Wann genau beginnt eigentlich der Sommer und was unterscheidet den kalendarischen vom meteorologischen Sommerstart? Und was hat die Sommersonnenwende damit zu tun? Ein Überblick.
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In der Meteorologie beginnen die Jahreszeiten immer zum ersten Tag der Monate März (Frühling), Juni (Sommer), September (Herbst) und Dezember (Winter). Mit der Realität habe das jedoch nicht viel zu tun, erklärt Carolin Liefke, stellvertretende Leiterin am Haus der Astronomie in Heidelberg.
„Wann die ersten Frühlingsblumen blühen oder der erste Schnee kommt, wird daran nicht festgemacht.“ Durch den gleichbleibenden Beginn jeweils zum 1. des Monats lassen sich etwa Statistiken einfacher erstellen und Daten besser vergleichen und auswerten.
Wonach richtet sich der kalendarische Sommeranfang?
In der Astronomie sieht das Ganze etwas anders aus. Der kalendarische Sommeranfang richtet sich nach der Erdumlaufbahn um die Sonne. Er geht auf eine astronomische Konstellation zurück: die Sommersonnenwende auf der Nordhalbkugel.
Die Sonne erklimmt in diesem Jahr am 20. Juni um 22.51 Uhr diesen Gipfel ihrer Jahresbahn, mit dem längsten Tag und der kürzesten Nacht des Jahres.
Der Zeitpunkt variiert jedes Jahr etwas, da die Erdumlaufbahn und die Länge des Jahres nicht ganz übereinstimmen. Meist fällt die Sommersonnenwende auf den 21. Juni, kann aber auch am 20. oder 22. Juni stattfinden.
Im Winter verhält es sich umgekehrt: Da markiert die Sonnenwende den kürzesten Tag im Jahr, die Sonne bleibt besonders nah am Horizont.
Was hat das Schaltjahr damit zu tun?
Durch das diesjährige Schaltjahr am 29. Februar hat das Jahr einen zusätzlichen Tag. Dadurch verschiebe sich das Datum in fast jedem Schaltjahr, erläutert Liefke. In den kommenden drei Jahren falle der kalendarische Sommeranfang wieder auf den 21. Juni.
Was wird zur Sommersonnenwende gefeiert?
Im heidnischen Mitteleuropa galt die Sommersonnenwende am 21. Juni als Höhepunkt im Jahresablauf und Anlass für Feste zu Ehren der Fruchtbarkeit. Nach der Christianisierung der Germanen versuchte die Kirche, das heidnische Fest abzuschaffen.
Als dieses Unterfangen scheiterte, legte man den Gedenktag an Johannes den Täufer auf den 24. Juni und übernahm zahlreiche alte Feuer- und Wasserbräuche des Sonnwendfestes in den Zusammenhang des christlichen Glaubens.
In der Folgezeit war es die Johannisnacht, die wie zuvor die Mitsommernacht als „Freinacht“ im Volksglauben sagenumwoben und geheimnisumwittert blieb. Es hieß, Hexen und Dämonen seien los, man schnitt Wünschelruten und munkelte, dass sich in dieser Nacht Wasser in Wein verwandle und Tiere sprechen könnten.
Auch sollten sich aus Bergschlünden verborgene Schätze heben lassen, während aus Bächen und Seen der Klang versunkener Glocken zu hören sei.
Welche Bräuche gab es rund um die Mittsommernacht?
Allerdings empfanden die Menschen die milden Sommernächte nicht als gar so gespenstisch wie die Rauh- und Hexennächte des Winters und des Frühlings. Also gestalteten sie ihre Abwehrbräuche zu heiteren Volksfesten aus.
Im wesentlichen waren es sogenannte Feuer- und Wasserbräuche, die das Geschehen rund um den Tag der Sommersonnenwende bestimmten.
Welche Rolle spielt Wasser zur Sommersonnenwende?
Mit Wasserbräuchen verband sich früher die Notwendigkeit, einmal im Jahr den Zustand der gemeinschaftlichen Schöpf-, Zieh- oder Fließbrunnen zu überprüfen. Instandhaltung und Reinigung der öffentlichen Brunnen oblagen stets der Dorfgemeinschaft.
Nach getaner Arbeit fand man sich zu den traditionellen Brunnenfesten zusammen, um bei Eiern und Speck und so manchem Krug Bier zu feiern. Vielerorts war es zudem Brauch, aus diesem Anlass die Brunnen mit Blumen, bunten Bändern und ausgeblasenen Eiern zu schmücken.
Im Volksbrauch kam dem Wasser darüber hinaus noch eine weitere Bedeutung zu: Man schöpfte frisches Wasser, badete vor Sonnenaufgang in einem Teich oder wusch sich mit frischem Morgentau, um Schönheit und Gesundheit zu erlangen. Neben dem lebensnotwendigen Wasser galt auch das Feuer als gegensätzliches Element in dieser Zeit als besonders segensreich und wirksam.
Am Abend der Mittsommernacht und der Johannisnacht fanden sich die Menschen zum Feuerspringen auf dem Dorfplatz ein oder zogen auf eine in der Gemarkung gelegene Anhöhe, um dort das Brennen der Sonnwend- oder Johannisfeuer zu beobachten. Wer sich traute, allein oder Hand in Hand mit seiner „Herzdame“das heruntergebrannte Feuer zu überspringen, dessen Mut sollte mit Gesundheit und langem Leben belohnt werden.
In Flachsanbaugebieten achtete man zudem darauf, daß die Burschen möglichst hoch über die niedersinkende Glut sprangen. Je höher sie sprangen desto besser sollte der Flachs gedeihen. Oftmals wurde auch das Vieh über die Asche getrieben, um es vor Seuchen und Behexungen zu schützen. Um Blitz- und Hagelschlag abzuwehren nahm sich manch einer eine Handvoll Asche mit nach Hause und verstreute sie im Stall und in den Stuben.
Was steckt hinter dem Scheibenschlagen?
Als Höhepunkt einer jeden Sonnwendnacht wurde indes das vielerorts geübte Scheibenschlagen angesehen: Zu diesem Zweck wurden kleine runde Scheiben aus Buchenholz geschnitten, in der Mitte durchbohrt und auf einen langen Haselstock gesteckt, den man ins Feuer hielt. Waren die Scheiben rotglühend geworden, wurden sie durch die Luft gewirbelt und in hohem Bogen weggeschleudert. Sie zeichneten dann einen hohen, rot aufsprühenden Bogen und sausten bergab.
In alter Zeit wurden dabei Zaubersprüche und Beschwörungsformeln gesprochen, die den Umlauf der Sonne und damit Wachstum und Gedeihen der Feld- und Gartenfrüchte fördern sollten. Dort, wo man sich seitens der Kirche der aus vorchristlicher Zeit stammenden Sonnwendfeuer angenommen hatte, brannten die Feuer nunmehr als Johannisfeuer auf dem Kirchplatz, und der Ortsgeistliche selbst segnete die Glut und bat um reichen Erntesegen.