EU-Außenbeauftragte Kallas betonte, der russische Angriffskrieg und die geopolitischen Verschiebungen machten die Bedeutung einer EU-Erweiterung deutlich. Sie sei notwendig, wenn die Europäische Union auf der Weltbühne eine stärkere Rolle spielen wolle, sagte Kallas. Chancen böten sich nicht oft, aber jetzt sei das Fenster weit geöffnet. "Gleichzeitig werden wir keine Abstriche machen und wir werden keine Abkürzungen anbieten", fügte die estnische Politikerin hinzu.
Georgien nur noch auf dem Papier Beitrittskandidat
Schon jetzt als äußerst schwierige Fälle gelten die Beitrittskandidatenländer Georgien und die Türkei, die auch in diesem Jahr wieder ein negatives Zeugnis ausgestellt bekommen. Zu Georgien heißt es, das Land sei angesichts des Kurses der aktuellen Regierung nur noch auf dem Papier ein Beitrittskandidat. Erweiterungskommissarin Kos betonte, die georgischen Behörden müssten dringend ihren Kurs ändern und auf die Forderung ihrer Bürger nach einer europäischen Zukunft reagieren.
Als Beispiele werden die Verabschiedung repressiver Gesetze, eine politische Instrumentalisierung der Justiz, die Verfolgung von Oppositionsführern sowie willkürliche Verhaftungen von Demonstrierenden und Journalistinnen und Journalisten genannt. In der Türkei wurden ebenfalls weitere Rückschritte in den Bereichen Grundrechte und Rechtsstaatlichkeit festgestellt. Das Land sollte diese rückgängig machen, wird in dem Bericht gefordert.