Weltkrieg forderte Millionen Opfer
Der von Hitler-Deutschland entfesselte Zweite Weltkrieg forderte nach unterschiedlichen Schätzungen weltweit zwischen 50 und über 60 Millionen Todesopfer, die Mehrheit davon Zivilisten. Besonders schwer traf es die Sowjetunion mit rund 27 Millionen Toten. Deutschland verlor etwa 6,3 Millionen Menschen, darunter viele Soldaten.
Der Krieg endete in Europa mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht, die am 8. Mai 1945 in Kraft trat. Zuvor hatten britische und amerikanische Truppen vom Westen her und sowjetische Soldaten aus dem Osten in verlustreichen Kämpfen weite Teile Deutschlands besetzt. In den Reihen der Roten Armee kämpften auch viele Ukrainer.
Die Kapitulationsurkunde wurde zweimal unterzeichnet – einmal im französischen Reims und dann nochmals im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst. Da war es in Moskau schon nach Mitternacht, weshalb Russland den 9. Mai als Tag der Kapitulation ansieht.
Botschafter von Russland und Belarus nicht eingeladen
Zu der Veranstaltung im Plenarsaal des Bundestags waren auch die in Deutschland vertretenen Diplomaten eingeladen, nicht aber die Botschafter von Russland und Belarus. Sie sind wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine unerwünscht, obwohl die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg mit Abstand die meisten Opfer zählte.
Auf der Zuschauertribüne im Reichstagsgebäude saßen unter anderem die Botschaft Israels und der Ukraine, Ron Prosor und Oleksii Makeiev, sowie der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster.
Makeiev begrüßte, dass Steinmeier die deutsche Verantwortung gegenüber der Ukraine angesprochen habe. Zugleich sagte er der dpa, es gebe keine Nachkriegszeit. "Es ist heute Krieg in Europa."
Steinmeier würdigt Beitrag der Roten Armee
Steinmeier dankte Amerikanern, Briten, Franzosen und allen anderen, die den Kampf gegen den nationalsozialistischen Terror geführt hätten. "Wir wissen auch, welchen Beitrag die Rote Armee dabei geleistet hat, Russen, Ukrainer, Weißrussen und alle, die in ihr gekämpft haben." Die Rote Armee habe Auschwitz befreit. Mindestens 13 Millionen dieser Soldaten und noch einmal so viele Zivilisten hätten ihr Leben verloren.
"All das vergessen wir auch nicht. Aber gerade deshalb treten wir den heutigen Geschichtslügen des Kreml entschieden entgegen. Auch wenn das morgen bei den Siegesfeiern in Moskau wieder behauptet werden sollte: Der Krieg gegen die Ukraine ist eben keine Fortsetzung des Kampfes gegen den Faschismus."
Putins Feldzug gegen ein freies, demokratisches Land habe nichts gemein mit dem Kampf gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft im Zweiten Weltkrieg. "Diese Geschichtslüge ist nichts als eine Verbrämung imperialen Wahns, schweren Unrechts und schwerster Verbrechen."
Gottesdienst und Kranzniederlegung zum Auftakt
Begonnen hatte das Gedenken mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. Daran nahmen - wie später an der Gedenkstunde - neben Steinmeier und Klöckner auch die Spitzen der anderen drei Verfassungsorgane teil: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger (SPD) und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth. Sie legten anschließend an der zentralen Gedenkstätte, der Neuen Wache in Berlin, Kränze nieder.
Siegermächte feiern mit Militärparaden
Der Sieg über das nationalsozialistische Deutschland wird auch in den Hauptstädten der Siegermächte gefeiert. Die größte Militärparade findet am morgigen Freitag in Moskau statt.