Erschreckend ist, dass es auch in Ebern bereits mindestens eine konkrete Morddrohungen gegenüber einer Person gab, die sich gegen die „Abendspaziergänge“ ausspricht. Der Name dieser Person, die aus verständlichen Gründen anonym bleiben will, ist der Redaktion bekannt. In einem persönlichen Gespräch erzählt die Person von den Vorkommnissen: „Ich bekam einen Videoanruf von einer vermummten Person, die mit einem Messer bewaffnet war und mir mitteilte, ich dürfe bald in meinem persönlichen Splatterfilm mitspielen, wenn ich weiter so gegen die Abendspaziergänge wettere“. Der Vorfall sei bereits der Polizei gemeldet worden, die die Ermittlungen aufgenommen hat, so der Eberner Bürger, der gleichzeitig nochmals seine persönliche Meinung untermauert: „Wenn man sich mit Nazis solidarisiert und in ihren Reihen mitmarschiert, wird man zu deren Handlanger“.
Bürgermeister Jürgen Hennemann und alle Stadträte sowie Ortssprecher mahnen ebenfalls in einer Stellungnahme: „Es darf nicht sein, dass einer Minderheit der öffentliche Raum überlassen wird und Eberner Bürger sich vom braunen Mob unterwandern lassen. Diese Außendarstellung hat unsere Stadt, haben die aktiven und engagierten Bürgerinnen und Bürger Eberns nicht verdient“. Weiterhin riefen die Kommunalpolitiker gemeinsam dazu auf, ein Zeichen zu setzen und am Mittwochabend „braune Mülltonne an die Demonstrationsstrecke“ zu stellen, „um zu zeigen, wo rechtsextremes und Querdenker-Gedankengut hingehört“. Das nahmen die Querdenker zum Anlass, beleidigende Fotomontagen in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Ein Foto zeigt ein Kind mit dem Kopf des Eberner Ebers, das Biomüll in eine Tonne geben will. In dieser ist der Kopf des Eberner Bürgermeisters angebracht. Eine andere Fotomontage mit dem Konterfei von Jürgen Hennemann hat die Aufschrift: „Mama, kommst Du mal kurz? Die ärgern mich wieder im Telegram“. Das Stadtoberhaupt sagte dazu: „Da muss man durch, wenn man geradlinig ist. Aber irgendwann reicht es“.
Währenddessen wird in den sozialen Medien schon ein weiterer Spaziergang für den 5. Januar angekündigt. Jedoch schrieb das Landratsamt Haßberge schon Anfang dieser Woche, dass es sich „In Abhängigkeit vom Ablauf der kommenden Versammlung, insbesondere der Einhaltung der Anordnungen in der Allgemeinverfügung“, für kommende Märsche eine Verschärfung bis hin zu einem Verbot solcher Versammlungen ausdrücklich vorbehält.
Landrat Wilhelm Schneider und Bürgermeister Jürgen Hennemann appellierten nochmals eindringlich an die Bürger: „Wer etwas für Freiheit und Demokratie tun möchte, darf sich nicht in die Gefahr begeben, mit Rechtsextremisten gemeine Sache zu machen“. Beide Kommunalpolitiker warnen eindringlich, sich nicht instrumentalisieren zu lassen und sich von solchen „Spaziergängen“ fernzuhalten.
Kommentar: Die Fassade des Harmlosen bröckelt
Am Mittwoch, 29. Dezember, gingen wieder zahlreiche Menschen in Ebern auf die Straße. Doch langsam wird deutlich, welche Interessen dadurch wirklich vertreten werden. So brüstet sich die neonazistische Partei „Dritter Weg“ am nächsten Morgen mit dem Aufmarsch. Spätestens jetzt sollte jedem klar sein, mit wem er da „spazieren geht“, findet unsere Autorin. Mehr dazu lesen Sie
HIER.