Bernd Franzkowiak Der Extrem-Wintersportler wird 75

Hans Haberzettl
Zahlreiche Fotos und Pokale erinnern an die Erfolge, die der Frohnlacher Unternehmer Bernd Franzkowiak als Extrem-Wintersportler feierte. Gute Kontakte pflegt er auch zu hochdekorierten Biathleten. Am Freitag feiert er seinen 75. Geburtstag. Foto: Hans Haberzettl

Der Frohnlacher Unternehmer Bernd Franzkowiak feiert am Freitag 75. Geburtstag. Einen Namen hat er sich vor allem als Extrem-Wintersportler gemacht.

 
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Die endlosen Schneewüsten Finnlands nördlich des Polarkreises faszinieren den Frohnlacher Unternehmer und Extrem-Skilangäufer Bernd Franzkowiak seit Jahrzehnten. Häufig ging er in der Loipe bei Extrem-Marathons oder bei Mehrtagesrennen körperlich und psychisch bis an die Grenzen dessen, was ein austrainierter Athlet zu leisten vermag. Am Freitag, 3. Februar, feiert der Wintersport-Weltenbummler seinen 75. Geburtstag. Im Gegensatz zu früheren Wiegenfesten, als die deutsche Biathlonelite ihm ihre Referenz erwies, lässt er es diesmal familiärer angehen. Der zweifache Vater und Großvater startet mit seiner Ehefrau Hannelore zu einem Urlaub in die Dolomiten mit Schwerpunkt Ski alpin.

Reichlich Bewegung, der Blick für die Schönheiten der Natur und in vielerlei Hinsicht seine Grenzen auszuloten – das gehörte von klein auf zu seinen Maximen. „Ich habe 65 Jahre lang bei jeder sich bietenden Gelegenheit Sport getrieben, begonnen habe ich mit der Leichtathletik. Bei der Bundeswehr bescheinigte man mir außergewöhnliche Ausdauerwerte, was sich in einer Sportförderkompanie bei Heeresmeisterschaften bewahrheitete“, betont der Jubilar. Nach seinem Grundwehrdienst konnte sich der gebürtige Frohnlacher aber beim Bund nicht weiter verpflichten, weil er im Kfz-Betrieb seines erkrankten Vaters Verantwortung übernehmen musste. 1975 machte er sich als Reifenhändler selbstständig. Sein Faible für den Wintersport ließ ihn in seiner Freizeit rasch zu einem Könner in der Loipe reifen. In den schneelosen Jahreszeiten pilgerte er vier bis fünf Mal pro Woche nach der Arbeit zur Ködeltalsperre im Frankenwald, um diese auf Skirollern zu umrunden.

Durch einen sportlichen Weggefährten wurde er auf eine weltweit ausgeschriebene Serie von Ultra-Skilangläufen in Europa und Nordamerika aufmerksam. „Bei zehn davon musst du unter gestrengen Auflagen finishen, um im Ski Races Yearbook verewigt zu werden. Als Auftakt hatte ich mir den Klassiker schlechthin, den legendären Vasalauf in Schweden über 90 Kilometer, im März 1981 ausgesucht.“ Die Fairness und die Begeisterung unter Tausenden von Teilnehmern und Zehntausenden von Fans entlang der Strecke hätten ihn damals überwältigt, erinnert er sich: „Es war für mich ein unbeschreibliches Erlebnis, das mich prägte.“

Bereits 1991 wurde er nach zehn Masters-Teilnahmen als Nummer 666 mit dem entsprechenden Diplom ausgezeichnet, was ihn weiter anspornte: „Ich hatte gelernt, die Grenzen meines Körpers auszuloten, bekam einen Riecher für das richtige Material und war süchtig danach, Dinge zu tun, die nur relativ wenigen Menschen vergönnt sind.“ Als das härteste Rennen seines Lebens wertet er den „Arctic Circle Race“ 1998. In den Weiten Grönlands galt es, in drei Tagesabschnitten insgesamt 160 Kilometer zu bewältigen. „Übernachtet wurde in Zelten bei Temperaturen von unter 20 Grad minus. Da musst du die richtige Ausrüstung haben und ein ganz harter Hund sein, um nicht aufzugeben. Das Schlimmste war tagsüber die eisige Luft mit Windstärken von sechs bis sieben. Die vom Spurgerät gezogenen Loipen waren oft schon nach wenigen Minuten total verblasen, sodass du dich wie im Blindflug fortbewegt hast“, beschreibt der Globetrotter.

Die längste und entbehrungsreichste Tour sei „Rajalta Rajalle hiihto“ – zu Deutsch: „von Grenze zu Grenze“ – 2001 über 444 Kilometer gewesen. Start war bei der russischen Grenze nahe des Eismeeres. Von dort ging es in sieben Tagesetappen quer durch Finnland bis nach Schweden. „Manchmal kam es mir fast so vor, als wenn sich die ewigen Schneeflächen in baum- und strauchloser Natur mit dem Horizont vermählten. Da bist du nahe dran, Halluzinationen zu bekommen“, erzählt der „Iceman“, wie er genannt wird. Dass auch Mitteleuropa Herausforderungen bereithält, bekam er beim Rucksacklauf im Hochschwarzwald über 100 Kilometer zu spüren: „Die Strecke gleicht einer Berg- und Talbahn mit vielen Aufstiegen von insgesamt über 2100 Höhenmetern. Du bist völlig auf dich allein angewiesen und musst einen Rucksack mit einem acht Kilogramm schweren Überlebenspaket auf dem Rücken tragen. Das war das Extremste, was ich an einem Tag erlebt habe.“

Auch als Förderer des Wintersports in der Deutschen Sporthilfe trat Franzkowiak in Erscheinung, wobei ihn der Biathlon-Virus überwältigte. Bei Weltcups in Oberhof, Ruhpolding, Hochfilzen und Antholz baute er Verbindungen zur nationalen Elite auf. Beim Ebersdorfer Kirchweihmarkt gaben sich jahrelang hochdekorierte Skijäger an Franzkowiaks Stand ein Stelldichein, etwa Uschi Disl, Sven Fischer, Fritz Fischer, Kati Wilhelm, Andrea Henkel, Evi Sachenbacher und Michael Greis. „Diese Highlights gingen als Alleinstellungsmerkmal in die Annalen der Gemeinde Ebersdorf ein“, verkündet er stolz.

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