Projekt der Hochschule Coburg Mehr Bewegung in Kita-Alltag bringen

Pia Dahlem

Mehr Bewegung in den Kita-Alltag bringen – und zwar nachhaltig. Dieses Ziel verfolgt ein Projekt der Hochschule Coburg. Scheinbar mit Erfolg.

 
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Nur mit Bewegung können Kinder gesund aufwachsen. Foto: Hochschule Coburg/Nako Ferlic

Coburg/Rödental - Nachhaltig mehr Bewegung in den Kita-Alltag integrieren – das ist das Ziel von „Qualität entwickeln mit und durch Bewegung“ (QueB). Sieben Kitas in Oberfranken wurden in der zweiten Runde des Projekts vom Institut für angewandte Gesundheitswissenschaften der Hochschule Coburg begleitet und dabei als „Bewegte Kitas“ ausgezeichnet.

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Draußen rennen, matschen, Fußball spielen, die Natur entdecken, Bewegung erfahren, den eigenen Körper spüren. Mal richtig außer Puste kommen und dann wieder ruhen. So wachsen Kinder gesund auf. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfiehlt für Kinder 60 Minuten moderate bis intensive Bewegung pro Tag. Dass dieser Richtwert oft weit unterschritten wird, ist problematisch. „Wir haben in den letzten Jahren beobachtet, dass sich die Kinder immer weniger bewegen und in der Grob- und Feinmotorik Schwächen zeigen. Dem Trend wollten wir etwas entgegensetzen“, begründet Simone Schindhelm, Leiterin der Kindertagesstätte St. Marien in Rödental, die Teilnahme am Projekt QueB. Mit ersten Erfolgen: „Es ist ein positiver Trend erkennbar“, fasst Christina Müller vom Institut für angewandte Gesundheitswissenschaften (IaG) der Hochschule Coburg die Ergebnisse zusammen. In der ersten Förderphase (2015 bis 2018) hatte das IaG unter der Leitung von Professor Dr. Holger Hassel erforscht, wie sich mehr Bewegung in Kitas bringen ließe. „In der zweiten Förderphase konzentrieren wir uns darauf, die erfolgreiche Intervention der ersten Phase zu verbreiten“, beschreibt Projektmitarbeiterin Müller das Ziel.

Der Moment der Wahrheit kam mit der jährlichen Aktivitätsmessung: „Wir haben etwa 130 Kinder und 30 Erzieherinnen mit kleinen tragbaren Aktivitätsmessern, sogenannten Akzelerometern, ausgestattet. Diese haben über eine Woche alle Bewegungsaktivitäten aufgezeichnet“, erklärt Müller. Dabei wurden auch die unterschiedlichen Intensitäten gemessen: Bewegen sich die Kinder nur leicht, moderat, oder so, dass sie ins Schwitzen kommen und der Puls steigt. „Nach der ersten Messung im Jahr 2018 lag die moderate und intensive Aktivität der Kinder bei rund 41 Minuten.“

Nun waren alle Beteiligten, Erzieherinnen, Eltern wie Kinder gefordert, mehr Bewegungsangebote zu kreieren. In St. Marien beispielsweise gibt es eigens zwei Bewegungsbeauftragte, die sich um dieses Thema kümmern. „Wir haben die Kinder erst genau beobachtet, um festzustellen, wann sie Aktivität und wann sie Ruhephasen brauchen“, berichtet Alexandra Spindler, sie ist eine der beiden. Das Ergebnis: viele zusätzliche Bewegungsanreize.

Unter anderem wurden neue Spielgeräte und Fußballtore angeschafft. Außerdem errichteten die Erzieherinnen gemeinsam mit den Eltern einen Barfußpfad. Bewegungsbeauftragte Mandy Brown: „Der Aufenthalt im Freien hat bei uns schon immer eine große Rolle gespielt und wird täglich umgesetzt. Nun bieten wir, neben noch mehr freien, auch feste Bewegungszeiten im Tagesablauf der Kinder an“.

So hat sich beispielsweise eine wöchentliche Yogastunde für die Kinder etabliert. Um dem Bedürfnis nach Ruhe gerecht zu werden, hat man in St. Marien zudem neue Rückzugsmöglichkeiten für die Kinder geschaffen.

Die Bemühungen scheinen Früchte zu tragen. „Bei der zweiten Messung im Jahr 2019 lag die durchschnittliche moderate und intensive Aktivität der Kinder bei 48 Minuten und bei der letzten Messung, Ende 2020, bei circa 57 Minuten“, bilanziert Projektmitarbeiterin Christina Müller.

Ein ganz ähnlicher Trend ist übrigens bei den pädagogischen Fachkräften erkennbar. Trotz der aktuellen Situation, wie Müller unterstreicht: „Es freut uns, zu sehen, dass die erschwerten Bedingungen der Corona-Pandemie nicht zu einem Einbruch geführt haben und die Kitas weiter am Ball geblieben sind.“