Blasmusik Tschirn bläst Kreismusikfest ab

Gerd Fleischmann
An die vierzig Musikkapellen beteiligten sich vor fünfzig Jahren am Festzug anlässlich des Frankenwald-Bläsertreffens in Tschirn. Mit im Bild: der Musikverein Windheim. Foto: /Gerd Fleischmann

Nachdem das Jubiläum der Blaskapelle „Edelweiß“ im Jahr 2020 hat ausfallen müssen, kommt nun die erneute Absage. Für andere Feste bleibt aber Hoffnung.

 
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Tschirn - Das Coronavirus hat auch die Blaskapelle „Edelweiß“ Tschirn voll im Griff. Die örtlichen Musikanten, die bereits 2020 auf ihr 70-jähriges Bestehen mit einem Kreismusikfest hatten zurückblicken wollen, trifft die Pandemie besonders hart. So ist das auf dieses Jahr verschobene Kreismusikfest nun erneut abgesagt worden – und fällt damit endgültig aus. Für den örtlichen Kulturträger unter der Leitung von Markus Stauch ist dies ein herber Rückschlag, zumal man auf dieses Highlight intensiv hingearbeitet hat. Schließlich sind die 22 Musikanten mit ihrem Dirigenten Adelbert Greiner ein Aktivposten in der 530 Einwohner zählenden Dorfgemeinschaft. Die erneute Absage wird allgemein bedauert, denn die Blaskapelle sei eine kulturelle Bereicherung für die musikalische Szene, so Bürgermeister Peter Klinger voller Anerkennung.

Tausende Besucher, tausende Musiker

Als ein Meilenstein für die Entwicklung erwies sich vor fünfzig Jahren das „Frankenwaldbläsertreffen“ anlässlich des 20-jährigen Bestehens der damals noch jungen Blaskapelle mit ihren nach wie vor begeisterungsfähigen Frauen und Männern. 1971 fand das Gründungsfest in einem großen Rahmen statt. So stand das malerisch gelegene Bergdorf mit damals 800 Einwohnern vier Tage ganz im Zeichen der Musik und der Traditionspflege. Nicht nur mehr als tausend Musiker und Spielleute weilten in Tschirn, sondern auch einige tausend Besucher. Die Schirmherrschaft hatte damals Landrat Dr. Edgar Emmert übernommen. Gebührend gewürdigt wurde das musikalische Topereignis in den Tageszeitungen.

Der Auftakt erfolgte mit einem Heimatabend, den die Kapellen aus Zeyern und Wilhelmsthal sowie der Gesangverein Tschirn musikalisch ausschmückten. Beim Festkommers durfte Vorsitzender Anton Kotschenreuther viel Lob entgegennehmen. Der Präsident des Nordbayerischen Musikbundes, Georg Bayer, Bezirksvorsitzender Adolf Seubold, Oberschulrat Karl Hundt sowie Landrat Emmert wiesen damals auf die Notwendigkeit der musikalischen Pflege hin. „Eine Gemeinde ohne Musik ist wie eine Kirche ohne Glocken“, so der seinerzeitige Präsident des Nordbayerischen Musikbunds, Georg Bayer.

Wirkung nicht verfehlt

Mit einem Weckruf, ausgeführt von den Tschirner Musikanten, wurde der Sonntag eingeleitet. Sehr gut besucht war auch der Festgottesdienst in der damals 100 Jahre alten katholischen Pfarrkirche Sankt Jakob, dem eine Kirchenparade voranging. Vom schönen Wetter begünstigt, hatte Tschirn eine Auto-Invasion zu bewältigen wie nie zuvor. Tausende Besucher strömten in die Grenzgemeinde, um sich die musikalischen Darbietungen nicht entgehen zu lassen. Ein imposanter Festzug, bestehend aus 40 Kapellen, bewegte sich durch die festlich geschmückten Straßen. Die vielen Besucher bildeten dazu eine eindrucksvolle Kulisse. Anschließend hatten sich vor dem Festzelt die Musiker zu einem Massenchor aufgestellt, der seine Wirkung nicht verfehlte. Den Teilnehmern rief Bezirksvorsitzender Seubold ein herzliches Willkommen zu. Oberschulrat Hundt erinnerte an die hohe Bedeutung der Musik und des Liedes in der Gemeinschaft. Vor allem richtete Hundt Grüße an die Brüder und Schwestern jenseits des Stacheldrahtes. Gerade aus dieser schmerzlichen Lage heraus sei man verpflichtet, die Kulturgüter in Ehren zu halten, sagte abschließend der Oberschulrat aus der Nachbargemeinde Nordhalben.

Bleibt noch festzuhalten, dass Tschirn in diesem Jahr auf 150 Jahre Pfarrkirche Sankt Jakob zurückblicken kann. Voraussichtlich am 1. August wird – falls die Corona-Situation es zulässt – der Bamberger Erzbischof Dr. Ludwig Schick am Kirchenjubiläum teilnehmen.

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