Das hat mit den Kirchenräumen zu tun. Der katholische und der evangelische Gottesdienst fanden in typischen Kirchengebäuden statt – Fenster können nicht geöffnet werden, die Kirchentür ist zu, eine Lüftungsanlage nicht vorhanden. Entsprechend steigt die CO2-Konzentration linear an, weil die Atemluft nicht entweichen kann. Sitzen einer oder mehrere ansteckende Infizierte im Raum, verbleiben die ausgeatmeten Aerosole in der Atemluft – das Infektionsrisiko steigt.
In der komplett gefüllten katholischen Kirche lag der Wert am Ende bei mehr als 2000 ppm. In diesen Bereichen ist die Luftqualität laut Umweltbundesamt bedenklich. Spätestens nach einer halben Stunde hätte man lüften sollen. Stattdessen stiegen die Werte und damit das Infektionsrisiko bis zum Ende des Gottesdienstes immer weiter.
In der Kirche tragen viele Maske
Die Gottesdienste der Freikirche dagegen finden in einem Kongresszentrum statt. Nach dem anfänglichen Anstieg greift die Lüftungsanlage ein und tauscht die Luft aus. Die CO2-Konzentration sinkt im Verlauf des Gottesdienstes sogar wieder und liegt am Ende etwa bei einem guten Wert von 750 ppm.
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Der Zusammenhang zwischen CO2-Konzentration und Corona-Infektionsrisiko kann durch das Tragen einer partikelfiltrierenden (FFP2-) Maske deutlich abgeschwächt werden. Während in der Freikirche fast keiner eine solche Maske trug, taten das in den beiden anderen Gottesdiensten fast alle.
Kirchen erklären sich
Wie äußern sich die Kirchen zu den Werten? Ein Sprecher des zuständigen katholischen Erzbistums sagt: „In den vergangenen beiden Jahren sind uns keine Fälle bekannt, dass es in einem Gottesdienst im Bereich der Erzdiözese zu einer Corona-Infektion gekommen ist.“ Ein Sprecher der evangelischen Kirche Württemberg argumentiert mit kircheninternen Abwägungen: In vielen Kirchenräumen sei die Durchlüftung schwierig, weil „die zu trockene Luft Kunstgegenstände in den Kirchen angreift”. Zudem seien viele Kirchengebäude einfach nicht fürs Durchlüften angelegt. Und: „Mancherorts könnte eine Zugsituation entstehen, bei der einige Besucher besonders stark mit Viren belastet werden.”
Die Kirchen haben vor diesem Hintergrund entschieden, die dringende Empfehlung zum Tragen einer Maske aufrechtzuerhalten. Verpflichtend ist das Masketragen wie auch in den meisten anderen Lebensbereichen indes nicht mehr – angesichts der gemessenen CO2-Werte zumindest bei gut gefüllten Gottesdiensten in traditionellen Kirchenräumen aber sinnvoll.