das er für einen Druck hielt. Darauf Wappen, Bilder von Schlössern und ein Liebesgedicht. Keine 20 Mark will er für das Papier gezahlt haben. Am Mittwochabend offenbart sich in der Sendung „Bares für Rares“ jedoch, er hat ein jahrhundertealtes Stück Coburger Geschichte erstanden.

Detlev Kümmel, Experte der ZDF-Sendung, in der jeder Fundstücke aus Keller oder Garage schätzen lassen kann, erklärt Hubert Clemens, welch Griff er einst auf dem Flohmarkt gemacht hat: Nämlich ein gemaltes Bild von Ernst Schütze, einem Kalligrafen, der bekannt war für seine Schriften und Miniaturzeichnungen. Aber damit nicht genug: Das Papier stammt aus dem Jahre 1850 und wurde im Auftrag von Ernst II., dem Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha angefertigt. „Es war ein Geschenk an seine Frau, die Herzogin Alexandrine, zum 30. Geburtstag“, so Kümmel. „Die Ehe der beiden galt als sehr harmonisch“, weiß der Experte. Daher sei es nicht verwunderlich, dass Ernst seiner Alexandrine einen Lobgesang in Form von Kreuzreimen gewidmet und diese wahrscheinlich sogar selbst gedichtet hat. „Mein Gott, was war der Mann verliebt“, entfuhr es daraufhin Moderator Horst Lichter.

Die Illustrationen auf dem Papier wurden von Detlev Kümmel als Schlösser aus Baden – der Heimat von Alexandrine – und dem Schloss Callenberg in Coburg identifiziert. In Callenberg haben Ernst und Alexandrine geheiratet und auch gelebt. Und auch von einem dortigen Hundefriedhof wusste Kümmel zu berichten, auf dem die liebsten Hunde des Herzogs ihre letzte Ruhe gefunden hätten. Zwei gemalte Hunde im unteren Bereich des Papiers stünden wahrscheinlich stellvertretend für seine Tiere, so der Experte, der voll des Lobes über die Rarität war, die der 78-jährige Hubert Clemens mit in die Sendung gebracht hatte. „Ein handgeschriebener, handgemalter Liebesbrief in sehr, sehr gutem Erhaltungszustand. In der Mitte ist zwar ein Stück Papier eingerissen, aber nichts im Motiv ist beschädigt“, schwärmte der Kunstexperte. „Unfassbar“, raunte auch Moderator Horst Lichter.

Zum Konzept von „Bares für Rares“ gehört, dass die Besitzer der Fundstücke verraten, welchen Betrag sie sich von einem Verkauf erwarten. „Mindestens 500 Euro“ wollte Hubert Clemens haben. Aber am liebsten vor allem einen Betrag, „der durch vier teilbar ist“, damit er die Spardose der vier Enkel füllen könnte. Damit lag der 78-Jährige jedoch weit unter der Schätzung des Experten. Detlev Kümmel bezifferte den Wert des kalligrafischen Blattes auf stolze 2000 bis 2500 Euro. Mit dieser Einschätzung trat Besitzer Clemens vor die potenziellen Käufer, deren Interesse schnell geweckt war. Am Ende kam das Höchstgebot von Wolfgang Pauritsch. Er gilt als einer der beliebtesten Auktionatoren Deutschlands und betreibt im Allgäu ein Kunst- und Aktionshaus. 3000 Euro zahlte er für das Blatt, dessen Zukunft er schon vor sich sah: „Es wird in einem Museum landen.“

Am Tag nach der Ausstrahlung der Sendung im ZDF war man auch im Coburger Herzoghaus auf den Liebesbrief von Ernst II. an Alexandrine aufmerksam geworden. „Prinz Hubertus ist im Laufe des Tages schon dazu angesprochen worden“, hieß es aus dem Sekretariat der Stiftung der Herzog von Sachen-Coburg und Gotha’schen Familie. Dem Hause würden regelmäßig Objekte und historische Fundstücke angeboten, in den letzten Jahren sei es jedoch nie zu Ankäufen gekommen. Gleichwohl könne man sich vorstellen, dass das kalligrafische Blatt gut in die Kunstsammlungen der Veste Coburg passen würde, teilte das Sekretariat mit.

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