Christopher Street Day Coburg: Ein Fest für alle, die anders sind

Die Organisatoren freuen sich auf den ersten Christopher Street Day in Coburg. Foto: Frank Wunderatsch

Zum ersten Mal findet auch in der Vestestadt ein Umzug statt. Ziel ist es, die queere Community sichtbar zu machen.

 
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Eine sichere Umgebung bieten für alle Menschen, die nicht heterosexuell orientiert sind – das war das Ziel von Michael Klein, als er gemeinsam mit einigen Mitstreitern eine queere Studenteninitiative an der Hochschule Coburg aufbaute. Jetzt ist er Mitorganisator des ersten Christopher-Street-Days in Coburg.

Vor knapp zwei Jahren zog der 29-Jährige in die Vestestadt, begann hier mit dem Studium der Sozialen Arbeit. „Wenn man sich im Fachbereich Soziale Arbeit outet, ist das meist kein Problem“, schildert er. Anders sei es aber möglicherweise in Studiengängen, die männerdominierter sind. „Dort ist es nicht so einfach“, weiß er. Darum war es ihm ein Anliegen, Kontakte zu knüpfen, damit sich Betroffene ihre Sorgen von der Seele reden können. „Wir wollen einen Safe-Space bieten, wo man sich über Probleme unterhalten und andere Leute aus der Community kennenlernen kann“, sagt Klein. Inzwischen unterstützen rund 50 Mitglieder die Initiative „Umbrella“ (Regenschirm), etwa 20 sind regelmäßig aktiv und treffen sich zweimal im Monat zum Stammtisch in der Bar „Toxic Toast“ im Unteren Bürglaß. „Wir hoffen, dass sich daraus etwas Nachhaltiges entwickelt in Coburg“, plant Michael Klein.

Inzwischen ist „Umbrella“ auch von der Hochschule anerkannt. Das ist wichtig, weil es dann unter anderem Fördergelder für Aktivitäten gibt.

Im Austausch innerhalb der Initiative ist die Idee entstanden, auch in Coburg eine Aktion zum Christopher-Street-Day (CSD) durchzuführen. Weltweit finden im Sommer Umzüge und Kundgebungen für die Gleichberechtigung von Nicht-Heterosexuellen statt. „Es ist notwendig, der Community Sichtbarkeit zu verschaffen und die Möglichkeit zu bieten, sich an die Mehrheitsgesellschaft anzunähern“, sagt Michael Klein. So knüpfte die Initiative Kontakte zu anderen Coburger Einrichtungen, die schon länger vorhatten, einen CSD in der Vestestadt auf die Beine zu stellen. Gemeinsam mit dem Comun-Verein, den Jusos, der Grünen Jugend, den Jungen Liberalen, Pro Coburg, der SPD, den Grünen und der FDP sowie einigen Einzelpersonen wurde nun erstmals ein CSD in Coburg organisiert; Klein übernimmt die Funktion des Pressesprechers. Die Aktionen finden statt vom 22. bis zum 24. Juli, den Auftakt macht ein Umzug am Freitag ab 19 Uhr. Er führt vom Bahnhof bis zum Marktplatz, anschließend ist eine Party im Jugendzentrum Domino (JUZ) geplant. Einlass ist für Personen ab 16 Jahren. Auch am Samstag und Sonntag sind verschiedene Veranstaltungen geplant (siehe Infokasten). Den Höhepunkt bildet am Sonntag ein Regenbogengottesdienst in der Salvatorkirche.

Derzeit können die Veranstalter noch nicht abschätzen, wie viele Menschen sich am Umzug und an den Aktionen in Coburg beteiligen. Zumal am gleichen Wochenende in Berlin ebenfalls eine Parade zum CSD stattfindet, welche seit Jahren etabliert ist und ein großes Einzugsgebiet hat, weiß Michael Klein. Vor vier Jahren war er in Berlin dabei. „Das war sehr schön zu sehen, wie die ganze Stadt mitgefeiert hat, es war eine sehr ausgelassene, familiäre und harmonische Stimmung“, erinnert er sich. Auch wenn er nicht damit rechnet, dass beim Umzug in Coburg ebenso bunte Kostüme zu sehen sein werden: Die harmonische Stimmung und die Gemeinschaft sollen auch im kleineren Rahmen erlebbar werden.

Eine weltweite Bewegung

Die Christopher Street ist eine der Straßen im New Yorker Stadtteil Greenwich Village, wo Menschen in den 1960er-Jahren sehr unter den Auswirkungen von Polizeiwillkür und Diskriminierung zu leiden hatten. Besonders „People of Color“ wurden stark bedroht und massiv an der gesellschaftlichen Teilhabe eingeschränkt.

Am 28. Juni 1969 lösten eine Razzia und Schikanen der New Yorker Polizei in der Bar „Stonewall Inn” in der Christopher Street in New York City die Homosexuellenbewegung aus, als sich an diesem Abend die queere Community zum ersten Mal gegen Polizeiwillkür zur Wehr setzte. Seitdem wird in New York City am letzten Samstag im Juni, dem Christopher Street Liberation Day, mit einem Straßenumzug an dieses Ereignis erinnert. Daraus ist die weltweite Tradition entstanden, im Sommer bunt und laut und friedlich Demonstrationen für die Rechte von Schwulen und Lesben sowie der ganzen „Regenbogen-Community” abzuhalten. In beinahe jeder größeren Stadt in Deutschland gibt es heute einen CSD, die größten in Köln und Berlin. Der Christopher-Street-Day feiert das bunte Leben unterm Regenbogen und macht gleichzeitig auf Unterdrückung und Diskriminierung aufmerksam.

Das Programm

Freitag, 22. Juli
  Pride-Parade, 18 bis 19 Uhr. Sie führt vom Bahnhofsplatz über den Steinweg zum Marktplatz. Dort ist eine Abschlusskundgebung geplant. Von 20 bis 24 Uhr findet im Jugendzentrum Domino eine Eröffnungsparty statt.

Samstag, 23. Juli
Infostände in der Fußgängerzone ab 9 Uhr. Ab 14 Uhr Workshops im „Leise am Markt“ und „Fugenlos“, die unter anderem zum Thema Outing, Queerness und Sexualitäten informieren.

Sonntag, 24. Juli
 14 Uhr ökumenischer Regenbogengottesdienst in der Salvatorkirche. 

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