Tankrabatt kam beim Verbraucher an
Ein Barrel Rohöl der Sorte Brent kostet Mitte September etwas mehr als 93 Dollar. Damit ist Rohöl ungefähr so teuer wie im Februar, vor Beginn des Ukraine-Konflikts. Der ADAC sieht im Rückgang der Spritpreise hingegen nur einen ersten Schritt zur überfälligen Anpassung an die fundamentalen Rahmenbedingungen. So ist Diesel im landesweiten Durchschnitt knapp 17,2 Cent teurer als Super E10. So groß war die Differenz zwischen den beiden Sorten ohne den Sondereffekt des Tankrabatts noch nie. „Weder der Rohölpreis noch der Euro-Dollar-Wechselkurs spiegeln das aktuelle Preisniveau an den Zapfsäulen wieder“, teilt der Automobilclub in einer Pressemitteilung mit. Nach wie vor seien die Kraftstoffpreise viel zu hoch und das Potenzial für Preissenkungen erheblich. „Nicht auszuschließen ist, dass das massiv überhöhte Preisniveau mehr Autofahrer als sonst dazu gebracht hat, vor dem Tanken die Preise zu vergleichen und gezielt zu einem relativ günstigen Tankzeitpunkt die günstigste Tankstelle aufzusuchen.“ So könne die Differenz zwischen verschiedenen Anbietern bis zu sieben Cent betragen. Am günstigsten fließt der Kraftstoff laut einer aktuellen Studie des ADAC in der Regel zwischen 18 und 19 Uhr sowie 20 und 22 Uhr aus den unterirdischen Benzintanks.
Heiß diskutiert wird auch die Frage, ob der Tankrabatt überhaupt bei den Verbrauchern angekommen ist. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München (Ifo-Institut) kommt zu dem Ergebnis, dass der Tankrabatt auf Benzin zu 85 Prozent an den Zapfsäulen ankam, beim Diesel sogar vollständig. Da die Energiesteuer auf den Liter berechnet wird und nicht auf den Benzinpreis, nimmt der Staat nicht mehr Energiesteuer ein, wenn die Spritpreise steigen. Je höher der Benzinpreis, desto weniger macht die Energiesteuer prozentual vom Benzinpreis aus. Die hohen Benzinpreise haben also nichts mit der Energiesteuer zu tun.
Doch die Autofahrer der Vestestadt schmerzen die hohen Benzinpreise an der Zapfpistole natürlich sehr. So wie Helmut Neuhaus, der seinen Fiat noch schnell in Dörfles-Esbach nachfüllt. „Ich traue dem Frieden noch nicht so richtig“, resümiert der 60-jährige Rödentaler. „Wahrscheinlich ziehen die Preise in den kommenden Wochen wieder richtig an. Irgendeine Ausrede wird ja immer präsentiert, um an der Preisschraube drehen zu können. Daher hoffe ich, dass die Preise noch ein paar Tage möglichst unter zwei Euro bleiben.“