Trauerkundgebungen für die Opfer
Die Anteilnahme in Solingen angesichts der Brandkatastrophe ist groß. Die Stadt und die Familien der Verstorbenen luden für den Nachmittag zu einem Schweigemarsch zu dem ausgebrannten Wohnhaus ein. Dort werde es ein kurzes Gebet eines Imams geben. Oberbürgermeister Tim Kurzbach erklärte, er habe lange mit den Angehörigen gesprochen "und unsere Herzen sind schwer". Viele Solingerinnen und Solinger wollten ihrem tief empfundenen Mitgefühl Ausdruck geben. Kurzbach bat auf Wunsch der Angehörigen darum, auf politische Botschaften zu verzichten. "Natürlich wünschen wir uns, zusammen mit den Familien der Betroffenen, eine schnelle Aufklärung, damit auch die bedrückenden Spekulationen ausgeräumt werden können."
Schon am Donnerstagabend hatten viele Menschen bei einer Kundgebung an dem Haus ihre Anteilnahme zum Ausdruck gebracht. Mehr als 150 Teilnehmer waren gekommen, betrauerten die Opfer und zeigten sich solidarisch mit den Angehörigen. Kurzfristig zu der Kundgebung aufgerufen hatten unter anderem die Amadeu Antonio Stiftung, die Initiativen gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus unterstützt, sowie das linke Bündnis "Solinger Appell".
Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft Ergebnisse eines vorläufigen Gutachtens von Brandsachverständigen vorgelegt. Demnach gehen die Ermittler von vorsätzlicher Brandstiftung aus. In dem hölzernen Treppenhaus seien deutlich Reste eines Brandbeschleunigers nachgewiesen worden. Ermittelt wird mit dem Vorwurf des Mordes beziehungsweise versuchten Mordes.
Die Hausbewohner haben den Angaben zufolge unterschiedliche Nationalitäten. Das hatte unter anderem beim Islamverband Ditib und dem Landesintegrationsrat NRW die Befürchtung genährt, es könne ein rassistisches Motiv hinter der Tat stecken.
Brand weckt Erinnerungen an 1993
Das katastrophale Feuer hatte Erinnerungen an den Brandanschlag von Solingen vor gut 30 Jahren geweckt. Im Mai 1993 waren bei einem nächtlichen Brandanschlag mit rechtsextremem Hintergrund fünf türkischstämmige Frauen und Mädchen ermordet worden. Der Anschlag markierte damals den Tiefpunkt einer Serie rassistischer Anschläge auf Menschen ausländischer Herkunft in Deutschland.