Baumfällung in Rödental Die Sorgen-Allee

Bürgermeister Marco Steiner spricht von einer Verkehrssicherungsmaßnahme, die kurzfristig durchgeführt werden musste. Foto: Frank Wunderatsch/Neue Presse

Ende Mai teilt Revierleiter Fabian Hecker dem Bau- und Umweltsenat der Stadt Rödental mit, dass nahezu sämtliche Bäume am „Schleifer“ gefällt werden müssten. Der Bund Naturschutz widerspricht vehement. Nun liegen die ersten Eschen am Boden – und der Ärger ist da.

 
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Ein Schock – als solchen bezeichnet Heike Heß die Nachricht, die in der vergangenen Woche zu ihr durchdrang. Der Inhalt: Die Fällarbeiten am sogenannten Schleifer in Rödental, einem von der Nikolaus-A.-Otto-Straße abgehenden Wirtschaftsweg, hätten begonnen. „Obwohl wir“, sagt die Frau vom Bund Naturschutz in Bayern (BN), genauer: Kreisgruppe Coburg, „noch gar nicht einbezogen worden sind und obwohl keine Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde vorlag.“

Um was geht es? Ende Mai hatte Revierleiter Fabian Hecker bei einem Ortstermin den Mitgliedern des städtischen Bau- und Umweltsenats mitgeteilt, dass sich fast alle Bäume der Allee entlang des Weges in einem Zustand befänden, der eine Entnahme unabdingbar mache (die Neue Presse berichtete). Diese besteht vornehmlich aus Eschen, die bis zu 30 Meter hoch sind, mehr als 100 Jahre alt. Dazu gesellen sich Eichen, Ahorne, Apfelbäume und so fort.

Der Förster erläuterte, dass es nicht nur das Eschentriebsterben sei, welches Probleme bereite, sondern dass die Stämme zudem von Pilzen befallen seien. Folge sei, dass nicht nur Äste herabfallen, sondern ganze Bäume umstürzen könnten. „Die Verkehrssicherungspflicht lässt uns hier keinen Spielraum“, so Hecker, die Bayerischen Staatsforsten müssten daher tätig werden. Ihnen gehört ein Teil der Allee, wenn man so will: der mittlere Abschnitt. Die übrigen Bäume stehen auf Land in Besitz der Stadt. Bürgermeister Marco Steiner (Freie Wähler) schloss sich dem Revierleiter an: Für die Kommune bestehe ebenso Handlungsbedarf.

Das Argument: Gefahr in Verzug

Der BN reagierte auf die Ankündigung mit einem offenen Brief von Anfang Juni an den Bürgermeister und die Stadträte. In diesem widerspricht Heike Heß, die das dreiseitige Schreiben signierte, dem Förster vehement. In dem Brief heißt es unter anderem: „Wir halten es für angebracht, jeden Baum einzeln in Augenschein zu nehmen (...). Im besten Fall von einem Baumpfleger/-sachverständigen, da der Forst bekanntlich einen ganz anderen Blickwinkel auf Bäume hat.“ Eine Antwort hat die Frau vom BN nach eigener Aussage bis zum heutigen Tag nicht erhalten. Die ersten Bäume jedoch sind, wie eingangs erwähnt, mittlerweile gefallen.

Wobei sich die Arbeiten bislang auf den vorderen Abschnitt der Sorgen-Allee beschränken: jenen Bereich also zwischen dem Bekleidungsgeschäft Adler und Schuh Mücke. Von den fraglichen 22 Bäumen, allesamt Eschen, mussten laut Bauhof sechs gefällt werden. Bürgermeister Steiner erklärt den Schritt auf Anfrage unserer Zeitung so: „Die Verkehrssicherungsmaßnahmen der Stadt Rödental mussten kurzfristig durchgeführt werden.“

Dazu sei im Vorfeld eine Kontrolle aller Bäume durch städtische Mitarbeiter erfolgt, die einen Lehrgang zum Baumkontrolleur abgeschlossen hätten. Bei den Diskussionen, so der Politiker von den Freien Wählern, entstehe gelegentlich der Eindruck, Stadtverwaltung beziehungsweise Bauhof hätten Freude daran, Bäume zu entfernen. Dem sei selbstverständlich nicht so. „Die den Kommunen auferlegte Verkehrssicherungspflicht lässt uns jedoch in Einzelfällen keine andere Wahl.“ Das Argument: Gefahr in Verzug, sozusagen.

„Damit ist es jetzt schon dahin“

„Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt“, nennt es Heike Heß lieber. „Unserer Meinung nach wäre es möglich gewesen, den Charakter der Allee im Ganzen zu erhalten, damit ist es jetzt schon dahin.“ Die BN-Frau hofft nun darauf, dass im hinteren Bereich sensibler gearbeitet werde. „Es klang bei Herrn Hecker ja so, als ob er alle Bäume fällen will.“

Eine Nachfrage beim Forstbetrieb Coburg liefert dahingehend keine neuen Erkenntnisse. Leiter Albert Schrenker berichtet am Telefon, dass sich sein Revierleiter derzeit in Elternzeit befinde und nicht vor Mitte Oktober zurückerwartet werde. „Und ich will keine Entscheidung hinter seinem Rücken treffen.“

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