Brauertreffen in Junkersdorf a.d. Weisach Bier bringt Jung und Alt zusammen

Günther Geiling
Die Delegationen der Kommun-Bräuhäuser aus dem Landkreis bei ihrem Treffen vor dem alten Brauhaus. Foto: /Günther Geiling

Am Wochenende trafen sich in Junkersdorf an der Weisach zahlreiche Liebhaber des Bieres. Hier wird seit 1998 wieder gebraut – und auch die Zukunft ist gesichert, denn die junge Generation möchte einen Verein gründen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Mit dem „Tag des Bieres“ am 23. April feiern die deutschen Brauer alljährlich den Erlass des „Reinheitsgebotes“ vor über 500 Jahren und die Kommunalbrauer aus dem Landkreis Haßberge treffen sich zur gleichen Zeit in einem ihrer Brauhäuser zu einem Informationsaustausch und der Präsentation ihrer eigenen Biere. Treffpunkt war diesmal das Brauhaus in Junkersdorf, in dem seit 1998 wieder gebraut wird und in das zukünftig auch die junge Generation einsteigen will, um diese Tradition für den Ort zu erhalten.

Das Brauhaus in Junkersdorf a.d.W. hat natürlich eine längere Geschichte, denn es ist schon vor über 200 Jahren erbaut worden. Im Jahre 1955 wurde dann ein neuer Sudkessel aus Kupfer eingebaut und im Jahre 1988 gab es den letzten Brautag der Hausbrauerei, bevor es in einen kurzen Dornröschenschlaf versank. Der Rat der Gemeinde Pfarrweisach fasste deswegen im Juli 1991 den Beschluss, das alte Brauhaus zu verkaufen. Wochen später wurde das Gebäude jedoch in die Denkmalliste aufgenommen, was den Verkauf erschwerte.

Plötzlich wurden dann drei Männer aus dem Raum Erlangen auf dieses Brauhaus aufmerksam. Einer von ihnen war Ludwig Müller, der inzwischen im benachbarten Pfaffendorf eine alte Mühle gekauft hatte, auf welcher ein Schnapsrecht lag. „Zum Glück hat uns dann ein alter Bauer mit Namen Karl Elflein gezeigt, wie das Schnapsbrennen funktioniert. Dabei erfuhren wir zufällig, dass er in Junkersdorf der letzte Sudführer war und dass dort das Brauhaus einzufallen droht. Wir sind noch nachmittags hingefahren und haben uns spontan und nahezu unüberlegt aus dieser Schnapsidee heraus dazu entschlossen, dort wieder Bier zu brauen,“ beschreibt Ludwig Müller die Anfänge.

Mit Ludwig Müller aus Pfaffendorf, Axel Fella aus Erlangen und Kurt Maria Adler aus Möhrendorf fanden sich also drei Privatpersonen, die inzwischen auch als „Dreigestirn“ bezeichnet werden, um ein Schreiben an die Gemeinde zu richten, das Brauhaus für den symbolischen Preis von einer DM zu kaufen, aber für Grund und Boden den ortsüblichen Preis zu entrichten. Sie wollten nach dem Erwerb mit den vorhandenen Braugerätschaften selber Bier brauen.

Nach einer Notsicherung wurde in einer dreijährigen eigenhändigen Renovierungszeit das Brauhaus vom Gärkeller bis zum Dachgeschoss restlos entfernt und wieder aufgebaut. Erster Brau-Tag war dann am 12. Dezember 1998. „Seit Juli 2001 findet nun alle zwei Jahre das Braufest statt, bei dem wir unser Selbstgebrautes und gute Schmankerl am Brauhaus genießen. Der Erlös aus diesen Festen deckt gerade unsere Unkosten. Während des Jahres gibt es dann noch zwei Herbstsud und zwei Frühjahrssud mit untergäriger Hefe. Im Sommer brauen wir nicht, weil wir auch keine Kühlmöglichkeiten haben“, erklärt Ludwig Müller mit großer Freude. Bei einem Ausschlag von jeweils 20 hl pro Sud könnten sich Interessenten das Bier bestellen. „Das funktioniert gut und die Bürger, aber auch Gäste, holen sich mit den unterschiedlichsten Gefäßen ihren Trunk hier ab.“

„Es war wirklich eine Schnapsidee, aber dann ging es richtig los“, ist auch Cornelia Müller begeistert. „Da steckt freilich viel Liebe drin, aber ich hätte nie geglaubt, dass Bier so viele Leute zusammenbringt.“ Man habe es aus Liebhaberei und wegen der Erhaltung des Brauhauses gekauft – „und kaum waren wir fertig mit dem Umbau, wollten Gäste schon Bierdeckel oder Flaschen haben. Die Gemeinde war froh, dass sie es loshatte und jetzt wundern sich die Junkersdorfer, wenn bei den Braufesten sogar Autos mit Kfz-Kennzeichen aus München, Berlin, Erlangen oder anderen Städten auftauchen“, so Cornelia Müller.

„Anfangs waren wir drei auf weiter Flur mit dem Brauhaus. Inzwischen hat aber auch eine große Veränderung und positive Einstellung der Bürger zum Brauhaus stattgefunden. So freuen wir uns unbändig, dass es weitergeht, weil zehn junge Männer mit ihren Frauen eingestiegen sind und die Tradition fortführen wollen“, betonte Ludwig Müller mit sichtlichem Stolz. „Wir haben das Brauhaus vor dem Verfall gerettet und geben es nun an den Ort zurück. Hier soll es bleiben und die Tradition des Bierbrauens aufrechterhalten.“ Dies soll möglicherweise mit der Gründung eines Vereins geschehen.

Schon jetzt hätten von den zehn Leuten drei Männer das Brauen erlernt und mit dem Eintritt der der jüngeren Generation hätten sich auch die Brauzeiten verändert. „Während wir erst um 8 Uhr mit dem Brauen begannen, ist der Start bei denen schon um 4 Uhr in der Früh und es dauert dann nur bis gegen 16 Uhr. Das hat seinen Grund darin, dass jetzt auch junge Frauen mit ihren Kindern am Nachmittag kommen. Dann gibt es etwas zu essen, die Kinder springen herum und da ist Leben in der Bude.“

Getränketechnologe Norbert Hümmer, gleichzeitig Bierbrauer und Biersommelier, war begeistert von der Entwicklung in Junkersdorf und eröffnete dann den zweiten Teil des Treffens der Vertreter der Kommun-Brauhäuser aus dem Landkreis Haßberge. Dabei stellte er heraus, dass der Landkreis mit der Zahl von elf Kommunalbrauhäusern im weiten Umkreis an der Spitze stehe. „Das sollte man viel mehr nach außen tragen.“

Erstmals hätten sich die Kommunal-Brauer im Jahre 2009 zu einer Veranstaltung getroffen, um in der Region gegenseitig Informationen auszutauschen, zu fachsimpeln und das eigene Bier vorzustellen. „Kommunalbrauer wollen ja Bier brauen und das ist durchaus nicht gleich. Schließlich wird das Bier ja auch bestimmt durch andere Rohstoffe, andere Hefe oder unterschiedliche Lagerzeiten. Die Präsentation dieser verschiedenen Biere ist inzwischen zu einer schönen Veranstaltung geworden.“

Elf Kommun-Bräuhäuser zählen derzeit zu dieser illustren Runde aus den Orten Dörflis, Buch, Unfinden, Höchstädten, Rügheim, Junkersdorf bei Königsberg, Köslau, Üschersdorf, Brünn, Eckartshausen und natürlich Junkersdorf an der Weisach. Diese hatten auch diesmal, am Tag des Bieres, ihre Fässer oder Flaschen zur „Bierprobe“ aufgereiht (Kasten unten).

Bilder