Chor Unerhört feiert Comeback Hymnen der Hoffnung

„Zwischen den Jahren“ kehrt der Chor „Unerhört“ aus der Corona-Pause zurück. In der voll besetzten Heiligkreuzkirche bezaubert er sein Publikum mit beseelten Melodien und weihnachtlichen Liedern aus einer nicht nur heilen Welt.

 
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Von allen Seiten strömen sie in Richtung Heiligkreuzkirche an diesem „dritten Weihnachtsfeiertag“, und mehr noch als die Sorge, einen Sitzplatz zu ergattern, bewegt sie die Freude auf das Wiedersehen. Und das Wiederhören, versteht sich: Seit der Corona-Zäsur mussten die Fans des Chores „Unerhört“ weitgehend mit Online-Lebenszeichen vorliebnehmen, beispielsweise bei der „Coburger Weihnacht“ auf iTV. Kleinere Live-Auftritte gab es wohl, zuletzt beim Samba-Festival, doch auf ein großes Konzert in voller Besetzung mussten die Sängerinnen und Sänger mit ihrem Publikum drei Jahre warten.

Damals, Ende Dezember 2019, platzte die Heiligkreuzkirche schier aus den Nähten beim ersten Konzert „zwischen den Jahren“. Eine nachweihnachtliche Tradition sollte daraus werden – und wird es nun wohl auch: Wieder füllen sich die Kirchenbänke und wieder genießt das Publikum den „unerhörten“ Wohlklang und die sympathische Ausstrahlung dieses Chores, der seit 2006 viele Highlights im Coburger Kulturleben gesetzt hat, vom Musical über die moderne Messe bis zur „Gastrolle“ auf der Landestheater-Bühne im bewegenden Musikdrama „Wie im Himmel“.

In der Coronakrise hat auch „Unerhört“ Federn lassen müssen, sprich Mitglieder: 30 Stimmen zählt die „etwas kleinere, super motivierte Gruppe“, die Antoinetta Bafas dem Publikum am Dienstagabend in Heiligkreuz vorstellt. Das überhaupt tun zu können, ist nicht selbstverständlich, erklärt die Chorleiterin: „20 Prozent der Chöre haben es nicht geschafft“. Wie ihr Ensemble die Lockdowns mit Zoom-Proben und kleinen Projekten gemeistert hat, erfährt das Publikum in diesem unterhaltsam präsentierten Konzert. Auch Ausschnitte aus den Onlineproduktionen gibt es zu sehen, das „Patchwork-Video“ der Corona-Version von „An Tagen wie diesen“ zeugt von krisenresistentem Teamgeist und Humor.

Dass sie Schwund und Widrigkeiten unbeschadet überstanden haben, beweisen die Sängerinnen und Sänger in ihrem 90-Minuten-Konzert in Heiligkreuz: Von Antoinetta Bafas bestens vorbereitet, umsichtig geleitet und am E-Piano dezent begleitet, fahren sie zu alter Form auf und bezaubern das Publikum mit ihrem beseelten Sound. Gerahmt von weihnachtlichen Pop-Klassikern in reizvollen Arrangements – von „I’ll Be Home For Christmas“ bis zum federleicht swingenden „Santa Baby“ – führt die geschmackvolle Liedauswahl von Händels strahlendem „Joy To The World“ bis zu balladesken Hits aus „Herr der Ringe“. Herzerwärmend erklingen die Chorhymnen des zeitgenössischen britischen Komponisten John Rutter „Look To The World“ und „All Things Bright And Beautiful“. Zwei irische Songs erinnern an eine Jam Session mit Lisa Canney und ihrer Band bei „Leise am Markt“, der im kommenden Jahr ein gemeinsames Konzert mit dem Chor folgen soll.

Auch die Schatten, die gerade in diesem Jahr die Weihnachtsfreude dämpfen, bleiben nicht ausgespart: Ein vokales Glockenspiel überrascht in dem ukrainischen Wintervolkslied „Carol Of The Bells“, das zur Hymne des Widerstands gegen die russische Invasion geworden ist. Und auch die Zugabe nach dem stürmischen Schlussapplaus erinnert bei aller musikalischen Harmonie daran, dass vielen Menschen auch am Festtag der Liebe nicht nach „heiler Welt“ zumute ist: „Fairytale of New York“ von der britischen Folk-Punk-Band „The Pogues“.

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