"Wenn bei der Bauwerksprüfung eine Beeinträchtigung der Standsicherheit oder Verkehrssicherheit festgestellt wird, so werden selbstverständlich sofort entsprechende Maßnahmen getroffen, um die erforderliche Sicherheit weiterhin zu gewährleisten", heißt es in dem Bericht.
Abwärtstrend bei der Traglast
Eine weitere wichtige Kennzahl für Brücken ist der sogenannte Traglastindex. Dieser beschreibt die strukturelle Leistungsfähigkeit einer Brücke, also inwiefern sie den verkehrlichen Belastungen standhalten kann. Auch hier gibt es ein Stufensystem zwischen I und V. Diese letzte Stufe deutet darauf hin, dass das Bauwerk langfristig ersetzt werden muss.
Auch hier kommt die Einstufung von der Bundesanstalt für Straßenwesen. Es fällt auf, dass insbesondere im Westen zahlreiche Bauwerke ihre Lebenszeit überschritten haben. Generell beobachten Fachleute beim Traglastindex einen Abwärtstrend in Deutschland.
Bund legte Maßnahmenpaket auf
Insbesondere die Sperrung prominenter Autobahnbrücken hat in den vergangenen Jahren den Bund zum Handeln gezwungen. Für Schlagzeilen sorgte etwa die Autobahnbrücke Rahmede an der Sauerlandlinie, die wegen schwerer Schäden vollständig gesperrt werden musste und inzwischen gesprengt wurde. Geplant ist nun ein Neubau.
Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) verkündete im Frühjahr 2022 deshalb ein Maßnahmenpaket für eine schnellere Brückenmodernisierung. Von rund 28.000 Autobahnbrücken müssten demnach langfristig 8.000 modernisiert werden. 4.000 Bauwerke sollen bis 2032 instand gesetzt werden, die zweite Hälfte bis 2042.
Hinzu kommen rund 3.000 modernisierungsbedürftige Brücken im Bundesstraßennetz, die in der Zuständigkeit der Länder liegen. Der Bundesrechnungshof hat im Januar Zweifel angemeldet, ob der Sanierungszeitplan des Bundes zu halten ist.
Auch in den Kommunen gibt es Sanierungsbedarf
Bei den rund 67.000 Brücken in kommunaler Verantwortung gibt es ebenfalls Sanierungsbedarf. Auf Basis einer Befragung der Kommunen geht das Deutsche Institut für Urbanistik in einem Bericht aus dem vergangenen Jahr davon aus, dass jede zweite Straßenbrücke in keinem guten Zustand ist. Damit wäre ihr Zustand sogar schlechter als bei den Bundesbauten. Eine zentrale Erfassung der Brückenzustände gibt es auf Landes- oder kommunaler Ebene allerdings nicht.
Auch bei der Deutschen Bahn läuft ein Sanierungsprogramm für Brücken. Insgesamt gehören zur Infrastruktur des bundeseigenen Konzerns rund 25.700 solcher Bauten. Fast die Hälfte davon ist mehr als 100 Jahre alt. Bis 2029 will die Bahn insgesamt 2.000 Brücken vollständig oder teilweise erneuert haben. Zwischen 2019 und 2029 steht dem Konzern nach derzeitigem Stand ein Budget von rund neun Milliarden Euro zur Verfügung. "Die Brücken der Deutschen Bahn sind sicher, sie werden regelmäßig und systematisch inspiziert und geprüft", teilte das Unternehmen mit.