Betrieb im Krisenmodus Thermen heizen weiter ein

Auch die Bäderbetriebe in der Region wollen Energie einsparen. Das soll allerdings nicht zulasten der Gäste gehen, die nach Corona gerade erst wieder zurückkehren.

 
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Licht und Elektrogeräte aus, Temperatur runter: Was für Privathaushalte und viele Unternehmen angesichts der Energiekrise gilt, stellt die Thermalbäder in der Region Coburg vor große Herausforderungen. Denn hier macht sich jedes Grad weniger im Wasser sofort bemerkbar.

In Bad Staffelstein haben die Becken eine Temperatur zwischen 28 und 36 Grad und das soll auch so bleiben. Das Heilwasser wird aus einer Tiefe von 1600 Metern gefördert und gilt mit 52 Grad als Bayerns wärmste Sole. Doch der Solegehalt in den Schwimmbecken liegt nur zwischen 3,5 und 12 Prozent, so Hans-Josef Stich, Geschäftsführer des Zweckverbands Thermalsolbad Bad Staffelstein und Werksleiter der Therme. Beheizt werden müssen die Becken also trotzdem, und das passiert über ein eigenes Biomasse Holzhackschnitzel Heizwerk. Nur in Spitzenzeiten müsse zusätzliches Gas genutzt werden. „Wir haben die Temperaturen nicht verändert, die Gäste würden eine Absenkung sehr stark bemerken. Wir hoffen, dass wir so gut durch den Winter kommen“, sagt er. Auch die elf Saunen auf dem Gelände werden weiter wie üblich geheizt. „Wir wollen dort, wo der Gast es spüren kann, keine Einschnitte machen“, erklärt Stich die Strategie des Betriebes. Einsparungen sollen also nur dort vorgenommen werden, wo es die Besucher nicht betrifft. „Wir wollen unser Angebot so lange wie möglich aufrecht halten“, sagt er.

Ohnehin sei in den vergangenen Jahren bei der Generalsanierung schon sehr viel getan worden, um Energie einzusparen, die Außenbecken werden zum Beispiel über Nacht abgedeckt, um ein Abkühlen möglichst zu verhindern. Nun gehe es lediglich noch um „kleine Stellschrauben“, wie Stich es formuliert. Dennoch musste er die Preise zum 1. September anpassen. „Wir haben mehr erhöht als sonst, was der allgemeinen Situation geschuldet ist“, erklärt er. Alles werde teurer, bei Salzsäure und Chlor, welches in der Therme zum Einsatz kommt, herrsche ein Mangel, was die Preise zusätzlich weiter in die Höhe treibe. „Der Unterhalt und Betrieb wird wesentlich teurer“, sagt der Betriebsleiter deutlich.

Schwer zu schaffen macht ihm die allgemeine Unsicherheit, langfristiges Planen sei unmöglich – und dieser Krisenmodus laufe nun schon seit zweieinhalb Jahren. „Die Rahmenbedingungen für uns sind völlig unklar, wir schauen von Tag zu Tag und wissen derzeit nicht, wie sich die Energiepreise entwickeln“, beschreibt Stich die Situation.

Vor der Coronapandemie zählte die Therme im Oktober über 70 000 Besucher, „2019 war für uns ein fantastisches Jahr, dort sind wir längst noch nicht wieder angekommen, auch wenn es kontinuierlich besser wird“ sagt Stich mit Blick auf die Entwicklung der Gästezahlen.

In der Therme Bad Rodach soll auch im Winter das Angebot aufrecht erhalten werden, welches im Sommer zur Verfügung stand, Becken und Saunen bleiben geöffnet. „Es werden keine Wasser- oder Lufttemperaturen abgesenkt, wir müssen darauf achten, dass wir weiterhin ein Stück Lebensqualität bieten“, erklärt Geschäftsführerin Stine Michel. Vor allem in den Wintermonaten leiste die Therme einen wichtigen Beitrag für die körperliche und psychische Gesundheit der Menschen.

Dennoch soll Energie eingespart werden. Als größten Energieverbraucher nennt Stine Michel den Saunabereich. Jedoch sei nicht der Regelbetrieb das Problem, sondern vielmehr das An- und Wiederaufheizen etwa bei Aufgüssen. Um das beliebte Ritual dennoch weiterhin anbieten zu können, soll es besser koordiniert und bei geringerem Besucheraufkommen in eine kleinere Sauna verlegt werden. „Hier gehen die Mitarbeiter der Therme direkt in das Gespräch mit unseren Gästen“, kündigt Michel an. Erklärtes Ziel sei es, den Energieverbrauch bis zu 15 Prozent zu reduzieren. Dabei helfe das Biomasse-Kraftwerk, welches einen Großteil der benötigten Wärme produziere. Zudem soll auf der weitläufigen Dachterrasse eine große Fotovoltaikanlage installiert werden. Auch die Vorbereitung von Fotovoltaikflächen auf der neu errichtet Sauna sind erledigt worden, so Stine Michel. Hinzu kommen viele kleine Maßnahmen, wie etwa eine von Tageszeit und Wetter abhängige Einschaltung der Lichter, das Vermeiden von Luftschleusen und die Überprüfung von technischen Abläufen. Im Sommer wurden zudem in den Außenbecken neue Abdeckplanen installiert, „das ist eine sehr sinnvolle Möglichkeit, um Energie zu sparen“, weiß Stine Michel. Sie berichtet, dass gleich nach Betriebsschluss die Planen über die Becken gezogen und erst kurz vor Baderöffnung wieder entfernt werden.

Insgesamt freut sich die Geschäftsführerin über die Rückkehr vieler Gäste nach der Coronapause, auch wenn noch nicht wieder der Stand von vor der Pandemie erreicht sei. Ob dieser Trend anhalten wird sei derzeit nur schwer abschätzbar. Angesichts von steigenden Kosten rechnet jedoch auch Stine Michel damit, in absehbarer Zeit die Eintrittspreise anpassen zu müssen.

Aquaria: Aufgüsse adè?

Die SÜC als Betreiberin des Coburger Aquaria wollte sich zu dem Thema mit Verweis auf eine Pressekonferenz in der kommenden Woche nicht äußern. Am Dienstag, 15. November, soll der Aufsichtsrat, der letztendlich entscheiden muss, über geplante Maßnahmen informiert werden. Nach Informationen der Neuen Presse werden zumindest die Öffnungszeiten reduziert. Auch die besonders energieintensiven Aufgüsse stehen zur Debatte.  

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