Burgenstraße In Ebern werden Erinnerungen geschaffen

Bernd Ebert, Tourismusbeauftragter für die Stadt Ebern, war diesmal gewissermaßen Gastgeber für das Regionaltreffen der Burgenstraße, zu dem Geschäftsführerin Ariane Born (Mitte; mit Assistentin Mona Hölsch) eingeladen hatte. Foto: Tanja Kaufmann

Heimaturlaub liegt weiter im Trend - davon profitiert auch die Burgenstraße. Tourismusfachleute von Ebern über Coburg bis Kronach diskutieren bei einem Regionaltreffen in Eyrichshof neue Werbestrategien für ihre künftigen Gäste.

 
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Das hört man gern in diesen Tagen: „Krisen können uns nichts anhaben“, lächelt Ariane Born und meint damit die seit Jahr und Tag rege Nachfrage am Tourismusangebot der Burgenstraße. Die Geschäftsführerin hatte zum Regionaltreffen diesmal nach Eyrichshof geladen. Bei einer Länge von fast 800 Kilometern finden diese Treffen regelmäßig abschnittsweise statt; in den Haßbergen trafen sich die Tourismusfachleute von Gößweinstein bis Bayreuth – um sich gegenseitig kennenzulernen und auszutauschen sowie gemeinsam an neuen Angeboten und Konzepten zu feilen.

1954 als Arbeitsgemeinschaft für die Strecke von Mannheim über Heilbronn bis Nürnberg gegründet, erstreckt sich die Burgenstraße heute vom Barockschloss in Mannheim über Schwetzingen bis nach Heidelberg und von dort weiter durch das Neckartal, das Hohenloher Land, die Frankenhöhe, die Fränkische Schweiz, die Haßberge, das Heldburger Land und den Frankenwald bis nach Bayreuth. Ebern war mit Schloss Eyrichshof und der Ruine Rotenhan 2009 dazugestoßen. Mehr als 70 Burgen und Schlösser liegen entlang der Route, Attraktionen also, die die Zeiten überdauert haben und heute wie vor bald 70 Jahren ihre Liebhaber finden.

„Nachwachsende Zielgruppen“ seien das gewissermaßen, wie Burgenstraßen-Geschäftsführerin Ariane Born erklärt. Nach wie vor sei der Trend, Urlaub in Deutschland zu machen und die Heimat kennenzulernen, ungebrochen. „So traurig es ist: Wir profitieren von Weltkrisen“, fasst es Ariane Born zusammen. Reisen in die weite Welt sind dann weniger angesagt, man bleibt lieber unter sich. Generell macht die Expertin einen Trend aus: „Je weiter ich ausschwirren kann, desto größer ist auch die Rückbesinnung, die Frage: Wo sind eigentlich meine Wurzeln“, so Ariane Born. Unter dem Leitsatz „Werte schätzen“ ist die Burgenstraße hierfür gerade zu prädestiniert. „Die Burgenstraße hatte in den vergangenen drei Jahren eine stetig steigende Zahl an Anfragen zu verzeichnen“, berichtet Ariane Born ihren touristischen Mitstreitern. Insbesondere die speziellen Unterlagen für Wohnmobilisten, Oldtimerfahrer und Radler – selbst abgefahren und getestet übrigens – würden zu diesem Erfolg beitragen.

Genau zu dieser Spezialisierung rät auch Marketing-Fachmann Uwe Wagner aus Bad Windsheim, der beim Regionaltreffen in Eyrichshof den Workshop der Teilnehmenden begleitet. Die Burgenstraße hat nämlich jüngst anhand von wissenschaftlich erhobenen Daten ihre Zielgruppen überarbeitet. Diese sollen nun gezielt angesprochen werden, „zugespitzt“ müssen die Angebote werden, fordert Uwe Wagner. Und so erarbeiten die Tourismusfachleute von Bamberg über Coburg bis Kronach gemeinsam fiktive Konzepte für Tina, Sabine und Gottfried. Das nämlich sind die personifizierten Prototypen der Zielgruppen, die es im Prinzip schon immer gab: „Zum einen die über 50, Kinder aus dem Haus, mit zeitlichem und finanziellen Spielraum“, wie Ariane Born kurz umreißt, „zum anderen die Familien mit Kindern“. Letztere erreiche man heute mit herkömmlichen Werbemitteln nicht mehr, und so wird auch für die Burgenstraße klar: Die digitale Transformation muss auch bei einer der ältesten Ferienstraßen Deutschlands Einzug halten.

Animierte Grafiken und Filmchen werden angeregt, aber auch um die klassischen Angebote in Prospekt und Flyer geht es, die gern weitere „Schätze“ entlang der Route entdecken lassen. Neben den unübersehbaren Burgen und Schlössern zählen dazu eben auch die traditionelle Küche der jeweiligen Region, ein selten gewordenes Handwerk oder ein Naturdenkmal. Je nach Zielgruppe soll hier künftig auch ganz gezielt geworben und ein zugeschnittenes Angebot gemacht werden. Für Tina beispielsweise, „Ende 30, Teilzeit, Mutter von mindestens zwei Kindern“, die eine möglichst kostengünstige Beschäftigung für ihren Nachwuchs sucht. Oder aber für Sabine, „Anfang 60, Kinder schon groß, nicht sehr weltgewandt und eher traditionell unterwegs“. Und schließlich für den pensionierten Kieferchirurgen Gottfried, für den es nicht teuer, aber besonders sein muss.

Die fiktiven Angebote, die die Teilnehmer erstellen, üben die neue Strategie gut ein. „Sie müssen Geschichten erzählen“, sagt Uwe Wagner, selbst wenn das spezielle Angebot dann nicht anspricht, hat man zumindest vom besonderen Ort erzählt und diesen schmackhaft für künftige Ausflüge gemacht.

Um solche Geschichten geht es auch bei den Regionaltreffen selbst. „Wer schöne Erinnerungen mit einem Ort verbindet, erzählt auch davon“, formuliert es Ariane Born. Daher seien immer andere Stationen der Burgenstraße Schauplatz der Sitzungen: Damit die Tourismusschaffenden selbst wissen, wovon sie sprechen – oder vielleicht sogar dann selbst ins Schwärmen kommen.

www.burgenstrasse.de

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