Beliebtes Festival ist Geschichte Adieu, Tambacher Sommer!

Nach fast 20 Jahren endet ein Kapitel Konzertgeschichte. Nicht wegen Corona: Veranstalter und Vermieter konnten sich nicht einigen.

 
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Coburg - BAP rockte auf kölsch und die Spider Murphy Gang auf gut boarisch, Richie Blackmore hielt Hof, Sweet, Slade und Smokie feierten die evergreenen 70er, Konstantin Wecker hieb in die Tasten und Justus Frantz tat es ebenso, Gregor Meyle war schon fast Stammgast, auch Albert Hammond gefiel’s so gut, dass er wiederkam.

Den Fans erging es genauso: Viele Stammgäste waren unter den gut 200000 Besuchern, die von 2001 bis 2019 nach Tambach pilgerten, um ganz besondere Sommerabende zu genießen – selbst wenn mal die Wolken brachen. „Vor allem die Stimmung war ein Teil des Erfolgs“, sagt Wolfgang Friedrich, Konzertveranstalter und „Vater“ des Tambacher Sommers. Nach zweijähriger Coronapause wollten er und sein Team den zwanzigsten Sommer im malerischen Schlosshof feiern – und alle Künstlerinnen und Künstler hatten zugesagt, ihre verschobenen Konzerte nachzuholen, unter ihnen Helge Schneider und Christina Stürmer.

Doch es wird kein Jubiläum geben. „Nach fast 20 Jahren und 200 Konzerten wird es ab 2022 keine Veranstaltungen mehr im romantischen Schlossinnenhof in Tambach geben. Der Tambacher Sommer im Rahmen des HUK Coburg Open Air Sommers ist damit Geschichte“, teilte die Rödentaler Agentur am Freitag mit. Das Aus für die traditionsreichen Freilichtkonzerte ist nicht Corona geschuldet: Veranstalter und Vermieter, die Familie zu Ortenburg, konnten sich nicht auf eine Vertragsverlängerung verständigen. „Den angebotenen Mietvertrag konnte ich nicht unterschreiben“, erklärt Wolfgang Friedrich, zu Nachbesserungen seien die Eigentümer des Schlosses nicht bereit gewesen.

Erschwerend hinzu kamen die Unwägbarkeiten der Pandemie: Unklar ist, ob und unter welchen Bedingungen Open-Airs im kommenden Jahr möglich sein werden. Der Schlosshof setzt den Möglichkeiten, Abstand zu halten, räumliche Grenzen: „Genehmigt sind 1500 Stühle, aber da sitzt man dicht an dicht“, so Friedrich. Sollte nur die Hälfte der Plätze genutzt werden können, mache der Aufwand keinen Sinn.

Nachdem kein Vertrag mit der Tambacher Schlossherrin zustande gekommen war, fahndete der Veranstalter deshalb nach einer geeigneten Ausweichspielstätte im Landkreis Coburg, die mindestens die Tambacher Dimension hat. „Wir haben gesucht wie die Weltmeister“, so Friedrich. Fündig wurde er nicht, doch die Thema Sommerkonzerte ist damit nicht abgehakt: Da die Etablierung einer neuen Reihe im kommenden Jahr ihm wenig sinnvoll scheint, blickt Friedrich schon auf 2023.

„Kaufmännisch schaue ich nach vorn“, erklärt der Veranstalter, doch Wehmut über den Abschied von Tambach verhehlt er nicht. Viel Herzblut floss in das Projekt, mit vielen Künstlern entwickelten sich freundschaftliche Beziehungen, es wuchs „das eingeschworene Tambach-Team“ und vor wie hinter hinter den Kulissen trugen sich „so viele wunderbare Geschichten“ zu.

Neben Musik und Comedy gab es mehrere Jahre auch Bildende Kunst beim Tambacher Sommer: Künstler/innen aus der Region verwandelten den Schlosshof mit originellen Objekten in eine Pop-Up-Galerie.

„Wir bedauern das Ende des Tambacher Sommers sehr und bedanken uns ausdrücklich bei den vielen treuen Besuchern, allen Künstlern, Helfern, Medienpartnern und nicht zuletzt beim langjährigen Hauptsponsor, der HUK Coburg“, erklärt Wolfgang Friedrich. Und er zollt den Fans Dank und Respekt, die die Verschiebungen akzeptiert haben: „Ich bewundere die Leute, die uns so lange die Stange gehalten haben.“ Sie müssen ihre Karten nun doch zurückgeben: Bis spätestens 31. März 2022 ist das an den Vorverkaufsstellen möglich, an denen sie erworben wurden. Ausnahme: Karten, die über die Stadt Coburg, die Touristinformation Hildburghausen oder über eine Vorverkaufsstelle der „inFranken GmbH“ gekauft wurden, müssen direkt bei der Konzertagentur zurückgegeben werden: ticket@konzertagentur-friedrich.de.

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