Benefizkonzert für Erdbebenopfer Lichtblick Musik

Ihre Heimatstadt liegt in Trümmern: Die Musikerinnen und Musiker des Hatay Academy Orchestra aus Antakya machen auf ihrer Benefiztournee auch in Coburg Station. Foto: Co burg Marketing

Bei dem verheerenden Erdbeben im Februar wurde die Großstadt Antakya im Südosten der Türkei weitgehend zerstört. Auf seiner Benefiz-Tournee durch Deutschland kommt das Hatay Academy Orchestra nach Coburg – mit einem Programm, das kulturelle Brücken baut.

 
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Die Schlagzeilen beherrschen längst andere Katastrophen. Doch was am 6. Februar 2023 im Südosten der Türkei und im Norden Syriens geschah, wird noch lange nachwirken: Etwa 60000 Menschen kamen bei dem verheerenden Erdbeben und den Folgebeben ums Leben, viele Orte wurden verwüstet. Mit am härtesten traf es die Großstadt Antakya, die praktisch ausgelöscht wurde. Die Heimat von fast 400000 Menschen liegt in Trümmern – und mit ihr ein geschichtsträchtiger Ort, der seit der Antike für ein Miteinander der Kulturen und Religionen stand.

Daran halten sich die Musikerinnen und Musiker des Hatay Academy Orchestra aus Antakya fest – und darauf wollen sie aufbauen. Vier Kollegen, viele Verwandte und Freunde haben sie durch das Erdbeben verloren, ihr Konzertsaal existiert nicht mehr, mit ihm wurden auch viele Instrumente zerstört. Doch resignieren wollen die Künstler nicht: In Zelten probten sie für ihre Benefiztournee durch Deutschland, mit der sie die Existenz ihres professionellen Sinfonieorchesters sichern möchten.

Leben zwischen Ruinen

Eine der sechs Stationen ist Coburg, wo das 65-köpfige Ensemble am Donnerstag, 2. November, im Kongresshaus gastiert. Arrangiert hat das Gastspiel die Coburgerin Sema Güleryüz, die selbst aus Antakya stammt und seit dem Erdbeben Hilfsaktionen für die Katastrophenopfer organisiert. Sie kennt die schreckliche Situation in ihrer alten Heimat: „Die Menschen sind in umliegende Städte geflüchtet oder sie leben in Containern und Zelten. In einstöckigen Häusern, die nicht zerstört wurden, leben bis zu 25 Leute“.

Auch die meisten Mitglieder des 2019 gegründeten Orchester sind obdachlos, „die Musik ist ihr einziger Lichtblick“, weiß Sema Güleryüz. Ein Lichtblick, dessen es nicht nur in Anbetracht von Naturkatastrophen dringend bedarf: Auch gegen die zerstörerische Zwietracht der Ideologen und religiöse Intoleranz setzen die Musiker aus der einstigen Weltstadt ein Zeichen. Neben klassischen Werken und populärer Filmmusik gehören anatolische Stücke ebenso zu ihrem Repertoire wie Kompositionen aus der jüdischen, christlich-orthodoxen, muslimischen, aber auch alevitischen Kultur oder Lieder aus dem orientalischen und europäischen Sprachraum.

Schmelztiegel der Kulturen

Kulturelle Vielfalt zeichnete Antakya schon in der Antike aus, als die Stadt noch Antiochia hieß, nach Rom und Alexandria die drittgrößte Stadt der Welt war und als Schmelztiegel der drei großen Weltreligionen fungierte. Jahrhunderte lang prägte die 300 v. Chr. gegründete Handelsmetropole mit ihrer kulturellen Vielfalt die Geschichte der Region.

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