Welche Bedürfnisse haben Menschen, was das Wohnen angeht?
Eine Wohnung kann sechs Bedürfnisse erfüllen: Das Basisbedürfnis ist Sicherheit. Rückzug und Erholung und der Gegenpol dazu: Kommunikation und Geselligkeit. Hinzu kommen Selbstdarstellung – das Gestalten der eigenen Umgebung – sowie ästhetische Bedürfnisse. „Unter Letzteres fällt etwa, wie empfindlich oder sensibel ich gegenüber Dingen bin, die ich ästhetisch als abweichend betrachte“, erläutert Perfahl. Diese Bedürfnisse sind sehr unterschiedlich ausgeprägt und bestimmen, wie wohl wir uns in einer Wohnung fühlen. „Wie stark diese Bedürfnisse ausgeprägt sind, kann man mit Schlüsselfragen herausfinden“, erzählt Perfahl. Was die Sicherheit angeht, könne die Frage lauten: Kann man gut schlafen, auch wenn sich die Tür weder abschließen noch zuziehen lässt, weil das Schloss defekt ist?
Was machen viele falsch, was die Einrichtung angeht?
„In 80 Prozent der Wohnungen, die ich betrete, ist zu viel drin“, berichtet die Wohnpsychologin. Zudem sind Wohnungen oftmals nach Wohnidealen eingerichtet – und nicht nach den eigenen Bedürfnissen. Die Menschen haben eine rationale Vorstellung dessen, wie ideales Wohnen für sie aussieht – gespeist durch die eigene Wohngeschichte sowie von dem, was wir sehen und was die Wohn- und Möbelindustrie bereithält. „Mit diesen Eindrücken sind viele überfordert, weil sie nicht wissen, was zu ihnen passt und für sie gut ist – denn nur wenige Menschen setzen sich bewusst mit ihren eigenen Wohnbedürfnissen auseinander.“
Was die Psychologin empfiehlt
Weniger! „Als Nächstes geht es darum, Zusammenhänge zu schaffen und Zonen einzurichten“, so die Psychologin. Eine Bilderwand etwa wirke harmonischer und weniger überladen, wenn die Bilder in zwei Gruppen aufgeteilt und in einen klaren Zusammenhang gebracht sind. „Zonen kann man schaffen, indem man beispielsweise mit einem Teppich die Couch und den dazugehörigen Tisch gruppiert“, empfiehlt Perfahl. Das reduziere die Reizintensität, wirke ordentlicher, und die einzelnen Objekte seien präsenter.
Was bedeutet der Minimalismustrend für die Psyche?
Mit dem Aufkommen des Minimalismus wurde auch beim Wohnen mehr reflektiert, welche Stücke einem wirklich wichtig sind. „Und das ist beim Wohnen sehr wichtig: keine Sachen in der Wohnung stehen zu haben, die ich nicht mag“, betont die Expertin. Problematisch werde der Minimalismustrend erst, wenn etwa die Fläche zu klein werde, sodass die Wohnbedürfnisse nicht mehr adäquat erfüllt werden könnten. Im Tiny House etwa könnten manche Wohnbedürfnisse nicht mehr erfüllt werden – wie etwa sich zurückzuziehen, wenn man zu zweit ist, oder die Geselligkeit, weil nicht ausreichend Platz ist, um viele Leute einzuladen.