Biber in den Haßbergen Wenn die Natur zum Problem wird

Helmut Will
Eine gewaltige Biberburg bei Unterpreppach. Foto: /Helmut Will

Alleine in den Haßbergen gibt es derzeit etwa 130 Biber-Reviere mit über 500 Bibern. Doch auch anderorts hat man mit dem Nager zu tun. Kommt es zu Konflikten zwischen ihm und den Menschen, dann greifen geschulte Berater ein und versuchen, zu vermitteln.

 
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Ebern - Ebern ist ein Ausbildungsort für Biberberater, die aus dem gesamt bayerischen Raum kommen. Ein entsprechender Lehrgang fand nun in Ebern im Landhotel „Zur Alten Kaserne“ unter Leitung der Biologin Katharina Stöckl-Bauer von der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) mit Sitz in Laufen statt. Als örtlicher Spezialist für Fragen rund um den Biber stand Wolfgang Lappe aus Ebern, Biberberater im Landkreis Haßberge, als Referent zur Verfügung.

Wie Stöckl-Bauer sagte, werde einmal im Jahr ein Biberberaterlehrgang in Ebern durchgeführt, für den als fachkundiger Ansprechpartner Wolfgang Lappe zur Verfügung stehe. Ebern wurde deshalb als Ausbildungsort gewählt, weil hier die Infrastruktur vorhanden ist und auch genügend praktische Anschauungsobjekte zur Verfügung stehen.

„Im Jahr 2002 wurde in meinem Dienstbezirk erstmals ein Biber gesichtet, seitdem befasse ich mich mit diesen Tieren“, erklärte Wolfgang Lappe, der seit 2001 ehrenamtlich bei der Naturschutzwacht des Landkreises Haßberge tätig ist. Die Biberberaterausbildung und das Bibermanagement sind relativ zeitaufwendig. Bei Fragen zum Biber, bei Konflikten und bei der Umsetzung von Lösungen sind Ortseinsichten und oft längere Gespräche mit den Betroffenen erforderlich. In den Kursen sollen die künftigen Biberberater auf all diese Aufgaben umfassend vorbereitet werden.

Diese Aufgaben können die Naturschutzbehörden an den Landratsämtern, die nicht nur für Biber zuständig sind, nicht leisten, weshalb Biberberater vor Ort einen großen Teil der Arbeit vornehmen. Um das entsprechende Know-how zu erlangen, werden sie von der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) in einem einwöchigen Kurs mit anschließender Prüfung entsprechend geschult. „Unsere Teilnehmer kommen aus ganz Bayern, sind Naturschützer, Gemeindearbeiter, Angler oder Jäger oder auch sonstige interessierte Bürger“, erläuterte die Lehrgangsleiterin. Sie verweist darauf, dass auch Biberberater aus anderen Bundesländern und aus Österreich ihre Grundlagen von der ANL vermittelt bekamen.

Nach einer Einführung in das Natur- und Artenschutzrecht und einem Überblick über das Wildtiermanagement ist der Biber das Thema der Ausbildung. Biologie, Geschichte, Lebensweise, Konflikte, Lösungen und rechtliche Rahmenbedingungen stehen im Fokus. Praktisch wird es mit einer Exkursion in ein Biberrevier. Die Spurensuche und das Aufstellen eines Elektrozaunes als Abwehrmaßnahme werden ebenso geübt, wie das Stellen einer Falle. Grundlagen für eine erfolgreiche Kommunikation werden vermittelt, bevor am letzten Kurstag eine Prüfung erfolgt. Nach erfolgreicher Teilnahme werden die Biberberater von den Landratsämtern offiziell ernannt.

Wolfgang Lappe führte im jüngsten Lehrgang die Kursteilnehmer zu einem Biberrevier im Bereich von Unterpreppach, wo eine der größten Biberburgen vorhanden ist, wie der den Teilnehmern erläuterte. „Zurzeit gibt es in den Haßbergen etwa 130 Biberreviere mit über 500 Bibern“, erläuterte Lappe an der Biberburg im Bereich der Herrenbirke bei Unterpreppach. Sein Dienstbezirk liegt zwischen Sendelbach im Süden und Maroldsweisach im Norden und von Bramberg im Westen bis zur Kadersmühle bei Untermerzbach im Osten. „Eine gute Zusammenarbeit mit Städten und Gemeinden, Bauhöfen und dem Wasserwirtschaftsamt ist Voraussetzung für ihre künftige Arbeit“, machte Lappe deutlich.

Ziel sei es, Konflikte mit Bibern unmittelbar mit den betroffenen Bürgern vor Ort in einem Beratungsgespräch zu erörtern und nach Lösungen zu suchen. Auf eine Frage, wie weit das Entscheidungskonzept, das ihm vom Landratsamt zugestanden wurde, gehe, sagte Lappe: „Bis zur Herausnahme von Bibern“, was im Klartext bedeutet, bis zum Abschuss.

Lappe war bei dem Lehrgang verantwortlich für die Ausbildung an Biberfallen und den Einsatz eines Elektrozaungerätes. Dass er als Referent tätig sein darf, darauf ist er stolz. Bei einer Exkursion mit den Teilnehmern des Biberkurses über etwa fünf Stunden zeigte Lappe an ausgesuchten Biberprojekten die Möglichkeiten einer Schadensprävention auf. Die Arbeit als Biberberater sei, so erklärte er auch, oft keine einfache. So sei ein breiter Rücken nicht die schlechteste Voraussetzung, um die ersten Emotionen abzufangen, machte Lappe deutlich.

Gleichzeitig sind die Berater in der Regel die Ersten vor Ort. Entweder direkt oder über die Untere Naturschutzbehörde angefragt, schauen sie sich das Biberproblem an und suchen gemeinsam mit den Geschädigten nach einer Lösung. Dies ist in den meisten Fällen erfolgreich, auch wenn eine gemeinsam getragene Lösung mitunter erst nach längerer Diskussion gefunden wird.

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