Biodiversität Ebern will Allianz für die Natur

Blühwiesen sind nur eines von vielen Projekten, die zur Biodiversität in und um Ebern beitragen. Und es soll noch sehr viel weiter gehen. Foto: NP Archiv/Ulrich Kuhn

Der „Marktplatz der biologischen Vielfalt“ in Ebern soll einen Nachfolger bekommen: Mit einer „Allianz für die Biodiversität“ will man das Projekt auf die gesamte Baunach-Allianz ausweiten. Gut daran: Vom bayerischen Naturschutzfonds ist eine immense Fördersumme zu erwarten.

 
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Seit 2018 beteiligt sich die Stadt Ebern mit neun weiteren bayerischen Kommunen am „Marktplatz der biologischen Vielfalt“. Gemeinsam hat man gemeindespezifische Biodiversitäts-Strategien zum Schutz von Arten sowie Lebensräumen erarbeitet und natürlich auch bereits entsprechende Maßnahmen umgesetzt. Und davon eine ganze Menge. Die präsentierte Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) am Donnerstag im Eberner Stadtrat – und warb um Fortsetzung.

So wurde beispielsweise an der Entwicklung eines kommunalen Grünflächenmanagements gearbeitet, besonders für die Mahd durch den Bauhof im Sinne der Artenvielfalt, wofür Flächen erfasst und in Kategorien eingeteilt werden mussten. In der Stadtbücherei wurde eine „Biodiversitätsabteilung“ eingerichtet, die Grundschule mit umweltpädagogischen „Möhrchen-Heften“ versorgt und ein Schnittkurs an kommunalen Obstbäumen durchgeführt. Die Erweiterung der Streuobstkartierung zählt ebenso zur langen Liste wie Pflanz- und Säaktionen mit den Schulen, die Anlage diverser Blühwiesen oder regelmäßige Führungen zu den Biodiversität-Hotspots im Stadtwald.

Das Projekt soll nun nicht nur fortgeführt, sondern auf die gesamte Baunach-Allianz übertragen werden. Unter dem Titel „Eine Allianz für die Biodiversität“ soll von Maroldsweisach bis Baunach, von Kirchlauter bis in den Itzgrund die artenreiche Kulturlandschaft mit vielen Streuobstbäumen und Hecken erhalten, die Baunachaue im Wiesenbrüter-Projekt ausgebaut und die Artenvielfalt in den Gärten und auf den öffentlichen Flächen verbessert werden. Nebenbei soll freilich auch das Biodiversitätsmanagement in der Stadt Ebern weiter verstetigt werden.

Als „idealen Folgeschritt“ sehen Projektmanager Florian Lang und Baunach-Allianz-Vorsitzender Jürgen Hennemann die Ausweitung der erarbeiteten Eberner Strategie auf die gesamte Allianz. Stichwort: „Von der lokalen Strategie zum regionalen Erfolg.“ Konkrete Handlungsfelder im gemeinsamen Beackern wären etwa ein Offenland-Biotopverbund mit dem Schwerpunkt Streuobst oder ein Biotopnetz Gewässerauen mit dem Schwerpunkt der Baunachaue.

Kartierungen, Monitoring, Standortanalysen, Maßnahmenentwicklung – das alles kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Vor allem aber braucht es Personal zur Umsetzung. Für die Laufzeit von 2022 bis 2026 werden geschätzte 495 000 Euro angesetzt – allerdings besteht nun auch die Möglichkeit einer umfassenden Förderung durch den bayerischen Naturschutzfonds. „Hier ist mit einem Fördersatz von 85 Prozent zu rechnen“, strahlte Bürgermeister Jürgen Hennemann. Zumindest aber eine Unterstützung von 80 Prozent sei zu erwarten. Die Stadt Ebern müsste allerdings als Träger mitauftreten, außerdem der Bund Naturschutz Bayern und die Baunach-Allianz, jeweils mit einem Eigenanteil von 24 750 Euro (was jeweils fünf Prozent der Gesamtsumme entspräche, geht man von einem 85-prozentigen Fördersatz aus). Potenzieller Projektbeginn wäre der 1. Oktober, nachdem bei einem positiven Bescheid die Personalstelle des Gebietsentwicklers erst ausgeschrieben werden müsste.

Der Antrag musste bis Donnerstag bereits eingereicht werden, den positiven Bescheid des Eberner Stadtrates wollte man dann am Freitag nachreichen. Doch vor diesen war die Diskussion gesetzt, und die begann erst einmal ablehnend. CSU-Stadträtin Gabriele Rögner lobte zwar die bisherige gute Umsetzung, hinterfragte aber auch die „dringliche Notwendigkeit“ einer Fortsetzung. Sei in solch schwierigen und wirtschaftlich sicher noch herausfordernden Zeiten nicht doch Maßhaltung erforderlich? Gerade angesichts des Ukraine-Krieges? Sie jedenfalls plädierte, auch in ihrer Funktion als Vorsitzende im Rechnungsprüfungsausschuss, für eine Vertagung der Entscheidung angesichts der „noch nicht kalkulierbaren Haushaltslage“ der Stadt. Unterstützung erhielt sie von Parteifreund Frank Kaiser, der auch vor Folgekosten nach Projektende warnte.

Zustimmung für die Einreichung des Förderantrages und die Ausweitung des Biodiversitätsprojektes gab es dagegen von SPD und FDP; Thomas Limpert (FW) betonte die Nachhaltigkeit, die hier im Wortsinn gefragt sei: „Uns wird oft vorgeworfen, viele Dinge anzufangen und wieder abzubrechen“, das wolle man hier nun anders machen. Grünen-Stadtrat Klaus Schineller wollte auch den Kriegsflüchtigen in der Region eine gute Umwelt bieten. Trotz des Krieges bleibe die Natur nicht stehen, und man müsse weiterarbeiten, um sie zu erhalten.

Mit dem Förderantrag und die folglich hohe Bezuschussung habe man überhaupt erst die Möglichkeit, diese Themen anzugehen, befand der Bürgermeister. „Vier Jahre Vollzeitstelle – das könnten wir so nicht leisten“, so Hennemann. Im Haushalt seien die knapp 25 000 Euro auf vier Jahre bereits eingeplant. „Die Chance sollten wir uns nicht entgehen lassen“, warb er: „Es wäre bedauerlich, sich nach den ganzen Vorarbeiten auf der Zielgeraden zu verabschieden.“

Das Gremium folgte mehrheitlich diesem Ansatz; mit 14 zu drei Stimmen gab es grünes Licht für Förderantrag samt Finanzierungsvorschlag.

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