Bürgerversammlung Grundschule in Scheuerfeld bleibt

Bettina Knauth
Die Scheuerfelder Schule soll einen Neubau erhalten. Foto: Henning Rosenbusch (NP Archiv)

Coburg will auch kleine Schulstandorte erhalten. Jetzt kommt sogar ein Neubau. Aber bis die Bagger rollen, wird es noch dauern. Geduld braucht es auch in einem anderen Punkt.

 
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Vor gut zehn Jahren stand sie wegen sinkender Schülerzahlen fast vor dem Aus, jetzt soll die Grundschule in Scheuerfeld einen Neubau erhalten. Auf der Bürgerversammlung für den Stadtteil Scheuerfeld informierte Oberbürgermeister Dominik Sauerteig am Mittwochabend im Gasthaus „Oylnspygl“ über den „Grundkonsens“, kleinere Schulstandorte wie die Außenstelle der Melchior-Franck-Schule zu erhalten. „Das ist ein wichtiges Signal für den Stadtteil Scheuerfeld!“, sagte Sauerteig.

Leicht habe sich der Stadtrat die Entscheidung nicht gemacht, ließ der OB durchblicken. Gerade die kleineren Schulhäuser sind „in die Jahre gekommen“, wie Norbert Anders, Leiter des Amts für Schulen, Kultur und Bildung, am Beispiel Scheuerfeld ausführte: Nachdem Nicolaus Zech bereits 1601 eine Schule gegründet hatte, begann 1874 der Bau am jetzigen Standort in der Hirtengasse. Durch eine Erweiterung im Jahr 1953 bekam sie ihr heutiges Aussehen. Derzeit beherbergt sie drei Klassen mit insgesamt 77 Schülern. Raumbedarf besteht vor allem für die Mittagsbetreuung, die 52 von ihnen in Anspruch nehmen. Nur durch Nichtbelegung eines Klassenraums und Anmietung des „Haus der Jugend“ könne diese „schwierige Rahmensituation“ aktuell gelöst werden. Flex-Klassen und die gebundene Mittagsbetreuung sorgen laut Anders für wöchentlich über 50 „Taxis“ zwischen Scheuerfeld und dem Stammhaus auf der Hut.

Schon 2015 hatte der damalige Ortssprecher Roland Eibl die Sanierung des Gebäudes beantragt. Dringenden Handlungsbedarf sah der jetzige CSU-Stadtrat vor allem wegen des Zuzugs von jungen Familien in die Baugebiete. Mitte 2018 hatte Peter Cosack, Leiter des Hochbauamts, insgesamt sechs Varianten vorgestellt. Beim Grundsatzbeschluss favorisiert wurde ein Erhalt des Altbaus. Inzwischen bezweifelt Cosack, dass die Generalsanierung angesichts der Bausubstanz und einem Fehlbedarf von 300 Quadratmetern Sinn macht. Gerade mit Blick auf die Aufteilung der Räume, den Brandschutz und die Barrierefreiheit könne ein Umbau „nur einen Kompromiss darstellen“. Sinn mache nur ein Neubau. Zu klären ist noch, ob das neue Schulhaus an gleicher Stelle oder auf dem jetzigen Hartplatz errichtet wird. Im ersten Fall würden Ausweichflächen (etwa in der Melchior-Franck-Schule) gebraucht, im zweiten könnte der Betrieb weiterlaufen. Nach einem entsprechenden politischen Beschluss werden mindestens zwei Jahre vergehen, schätzte Cosack. Derzeit stehe die Schule auf Platz drei der Prioritätenliste der noch nicht begonnenen Maßnahmen, informierte er auf Nachfrage von Angela Niestroy, nach dem zweiten Abschnitt der Rückert-Mittelschule und dem Abschluss am Dr. Stocke-Stadion. „Wie lange dauert es, bis die Schule auf Platz eins rutscht?“, erkundigte sich Elfi Strobel. Sauerteig mochte sich angesichts „vieler Herausforderungen“ nicht festzulegen: „Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass in den nächsten Wochen schon die Bagger rollen.“ Zumal die Stadt nicht mit staatlicher Förderung rechnen könne, weil es sich nicht um einen eigenständigen Schulstandort handele. Mit der positiven Nachricht, dass die Stadt an der Schule festhält und „sich andere Stadtteile nicht mehr in dieser glücklichen Lage“ sähen, wollte sich Strobel aber nicht abspeisen lassen. Der Erhalt sei 2011 der Verdienst des Bürgervereins gewesen, der selbst in München unter dem Motto „kurze Beine, kurze Wege“ demonstriert hatte. Dirk Wenden befürchtete, dass „der Schwung an Schulkindern, der jetzt kommt“ vom Neubau nichts mehr haben werde. „Viele zogen nach Scheuerfeld, weil es diese Schule gibt“, betonte Eibl. Auch er wird nach eigenem Bekunden „unruhig“, zumal die Kosten steigen. Zeitnah will der CSU-Vertreter im Stadtrat den Antrag auf Ersatzneubau stellen. „Der Haushalt ist wie er ist“, entgegnete ihm der OB.

Geld für den Altbau wird die Stadt auf jeden Fall noch in die Hand nehmen müssen. „Seit Jahren ist nichts renoviert worden“, beklagte Thomas Eichhorn. „Im ganzen Haus stinkt es nach Fäkalien“, stimmte Tina Lorenz ein. Cosack versprach zu schauen, welche Investitionen dort noch Sinn machen; Mittel für den Bauunterhalt an allen Schulen stünden zur Verfügung.

Nicht nur beim Schulneubau müssen sich die Scheuerfelder weiter gedulden. Die Erweiterung der Kindertagesstätte „Kuckucksnest“ kommt „trotz klarer Beschlusslage und politisch eindeutiger Willensbekundung“ nicht voran, wie Jugendamtsleiter Reinhold Ehl ausführte. Benötigt würden die 37 zusätzlichen Plätze dringend. Ehl: „Die Kinder sind immer jünger, wenn sie in die Betreuung kommen.“ Die Schuld sieht er beim Träger, der evangelisch-lutherischen Gemeinde Scheuerfeld-Weidach bzw. der Gesamtkirchenverwaltung. Nachdem letztere vor einem Jahr die nötigen Unterlagen bei der Regierung von Oberfranken eingereicht hatte, mussten die Pläne abgespeckt werden. Trotz Reduzierung der Kosten um eine halbe Million Euro besteht laut Ehl noch immer „eine Deckungslücke im sechsstelligen Bereich“. Erst bei weiterer Kostenreduzierung könne trotz Zeitdrucks an der Umsetzung gearbeitet werden. Die Frist von September 2022 sei nicht zu halten: „Wir haben ja noch nicht mal angefangen!“ Alternativen oder Übergangslösungen würden bereits überlegt. „Container sind eine gute Zwischenlösung!“, warb Ehl.

Eine längere Diskussion entwickelte sich über den Naturspielplatz, den sich viele Anwohner für den „Mittelberg“ wünschen. Laut stellvertretendem Leiter Werner Pilz wäre das Grünflächenamt bereit, mit eigenen Mitteln das „gefangene Grundstück ohne Interessenten“ entsprechend zu gestalten. Allerdings haben sich mehrere Bürger und Bürgerinnen in einem Schreiben an den OB gegen eine solche Einrichtung ausgesprochen.

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