Berufskarriere Vom Rennwagen zum Heizungsbau

Peter Tischer

Jahrelang war Tim Wenzel aus Ketschenbach im Motorsport unterwegs – in Asien ebenso wie in Südamerika. Doch seit wenigen Jahren lebt er wieder in Neustadt. Und ist in einem ganz anderen Bereich aktiv.

 
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Tim Wenzel (Mitte) bei seiner früheren Tätigkeit als Ingenieur im Motorsport. Heute fungiert er als Geschäftführer der Wenzel GmbH in Ketschenbach. Foto: Roland Hasenmueller/Roland Hasenmueller

Handwerk hat goldenen Boden, heißt es im Volksmund. Und wie so oft ist an dem Spruch etwas Wahres dran. Wohl ein Grund für Tim Wenzel, den Familienbetrieb in Ketschenbach von seinem Vater Udo zu übernehmen: „Das Handwerk erlebt gerade einen Wandel. Die Nachfrage steigt, und die Löhne und Gehälter sind auf einem attraktiven Level, sodass sich Arbeit im Handwerk auch wieder lohnt und man gutes Geld verdienen kann“, sagt er.

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Der Handwerksbetrieb für Wasser, Wärme und Bäder ist zwar seit 1963 in der Region verwurzelt. Doch die Übernahme ist alles andere als selbstverständlich – obwohl Vater und Sohn denselben Beruf haben und jahrelang Seite an Seite gearbeitet haben. „Ich bin zwar in Neustadt aufgewachsen, aber von klein auf schon immer im Motorsport unterwegs gewesen“, blickt Tim Wenzel zurück. 2008 absolvierte er die Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker im ehemaligen Rennteam, wo er auch schon in der deutschen Kart-Meisterschaft unterwegs war. Nach der Ausbildung meisterte er ein Ingenieur- und Master-Studium im Bereich Fahrzeugtechnik und Motorsport. „Während des Studiums war ich immer als Techniker weltweit unterwegs, von Südamerika bis Asien, bei der FIA GT Weltmeisterschaft“, zeigt er auf.

2012 zog es ihn für ein Jahr in die USA zu einem Auslandssemester, wobei er in Miami lebte und in einem US-amerikanischen Motorsport-Team tätig war. „Insgesamt habe ich über zehn Jahre als Techniker und Ingenieur im Motorsport gearbeitet“, fasst der 35-Jährige zusammen, „die letzten acht Jahre in einem Motorsport-Unternehmen in der Nähe von Augsburg als Ingenieur und Teammanager im Bereich Motorsport, wie DTM, ADAC GT Masters, Porsche Markenpokale, deutsche und europäische Rallyemeisterschaft.“ Warum lebt er nun wieder in Neustadt? „Das war 2019, als unsere Tochter geboren wurde. Da fiel die Entscheidung, gemeinsam mit der Familie wieder zurück in die Heimat zu kehren“, erzählt er. 2021 erfolgten die Planung und Einarbeitung im Familienbetrieb, das Jahr darauf der offizielle Einstieg. „2022 absolvierte ich auch eine Ausbildung zum Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik-Kundendiensttechniker“, zeigt Tim Wenzel auf. „2023 folgte die Qualifizierung zur sachkundigen Person für Wärmepumpensysteme nach VDI 4645.“

Keine leichte Zeit für ihn und seine Familie, zu der neben Ehefrau Nadja auch Tochter Matilda und Sohn Till zählen: „Es war halt ein langwieriger Prozess der Firmenübergabe, mit vielen bürokratischen Hürden für junge Unternehmer, was es für das Handwerk schwer macht.“ Bereut hat Tim Wenzel den Schritt vom Motorsport zum Handwerk trotzdem nicht. Zum einen hätten ihn persönliche Gründe wie Familie und Heimatverbundenheit dazu bewogen, zum anderen will er, dass der Familienbetrieb weiter besteht. „Und schließlich habe ich auch eine soziale Verantwortung für unser tolles Team mit langjährigen Mitarbeitern“, betont er.

Zudem bringt Tim Wenzel technisches Verständnis und Hintergrundkenntnisse aus der Forschung und Entwicklung als Ingenieur mit. „Da fällt es mir einfach leichter, mich auf neue Technologien wie Wärmepumpensysteme oder erneuerbare Energien einzustellen“, sagt er. Außerdem hätten ihm die Eltern freie Hand gelassen – „es gab nie Druck, die Firma übernehmen zu müssen“. Der Jungunternehmer ist froh, dass ihn Vater Udo Wenzel als Pensionär und erfahrener Heizungsbaumeister noch unterstützt. Zudem sieht er das Firmenteam als perfekten Mix aus jungen und motivierten sowie sehr erfahrenen Monteuren im Bereich Bäder- und Heizungsbau an. Auch im Service setze man auf langjährige Erfahrung. „Der Titel ‚Familienbetrieb‘ wird bei uns noch gelebt und steht nicht nur so auf unserer Fahne, bei uns zählt die Menschlichkeit“, stellt Tim Wenzel heraus, der seit Dezember 2023 als Geschäftsführer fungiert, in dritter Generation.

1963 hatte sein Großvater Max Wenzel das Familienunternehmen gegründet, 1991 erfolgte die Übernahme durch Udo Wenzel. Die Eröffnung der Bäderausstellung im Jahr 2000 bildet einen weiteren Meilenstein in der Firmengeschichte. Die Wenzel GmbH beschäftigt derzeit zehn Mitarbeiter.