Im Gegenzug soll Netanjahu sich unter anderem für ein Gesetz starkgemacht haben, das Milchan Steuervergünstigungen in Millionenhöhe verschaffen sollte. Außerdem habe er ihm dabei geholfen, ein neues US-Visum zu erhalten.
Zudem soll Netanjahu versucht haben, unrechtmäßig Einfluss auf die Medienberichterstattung zu nehmen. Dabei soll er sich darum bemüht haben, sich in einem Deal mit einem Medienmogul eine positivere Berichterstattung in der regierungskritischen Zeitung "Jediot Achronot" zu sichern. Im Gegenzug habe Netanjahu Hilfe dabei in Aussicht gestellt, den Einfluss der auflagenstarken Gratiszeitung "Israel Hajom" zu schwächen, die lange als sein Sprachrohr galt.
Im dritten Fall wird Netanjahu verdächtigt, als Kommunikationsminister dem Unternehmen Bezeq rechtliche Begünstigungen gewährt zu haben. Im Austausch dagegen soll ein zum Konzern gehörendes Medium positiv über ihn berichtet haben. Netanjahu gab das Ministeramt 2017 ab.
Netanjahu war auch in der Affäre um einen millionenschweren U-Boot-Deal mit Deutschland befragt worden, galt aber nicht als Verdächtiger. Ihm wurde vorgeworfen, den U-Boot-Deal gegen den Willen von Militär und Verteidigungsministerium durchgesetzt zu haben. Die Polizei hatte im November erklärt, in dem Fall ausreichend Beweise für Anklagen gegen mehrere Verdächtige zu haben, darunter enge Vertraute Netanjahus.
Der Regierungschef hat bereits erklärt, auch im Falle einer Anklage gegen ihn nicht zurücktreten zu wollen. Er spricht von einer "Hexenjagd" auf ihn. Bereits in der Vergangenheit gab es Korruptionsverdachtsfälle gegen ihn, aber nie stand Netanjahu vor Gericht.
Anshel Pfeffer, Autor von "Bibi: The Turbulent Life and Times of Benjamin Netanyahu" (Bibi: Das turbulente Leben und die Zeiten von Benjamin Netanjahu), beschreibt den Regierungschef als Menschen mit zwei Gesichtern. "Wir sehen Netanjahu, den Staatsmann, der diplomatisch unglaublich aktiv ist, das ist sehr beeindruckend", sagt Pfeffer. "Auf der anderen Seite ist er sehr unsicher, paranoid, unter Druck, reagiert manchmal panisch, ein Lokalpolitiker, der um sein Überleben kämpft."
Die Menschen sähen angesichts der erwarteten Anklagen bereits mehr und mehr die schwache Seite von Netanjahu. "Im Moment ist es schwer vorstellbar, dass er nach einer Anklage eine Mehrheit behält, er wird dann gezwungen werden zu gehen", sagt Pfeffer. "Aber Netanjahu wurde schon so viele Male abgeschrieben, dass man vorsichtig sein muss mit solchen Aussagen."