Metzgershaus Heilgersdorf Heilgersdorf: 300 Jahre im Familienbesitz

Erika Engelhardt und Enkel Toni Schleicher bei der Übergabe der Urkunde durch Wolfgang Schultheiß. Foto: Lukas Schäfer

Bis heute leben vier Generationen auf dem Hof der Familie Schleicher. Das „Metzgerhaus“ wurde nun vom Bauernverband mit einer Urkunde ausgezeichnet.

 
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Auf den ersten Blick sieht man dem Hof im Ortskern von Heilgersdorf sein tatsächliches Alter nicht an. Für den ortsunkundigen Besucher wirkt das sogenannte „Metzgershaus“ wie ein völlig herkömmliches modernes Anwesen. Dabei befindet sich der Hof bereits seit über 300 Jahren ununterbrochen im Familienbesitz der Schleichers, die ihn seit mehreren Generationen erhalten und sogar immer weiter modernisieren. Diese Leistung wurde nun mit einer besonderen Urkunde vom Bayerischen Bauernverband geehrt: mit einem Eintrag in die Altbesitzmatrikel. „Seit über 50 Jahren ehrt der Bayerische Bauernverband alteingesessene Bauerngeschlechter“, erklärte Kreisobmann Martin Flohrschütz. „Geehrt wird ein Bauerngeschlecht, das seit mindestens 200 Jahren ohne Unterbrechung im männlichen oder weiblichen Stamm beziehungsweise in der Familiengemeinschaft auf dem gleichen Hof sitzt.“ Und so hatten die Schleichers an diesem Tag gleich doppelten Anlass zum Feiern: Den 90. Geburtstag von Urgroßmutter Erika Engelhardt und die feierliche Übergabe der Urkunde an Toni Schleicher.

Für den 34-Jährigen Familienvater, der hauptberuflich bei Brose in Bamberg arbeitet, ist die Auszeichnung eine besondere Ehre und gleichzeitig ein Ansporn für die Zukunft. „Klar wird die Urkunde einen ganz besonderen Platz bei uns bekommen, aber sie bedeutet auch eine Menge Verantwortung. Bei zehn Hektar Land gibt es immer etwas zu tun, aber die Arbeit macht wahnsinnig Spaß. Insgesamt leben vier Generationen auf dem Gehöft.“

Das Wohnhaus, das von der Straße völlig modern aussieht, steht bis heute auf den Grundmauern, die einst die Vorfahren der Schleichers bei der Hofgründung errichtet haben. Laut familiärer Ahnenforschung geht diese zurück auf den Namen Conrad im Jahr 1701. Ein Zimmermann, der damals für den Bau des Dachstuhls von Schloss Heilgersdorf beauftragt war, kam mit der Tochter der Conrads zusammen. „Auf der Urkunde ist vermerkt, dass sich der Hof mindestens seit 1735 ununterbrochen im Besitz unserer Familie befindet. Dabei hat in diesem Jahr die erste Hofübergabe an die nächste Generation stattgefunden. Die erste unter dem Namen Engelhardt.“ Durch die Hochzeit von Nicole Engelhardt und Hans-Karl Schleicher, den Eltern von Toni Schleicher, wurden aus den Engelhardts die Schleichers. Somit ist das Geburtstagskind Erika die Letzte auf dem Anwesen mit dem Namen Engelhardt.

Nicole und Hans-Karl Schleicher haben das Gelände 1993 übernommen und es in den letzten knapp 30 Jahren immer weiter modernisiert. Im Jahr 2015 erfolgte die bislang letzte Hofübergabe an Sohn Toni. „Uns war es wichtig, die Übergabe möglichst nicht in die Länge zu ziehen, sondern früh an Toni zu übergeben“, erklärt Vater Hans-Karl Schleicher. „Toni legt großen Wert darauf, möglichst immer das Alte zu erhalten oder wiederherzustellen“, ergänzt Mutter Nicole. So wurde beispielsweise der alte Backofen wiederhergerichtet. Auch das ehemalige Schlachthaus, das bis heute namensprägend für das Anwesen ist, dient wieder in seiner alten Funktion. Auch wenn es heute eher als Lagerraum dient, nutzt es der Jäger Hans-Karl Schleicher gelegentlich für die Verarbeitung von Wild. Im Obergeschoss der Scheune befindet sich die moderne Wohnung von Toni Schleicher und seiner Frau Ulla. „Eigentlich sind wir fast in jedem Jahr ein größeres Projekt angegangen“, erinnert sich Toni Schleicher rückblickend. So hat das Grundstück trotz der Modernisierung seinen ursprünglichen Charakter nicht verloren.

Auch die nächste Familiengeneration steht schon in den Startlöchern. Tochter Anni wächst auf dem Hof in Heilgersdorf auf und kann von der Erfahrung ihrer Eltern lernen. Das war auch schon vor dreihundert Jahren so und wird sich wohl nie ändern. Die Urkunde soll die künftigen Generationen daran erinnern, den Hof und die Traditionen auch in Zukunft zu erhalten.

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