"Wir können denen nicht sagen, es gibt für ein halbes Jahr eine Finanzierungszusage, aber ob der Bundestag sie auch im nächsten Jahr geben kann, wissen wir noch nicht. Die Industrie braucht Planbarkeit. Und deswegen halte ich viel davon, Verträge über mehrere Jahre abzuschließen", sagte Högl. Und: "Vonseiten der Industrie muss ehrlich auf den Tisch, in welchem Zeitrahmen sie welche Kapazitäten aufbauen und welche Munition sie dann auch produzieren kann."
Die Materiallage hat sich verschlechtert
Nach ihrem Eindruck findet die Militärhilfe für die Ukraine in der Bundeswehr breite Unterstützung, allerdings seien auch die Konsequenzen spürbar. "Wir haben jetzt eine schlechtere Materiallage als vor dem 24. Februar, weil viel abgegeben wurde, aber noch nichts wieder ersetzt wurde. Das beunruhigt die Truppe. Es gibt eine enorme Erwartungshaltung, dass sich was verändert", sagte Högl. "Dass Waffensysteme an die Ukraine abgegeben wurden, war richtig und wichtig, sie fehlen aber bei Ausbildung und Übung. Jetzt müssen die Systeme, die noch da sind, zügig instand gesetzt werden und schnell Ersatzteile geliefert werden, damit sie bald wieder der Truppe zur Verfügung stehen."
Aus dem 100-Milliarden-Euro Sondervermögen resultiere eine "große Erwartungshaltung, und die darf nicht enttäuscht werden", sagte die Wehrbeauftragte. "Die Soldatinnen und Soldaten erwarten zu Recht, dass sich jetzt spürbar etwas ändert. Das fängt mit einfachen Dingen an. Helm, Weste in der richtigen Größe zur richtigen Zeit, Socken, Stiefel, Rucksack, Nachtsichtgeräte, Funkgeräte und geht dann weiter über das große Gerät."
Die Soldaten nehmen den Auftrag aus der Zeitenwende nach der Einschätzung von Högl "sehr ernsthaft, sehr professionell an". Högl sagte: "Sie wissen ganz genau, was sich seit dem 24. Februar verändert hat. Ich würde das nicht für alle, die im System Bundeswehr Verantwortung tragen, so formulieren."