Bischöfin besucht Kronach Den Glauben ins Leben bringen

Bei der Dekanatsvisitation informierte sich Dorothea Greiner, evangelische Regionalbischöfin in Oberfranken, über die „Suppenküche“ im Haus der Diakonie in Kronach – ein Angebot der Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit (KASA), das weitgehend unbekannt ist (von links): Monika Wich, Susanne Sahlmann, Dekan Markus Müller, Dekanin Ulrike Schorn, Bischöfin Dorothea Greiner, K Foto: /Evangelisches Dekanat Kronach

Bischöfin Dorothea Greiner besucht das Dekanat Kronach. Sie will erfahren, wie Menschen mit den Veränderungen in der evangelischen Kirche umgehen und welche Probleme ihren Alltag bestimmen.

 
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„Wir lassen euch nicht alleine, und unser Gott auch nicht“, sagt Dorothea Greiner, evangelische Regionalbischöfin in Oberfranken, zum Abschluss ihrer Visitation im Dekanatsbezirk Kronach-Ludwigsstadt. Greiner will den Glauben ins Leben der Menschen bringen. Deshalb nimmt sie sich fast eine Woche Zeit, um sich in den evangelischen Kirchengemeinden zu informieren, was nicht nur die Christen dort bewegt. Sie spricht mit Unternehmern der Glashütten am Rennsteig und erfährt, dass die Energiekrise nicht nur deren Existenz gefährdet, sondern auch die ihrer Tausenden Beschäftigten.

Bei Seelentrost und damit verbundenen freundlichen Worten will es die Bischöfin nicht belassen. „Als evangelische Kirche unterstützen wir die Energiewende“, sagt Greiner und nennt ein Beispiel. Es könne doch wohl nicht angehen, dass erst im Jahr 2025 mit dem Bau eines Windparks am Rennsteig begonnen werden kann, wenn Russland wegen des Ukraine-Kriegs den Gashahn zudreht. Deshalb sei eine Alternative notwendig, die so rasch wie möglich kommen müsse. Für die Glashütten im Frankenwald seien das Windräder, aber ebenso Solarfelder und Wasserstoff. „Es muss schneller gehen mit der Energiewende, wir müssen da vorankommen, damit wir in Bayern für Bayern Strom erzeugen.“ Darauf seien die Glashütten angewiesen, „sie haben eine immense Bedeutung für die Region“, betont Greiner. Die Botschaft: Die Kirche steht an der Seite von Unternehmern und Beschäftigten, wenn es darum geht, den Druck auf die Landes- und Bundespolitik zu verstärken. Denn es gehe um Existenzen, und da könne die Kirche nicht schweigen. Wichtig sei, solche Probleme geschildert zu bekommen, „Hintergrund zu erhalten, das erweitert unseren Horizont“.

Auch wenn es um Zukunftssorgen in evangelischen Gemeinden geht. Beispielsweise in Langenau, Tettau und Kleintettau. Dass dort die Vakanz – die pfarrerlose Zeit – schon lange dauert, sei „keine einfache Situation“, räumt die Regionalbischöfin ein. „Deshalb fahren wir hin und überlegen gemeinsam mit dem Kirchenvorstand, der sehr tapfer ist, wie wir ihn unterstützen können.“ Das sei wichtig, um die Kirche vor Ort zu erhalten und zu stärken. Für die eigene Kraft der Gemeinde in Kleintettau stehe der Kindergottesdienst, der über die Ortsgrenze hinaus viele Teilnehmer anlocke und begeistere. Hier ist der Impuls der Landeskirche angekommen, regionaler zu denken. Pauschal gesagt: Gemeinden konzentrieren sich auf das, was sie am besten können, und kooperieren über ihre Grenzen hinweg miteinander.

In der Jugendarbeit funktioniere das sehr gut. Das zeige die gemeinsame Konfirmandenarbeit der Ge-meinden Schmölz und Küps. Junge Leute, die in verschiedenen Orten leben, besuchen die gleiche Schule. Warum sollen sie dann in der Jugendarbeit wieder getrennt werden, nur weil sie aus unterschiedlichen Kirchengemeinden kommen?

Ein weiteres Projekt, das die Dekanin beeindruckt, ist die Kirchliche Allgemeine Sozialarbeit (KASA), die in Kronach der Diakonie angeschlossen ist: „Da ist die alleinerziehende Mutter, die nicht mehr weiterweiß, weil der Vater ihres Kindes keinen Unterhalt mehr zahlt. Da sind die Menschen, die die Suppenküche in Anspruch nehmen. Sie finden Hilfe bei der KASA, deren Arbeit ist Gold wert“, so die Bischöfin. Auch ein Beispiel dafür, „dass wir da sind für die Menschen; so soll Kirche sein“.

Im Nordhalben-Village und in Steinwiesen spricht sie mit Verantwortlichen der Gemeinden darüber, wie bestehende Gebäude für die kirchliche Arbeit genutzt werden können. Thema beim Besuch der Kronacher Bürgermeisterin Angela Hofmann sind neue Bestattungsformen, verkaufsoffene Sonntage oder wie sich die Adventszeit christlich gestalten lässt, wenn die Fußball-Weltmeisterschaft läuft. Nicht fehlen darf ein Besuch der Fränkischen Galerie auf der Festung Rosenberg mit Bildern von Lucas Cranach, dem Maler der Reformation. Abschluss der Visitation ist ein Treffen mit Vertretern der katholischen Kirchen in Kronach, um die Bedeutung der Ökumene zu unterstreichen.

Das Fazit, das Dorothea Greiner zieht: „Meine Erfahrung ist, in den Begegnungen und im Austausch entstehen – wie von selbst – neue Ideen und gute Wege in schwieriger Situation. Denn Gottes Geist wirkt.“ Er helfe nicht nur, sinnvolle Entscheidungen zu treffen, „auch wenn sie schmerzhaft sind, sondern er schenkt auch echte Aufbruchstimmung und Mut für die Zukunft“. Die Visitation schließt mit einem festlichen Gottesdienst in Seibelsdorf am Pfingstsonntag, 5. Juni, um 10 Uhr.

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