Bayreuther Festspiele Politiker und Stars auf dem Roten Teppich

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Deutlich weniger: Besucher, Prominente und Schatten. Der Stimmung  und dem Flair auf dem Roten Teppich tut das  keinen Abbruch. Einige  Zaungäste aber vermissen den Kontakt zu den Ehrengästen. Nach der Premiere lädt die Bayerische Staatsregierung zu einem Staatsempfang.

 
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Bei der  Festspieleröffnung 2022 ist für  treue Wagner-Fans am Grünen Hügel einiges anders als gewohnt. Es stehen keine Zaungäste direkt hinter den  Fotografen am roten Teppich, es gibt kein Händeschütteln – und die  Promis fahren auch früher vor als sonst. Manche Fans sind ein wenig enttäuscht. Für viele tut das der Magie des Moments aber keinen Abbruch.  

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Um 15.48 Uhr  gibt es einen  hektischen Moment.  Zwei dunkle Wagen rasen den  Hügel hinauf. Davor Polizei mit Blaulicht. „Jetzt geht es los“, sagt einer. Und  irrt. Die rasante Fahrt des US-Botschafters, der sonst  zu spät gekommen wäre, ist   das Ende des Promi-Schaulaufens, das diesmal einige Minuten früher als sonst  stattfindet. Das andere Aha-Erlebnis des Tages:  Festspielleiterin Katharina Wagner verlässt mit FFP3-Maske nur kurz für ein Foto das Festspielhaus. Auf  Bitte  eines Fotografen, wenigstens fürs Bild die Maske abzunehmen, sagt sie klar: „Nein.“ 

Währenddessen stauen sich die Promi-Karossen. Einer der ersten, den Oberbürgermeister Thomas Ebersberger begrüßt, ist Ministerpräsident Markus Söder. Es folgt fast  das ganze Bayern-Kabinett, aber wenig politisches Berlin. Dazu der  albanische Ministerpräsident,  Botschafter, Prinzen, Fürsten, Schauspieler.   Den größten Applaus  erhalten Stammgäste. Ex-Kanzlerin  Angela Merkel kommt Punkt 15 Minuten vor „Tristan und Isolde“. Genau, als die Bläser vom Balkon die erste Fanfare anstimmen. Merkel kennt sich aus in Bayreuth.  Kurz vorher geht Entertainer Thomas Gottschalk  als Einziger auf die  Zaungäste zu, winkt lässig. Händeschütteln wie sonst: Fehlanzeige.

Die Gäste – weniger als sonst –  warten   links des Festspielhauses. Der zentrale Platz davor ist  akkreditierten Journalisten vorbehalten. Laut Stadt   etwa 100. Sie warten  seit Stunden.  Und kämpfen  gegen  Hitze. 35 Grad am Hügel; kaum Schatten.

Treue Wagner-Fans stört das  nicht. Dass sie  weiter weg stehen,  schon.  „Früher waren die  Bayreuther da oben. Ich verstehe das nicht“, sagt Hannelore Müller-Weberpals. Sie kommt seit Jahren, hat auch eine  Premieren-Karte.  Trotz  Kritik: Die Vorfreude „auf diese tolle Musik“ überwiegt.  Der Ort versprüht auf viele eine  eigene Atmosphäre.  Auch Horst Schöfisch aus Stuttgart, stilecht mit Hut,  ist vom Wagner-Fieber infiziert, erzählt  minutenlang von dessen Einzigartigkeit. In einem Gasthaus lernte  er den Bayreuther  Ralf Meister kennen, bei dem er nun logiert und der ihn zur Oper  begleitet. Verbindendes hat der Ausflug nach Bayreuth auch für Ursula Jansen, Christine Kempen und Angelika Jansen-Kempen aus Aachen. Sie denken   an Brigitte Kempen, die Opernkritiken schrieb  und vor kurzem starb. „Wir kamen extra früh“, sagt Tochter Christina. „Um emotional klarzukommen.“