Breitbrunn Einzigartige Pflanzenvielfalt

Günther Geiling
Auf einer Feuchtwiese Wiese in Breitbrunn blüht dieses „Breitblättrige Knabenkraut“, das auf der „Roten Liste“ steht. Foto: /Günther Geiling

Biologen dachten, dass das „breitblättrige Knabenkraut“ und die „niedrige Schwarzwurzel“ nur noch auf der Urwiese bei Unfinden existieren. Nun fanden Bürger Exemplare auch in Breitbrunn.

 
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Breitbrunn - Viel wird derzeit diskutiert, um wertvolle Biotopflächen und Artenvielfalt zu erhalten und zu verbessern. Auch im Landkreis Haßberge sind für das Jahr 2021 wieder zahlreiche Landschaftspflegemaßnahmen geplant. In Breitbrunn machten nun Bürger auf eine solche Biotopfläche aufmerksam und entdeckten das gefährdete „breitblättrige Knabenkraut“ und die besondere Rarität der „niedrigen Schwarzwurzel“, die nach Aussagen von Diplom-Biologen Otto Elsner im Landkreis Haßberge nur noch von der Urwiese bei Unfinden bekannt ist.

Durch eine Veränderung in der Nutzung und Bewirtschaftung sind ohne Zweifel in den letzten Jahren besonders in Tal-Lagen Feuchtwiesen verloren gegangen, entwässert oder gar in Ackerland umgewandelt worden. Damit wurden auch Standorte für zahlreiche Pflanzen vernichtet. Bestandsrückgänge stellen gerade Experten des Bund Naturschutz (BN) durch verstärkte Düngung oder auch zu frühe oder und häufige Mahd fest. Der Rückgang dokumentiere, dass artenreiche Feuchtwiesen immer seltener würden und damit auch ein Verlust des Lebensraumes von Blumen und Pflanzen verbunden sei. Der Bund Naturschutz fordert deswegen schon länger auch Naturliebhaber und Bürger auf, bisher noch unbekannte Wuchsorte dem BN oder den Naturschutzbehörden zu melden, damit sie kartiert und geschützt werden können.

Dies war auch in der Gemarkung Breitbrunn der Fall, wo schon vor Jahren im Rahmen der Flurbereinigung von der TG Breitbrunn und somit den Landwirten und Grundstücksbesitzern Ausgleichsflächen zur Verfügung gestellt wurden, um schützenswerte Bestände zu erhalten. Dazu zählte auch eine „Nasswiese“ in der Gemarkung mit dem wie für sie geschaffenen Namen „Schaugrund“.

BN-Vorsitzender Harald Amon aus Ebern zeigt sich begeistert vom vorhandenen Bestand des „breitblättrigen Knabenkrautes“ (Dactylorhiza majalis), das in Bayern früher sehr häufig vorkam, immer seltener wurde und heute auf der „Roten Liste“ Stufe drei als „gefährdet“ gilt. „Deshalb setzt sich der BN sowohl für den Erhalt von Feuchtwiesen, als auch speziell für den Schutz des Breitblättrigen Knabenkrautes ein.“ Dieses gehöre zur Familie der heimischen Orchideen und sei übrigens im Jahre 2020 zur „Orchidee des Jahres“ gewählt worden, um die Bevölkerung auf die Schutzwürdigkeit hinzuweisen.

Nach Rückfrage bei Willi Weiß, dem ehemaligen örtlichen Beauftragten der TG Breitbrunn, hat die Flurbereinigung diese Feuchtwiese als Ausgleichsfläche zu Verfügung gestellt. Nach Abschluss der Flurbereinigung sei sie deswegen in das Eigentum der Gemeinde Breitbrunn übergegangen, die damit auch die Verantwortung für die Pflege übernommen habe. Weiß erinnert an Dr. Otto Hünnerkopf, der damals mit dafür gesorgt habe, dass diese Fläche geschützt wurde, was auch durch das Bayerische Naturschutzgesetzt vorgegeben war. „Vor Jahren waren hier noch Tausende von blühenden Pflanzen zu sehen und man stieß hier auf eine richtige Blühpracht, die in den letzten Jahren immer weniger geworden ist, möglicherweise auch durch unsachgemäße Pflege. Natürlich hat auch die Trockenheit eine Rolle gespielt und in diesem Jahr hat hier ganz sicherlich das feuchte Frühjahr wieder zu dieser Blüte geführt,“ erklärt Willi Weiß.

Harald Amon legt aber auch Wert auf die Feststellung, dass solche Flächen nicht gedüngt und der Schnitt- oder Mahd-Zeitpunkt richtig gesetzt werden. Dies sollte keinesfalls vor Juli stattfinden. Durch die Verschiebung der Blühzeit sollte man zudem auf jeden Fall abwarten, bis die Samenbildung abgeschlossen ist. Auch sollte man davon absehen, die Wiese mit schweren landwirtschaftlichen Maschinen zu befahren und zu bearbeiten. „Die Wiese stellt für die Gemeinde einen einmaligen Naturschutzschatz dar und soll nun mit Hilfe der Unteren Naturschutzbehörde auch gesichert werden“, betont Harald Amon.

Inzwischen wurde die Feuchtwiese auch von dem „Gebietsbetreuer beim Bund Naturschutz“, dem Diplombiologen Otto Elsner erfasst, der ebenfalls äußerst beeindruckt ist. Neben dem „Knabenkraut“ stellt er als „besondere Rarität“ die „niedrige Schwarzwurzel“ fest, mit ihrer löwenzahlähnlichen, gelben Korbblüte, die einen Durchmesser bis zu fünf bis sechs Zentimeter hat. Diese ist, nach Aussage Elsners, im Landkreis bisher nur auf der „Urwiese“ bei Unfinden bekannt.

Auch sie steht auf der „Roten Liste“, ist in anderen Bundesländern vom Aussterben bedroht und in Bayern „gefährdet“. Auf keinen Fall dürften solche wilden Bestände abgepflückt oder ausgegraben werden. Eine Besonderheit ist bei ihr, dass sie früher als Mittel gegen Schlangenbiss galt und ihr Name „Scorzonera humilis“ von dem italienischen Wort „Scorzone“ – Giftschlange – abgeleitet ist.

Otto Elsner hat aber auf dieser mageren Nasswiese mit Übergang zu einer Flachmoor-Gesellschaft und im Hangbereich zu einer Magerwiese noch mehr gefunden. Er führt 25 verschiedene Kräuter und Blumen auf, darunter auch noch die sehr seltene „Filzsegge“ und das „Bunte Vergißmeinnicht“ (Myosotis discolor), das sich leicht von seinem „blauen Namensvetter“ unterscheiden lässt und stark gefährdet ist. Die Blüte ist bei ihm, wie der Name „discolor“ schon sagt, meist unterschiedlich gefärbt. Anfangs besitzt es oft einen gelben Saum, dann wird es rötlich und zuletzt geht es über in blau oder violett.

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