Brose Bamberg Prewitt der Matchwinner

Hans Haberzettl

Der Neuzugang steuert 32 Punkte zum Heimsieg von Brose Bamberg gegen Gießen bei. Und er trifft in letzter Sekunde zum 89:87. Der Jubel in „Freak City“ ist ohrenbetäubend.

 
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Kaum zu stoppen war beim Heimauftakt von Brose Bamberg Omar Prewitt (am Ball). Im Spiel gegen Gießen brachte er es am Ende auf 32 Punkte und sorgte mit der Schlusssirene für die Entscheidung. Foto: Daniel Löb

Bamberg - Am zweiten Spieltag der Basketball-Bundesliga hat Brose Bamberg gegen die JobStairs Gießen 46ers durch einen bis zur Schlusssirene auf des Messers Schneide stehenden 89:87-Sieg ein erfolgreiches Heimdebüt gefeiert. Vor der ansprechenden Kulisse von 3033 Zuschauern, die infolge der Lockerung von Corona-Auflagen seit über einem Jahr Abstinenz erstmals wieder in der Brose Arena mitfiebern durften, lieferten sich beide Bundesliga-Dinos eine mitreißende Auseinandersetzung mit harter Defense, ansprechendem Teamplay und mehreren Führungswechseln.

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Dramatik pur

Besonders die zweite Halbzeit war an Dramatik nicht zu überbieten. Am Ende standen die Hessen, die nach 33 Minuten mit 14 Punkten in Front lagen (64:78), wie begossene Pudel auf dem Parkett.

Zwei Faktoren waren für den Triumph der Hausherren nach einem Herzschlagfinish hauptverantwortlich. Zum einen ihr überragender Neuzugang Omar Prewitt, der vor der Saison vom tschechischen Abonnement-Meister Nymburk in die Domstadt wechselte. Er produzierte 0,5 Sekunden vor Ablauf der Shot-Clock den entscheidenden Einschlag. 32 Punkte, davon 24 nach dem Seitenwechsel, neun Rebounds, drei Assists und ein sensationeller Effektivitätswert von 30 standen auf dem Scoringbogen des 27-jährigen US-Amerikaners, der bereits zwei Tage zuvor am 82:76-Auftakterfolg in Göttingen maßgeblichen Anteil hatte.

Fans mit 103 Dezibel

Zum anderen pushten die Fanclubs Freak City Frankenpower, Faszination Basketball Bamberg und Sektion Südblock den neunfachen Deutschen Meister besonders in jener Phase, in der Unheil drohte, leidenschaftlich und erwiesen sich als sechster Mann. Auf dem Spielfeld wurde eine Geräuschkulisse von 103 Dezibel gemessen. „Das entspricht dem Lärm, den Formel 1-Rennwagen in den ersten drei Minuten nach dem Start verursachen“, merkte Brose-Mediendirektor Thorsten Vogt bei der Pressekonferenz an.

Roijakkers spürt Erleichterung

Erleichterung verspürte Bambergs Headcoach Johan Roijakkers. „Wir hatten Schwierigkeiten, den offenen Dreier zu treffen. Daher war es vor dem Schlussabschnitt ein knappes Spiel. Wir haben dann etwas unseren Gameplan vergessen. Gießen ist physischer geworden. Allerdings konnten wir ein tolles Comeback feiern. Plötzlich war ‚Freak City’ da, hat uns getragen und dafür gesorgt, dass wir das Spiel am Ende gewonnen haben. Danke an die Fans, danke an meine Mannschaft.“

Sein Gegenüber Pete Strobl, dessen Team zum Saisonstart gegen Medi Bayreuth ebenfalls siegreich war, haderte mit dem Schicksal. „Wir hatten uns taktisch gut vorbereitet und waren kämpferisch da. Es tut unheimlich weh, solch ein Spiel mit einem Buzzerbeater zu verlieren. Normalerweise habe ich viele Worte, heute tut es aber einfach nur weh und wir sind sehr enttäuscht.“

Brose Bamberg – JobStairs Gießen 46ers 89:87 (17:14, 22:24, 25:27, 25:22). Brose musste in dieser Begegnung auf zwei an Knieverletzungen laborierende Akteure, Pointguard Frankie Ferrari und Center Derek Cooke Jr., verzichten. Deshalb musste Justin Robinson den Löwenanteil der Aufbauarbeit verrichten und Power Forward Christian Sengfelder neben Martinas Geben als Center in die Bresche springen.

Die Bamberger Starting Five mit Dominic Lockhart, Prewitt, Robinson, Patrick Heckmann und Sengfelder fand von Beginn an ihren Rhythmus und sorgte für eine 7:2-Führung. Die Hessen konterten. Beim Stande von 17:14 ging es in den zweiten Abschnitt.

Gießen verkürzt

Als Geben mit einem robusten Körpereinsatz nach 15 Minuten zum 34:26 eingenetzt hatte, versäumten es die Roijakkers-Schützlinge, die Führung auszubauen. Die Gäste schafften es dagegen, durch schnelle Kombinationen häufig einen freien Mann an der Dreierlinie in Szene zu setzen und verkürzten bis zum Seitenwechsel auf 39:38.

Bamberg kam mit Elan aus der Kabine und zog dreimal mit sechs beziehungsweise sieben Zählern davon. Bei den „Sechsundvierzigern“ war es Brayon Blake, der mit insgesamt fünf Distanztreffern seine Truppe am Laufen hielt. Er, Rawle Alkins und Kayan Anderson mit einem 6:0-Lauf zum 64:65 deckten nach 30 Minuten Schwächen der Gastgeber unter dem eigenen Korb auf. Die Gießener bekamen dadurch Oberwasser. Nach einem 13:0-Lauf der JobStairs schienen den Franken die Felle davonzuschwimmen, zumal Kapitän Sengfelder mit fünf Fouls vom Feld musste.

Prewitt läuft heiß

Doch Prewitt blies zur Attacke und knackte die Defensive des Widersachers mit einem 5:0-Run. In der Crunchtime war er nicht mehr zu bremsen. Hervorzuheben waren bei der Aufholjagd neben ihm besonders der aus Ulm zurückgekehrte Heckmann und Energiebündel Robinson.

Vorteile besaß Bamberg bei den Ballgewinnen mit anschließenden Tempogegenstößen (9:2). Nur acht Ballverlusten standen 14 von Gießen gegenüber. 22 Assists zeugten von mannschaftlicher Geschlossenheit. Als größtes Manko entpuppte sich die mäßige Dreierquote von 31 Prozent (8 von 26) gegenüber 41 Prozent (12 von 29) beim Verlierer.

Wie in glorreichen Zeiten

Brose Bamberg-Geschäftsführer Philipp Galewski brachte die spannende Auseinandersetzung auf einen Nenner. „Wir haben uns die Punkte hart erkämpfen müssen. Alles was zählt, ist in dieser frühen Phase der Punkterunde allein der Sieg. Unser Team besitzt Charakter. Wohl kaum einer unter den Fans hat beim Rückstand von 64:78 noch an eine Wende geglaubt. Was dann an Leidenschaft auf dem Spielfeld und von den Rängen kam, erinnert an glorreiche Zeiten“, so sein Fazit.

Brose Bamberg: Omar Prewitt (32 Punkte/3 Dreier), Christian Sengfelder (13), Justin Robinson (12/3), Patrick Heckmann (11), Trevis Simpson (9/1), Martinas Geben (5), Kenneth Ogbe (4), Dominic Lockhart (3/1), Marvin Omuvwie, Joel Aminu, Elias Baggette (nicht eingesetzt).

JobStairs Gießen 46ers: Brayon Blake (18 Punkte/5 Dreier), Rawle Alkins (17/2), Philipp Fayne II (16), Nuni Omot (14/1), Kyan Anderson (10/2), Maximilian Begue (5/1), Florian Koch (5/1), John Bryant (2), Dennis Nawrocki, Bjarne Kraushaar, Kilian Binapfl, Tim Uhlemann (nicht eingesetzt).

Schiedsrichter: Christof Madinger, Benjamin Barth, Andreas Bohn. – Zuschauer: 3033.