Ähnlich sieht es die EVG. "Was es wirklich braucht, sind dauerhaft mehr Investitionen in die Schienen-Infrastruktur, um den Verschleiß, der sich über Jahrzehnte aufgebaut hat, wieder abzubauen", sagte Gewerkschaftschef Burkert. "Drei Unions-Verkehrsminister sind dafür maßgeblich verantwortlich." Mit einer grundlegenden Umstrukturierung werde das jahrzehntelange Problem der Unterfinanzierung nicht gelöst.
Experte: Bahn tanzt Bund auf der Nase herum
Bahnforscher Böttger sagt allerdings auch: "Die DB ist als großer, monolithischer Klotz politisch so mächtig, dass sie ihrem Eigentümer auf der Nase herumtanzt." Deshalb habe der Eigentümer auch keinen Zugriff auf die Infrastrukturgesellschaften. "Die Bahn wäre möglicherweise besser steuerbar, wenn man getrennte Gesellschaften hätte."
Dennoch sieht Böttger in einer Trennung von Netz und Betrieb kurzfristig nicht zwingend die Lösung. Er warnt, dass jede Organisationsänderung erhebliche Unruhe verursache. "Wenn man sich anguckt, in welchem schlechten Zustand die Bahn heute ist, muss man zumindest die Frage stellen, ob eine komplette Trennung derzeit umsetzbar ist."
Trennung in kleineren Schritten
Stattdessen plädiert er zunächst dafür, mit zwei kleineren Schritten in die Trennung einzusteigen: die Aushebung der Beherrschungsverträge und mehr Transparenz bei den Finanzen. "Derzeit ist es ja so, dass vor allem die DB ihre Leute in den Aufsichtsrat der Infrastruktur schickt, nicht der Staat. Wenn man die Beherrschungsverträge aufheben würde, dann könnte die Politik selbst Aufsichtsräte bestimmen." Zudem käme mehr Transparenz in die Finanzströme.
Kommt also nach der Bundestagswahl die rasche Zerschlagung der Bahn? Böttger ist skeptisch: "Der neue Bundeskanzler wird an seinem ersten Arbeitstag nicht als Erstes sagen: Jetzt muss ich mich mal um die Bahn kümmern."