Vom Spielen ausgeschlossen Spendenaktion für barrierefreie Spielplätze in Coburg

Viele Coburger Spielplätze sind barrierefrei erreichbar. Doch die Geräte sind selten für Rollstuhlfahrer ausgelegt. Das möchte ein Coburger ändern und bittet um Hilfe.

 
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Peter Tretau will das wirklich alle Kinder auf Coburgs Spielplätzen spielen können. Foto: /Frank Wunderatsch

Sie toben und schreien und verausgaben sich mal so richtig: Kinder lieben Spielplätze und auch Eltern sind froh, ihre Kleinen mal ein bisschen in freier Natur rennen lassen zu können. Die Vestestadt ist mit 40 Spielplätzen unterschiedlichster Ausstattung gesegnet: Kletterbäume, Seilbahnen oder Bewegungsparcours kommen häufig zu Schaukel, Rutsche und Karussell noch dazu. Das ist für alle Einwohner wunderbar, deren Kinder nicht unter körperlichen Einschränkungen zu leiden haben. Denn Letztere werden an inklusiven Spielgeräten, wie sie Rollstuhlfahrer oder Kinder mit Krücken brauchen, sehr wenig Auswahl finden, beklagt Peter Tretau, Behindertenbeauftragter der Stadt Coburg: „Nichts ist trauriger, als ein Kind im Rollstuhl auf einem Spielplatz zu sehen, wo er oder sie nicht mitspielen kann!“

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Coburg aus Sicht von Rollstuhlfahrern

Darum möchte er eine Spendenaktion ins Leben rufen, um Coburgs Spielplätze für alle Kinder zu einem Ort der Freude zu machen. „Die ersten zweihundert Euro von Spendern sind schon auf dem Konto, dabei gibt es noch nicht einmal einen Flyer“, sagt Tretau bewegt, über Mundpropaganda hatten die ersten schon von seinem Projekt erfahren.

Der Behindertenbeauftragte kämpft seit Jahren in der Vestestadt für mehr Inklusion, also für einfachere Teilhabe von Menschen mit Behinderung am alltäglichen Leben. Dafür braucht es nicht nur Rollstuhlrampen, um in ein Gebäude zu kommen, sondern auch spezielle Ausstattung wie Behinderten-Toiletten, ausreichend große Aufzüge, Parkautomaten und Waschbecken auf Griffhöhe eines sitzenden Menschen – und im Falle von Kindern: barrierefreie Spielgeräte. Kaum ein Mensch, der nicht selbst im Rollstuhl sitzt, kann sich vorstellen, wie schwierig es ist, sich in einer nicht für sie gebauten Infrastruktur zu bewegen. Um das kennenzulernen, musste sich Tretau in der Vergangenheit selbst in den Rollstuhl setzen. Seine Erfahrung: „Öffentlich zugängliche Gebäude haben eigentlich barrierefrei zu sein. Das wird häufig ignoriert. Und selbst wenn der Architekt Barrierefreiheit berücksichtigt, kriegen das die Baufirmen selten richtig gebaut.“ Zu enge Aufzüge, zu steile Rampen, miserabler Bodenbelag – auf so etwas achte keiner, der nicht im Rollstuhl sitze. Kopfsteinpflaster, Treppen und Stufen erschwerten die Bewegung im öffentlichen Raum. Auf Toiletten würden Haltegriffe, Rückenlehnen oder gar Kleiderhaken fehlen, beklagt der 76-Jährige: „Rollstuhlfahrer müssen sich aufwendig umziehen, das dauert und ist nicht einfach. Mit den Augen eines Rollstuhlfahrers gesehen, ist Coburg ein äußerst schwieriges Pflaster.“

Schnellere Hilfe mit Spenden

Inklusion ist aber kompliziert und teuer. Ein ordentlich ausgestattetes barrierefreies WC nach DIN 18040 – 1 Norm muss schon 15 Kriterien erfüllen, sonst gilt es nicht als barrierefrei. Rollstuhlfähige Aktivburgen, Karussells oder Wippen kosten schnell mehr als 10 000 Euro. Öffentliche Toiletten oder gar Komplettsanierungen kosten noch mehr. Wenn es um so hohe Summen gehe, höre Peter Tretau viele Versprechungen, doch passieren würde wenig: „Solange es im Budget ist und Kleinigkeiten sind, wird es schnell gemacht. Aber bei größeren Projekten stoße ich bei Stadt und Wohnbaugesellschaft auf taube Ohren oder bekomme leere Versprechungen.“ Zumindest auf dem Spielplatz in der Kleinen Johannisgasse soll jetzt mithilfe des Grünflächenamts ein rollstuhlgerechtes Karussell eingerichtet werden. Am liebsten würde Tretau alle Coburger Spielplätze so inklusiv gestalten, doch bei den enormen Kosten sehe er im Stadtrat wenig Aussicht auf Erfolg. Darum hat er nun die Spendenaktion ins Leben gerufen, um die notwendigen Geräte finanzieren zu können. Tretau hofft auf die Coburger: „Mit der Unterstützung der Bürger können wir behinderten Kindern und ihren Eltern im Landkreis und Stadt Coburg eine große Freude machen. Damit Kinder im Rollstuhl nicht mehr den anderen beim Spielen zugucken müssen.“

Wer diese Spendenaktion unterstützen möchte, kann sich für weitere Informationen über das Spendenkonto unter 09561/6791100 an den Behindertenbeauftragten der Stadt Coburg, Peter Tretau, wenden.