Coburg 700 Menschen bei „Corona-Spaziergang“

Das Schmuddelwetter schreckt Gegner der Impfpflicht und von Einschränkungen in der Pandemie nicht davon ab, in Coburg wieder durch die Stadt zu ziehen. Auch in Bad Rodach formiert sich Protest.

 
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Coburg - Nieselregen und Temperaturen um die 4 Grad Celsius haben am Montagabend rund 700 Menschen nicht davon abgehalten, in der Coburger Innenstadt gegen die Maßnahmen von Bundes- und bayerischer Landesregierung in der Corona-Pandemie zu demonstrieren. Der „Spaziergang“ vom Marktplatz über Spitalgasse, Mohren- und Hindenburgstraße, Steinweg, Schlossplatz, Obere Anlage, Casimirstraße und Ketschengasse verlief friedlich.

In der Ketschengasse, am Durchgang des Münzmeisterhauses zur Morizkirche, versuchten sieben Personen, die der linksgerichteten Antifa zugerechnet werden, den „Spaziergang“ mit lauten Rufen zu stören. Sie wurden sofort von Polizeibeamten umringt und mussten ihre Personalien angeben.

Der Zug hatte sich, wie mittlerweile jeden Montag, um 18 Uhr am Marktplatz in Bewegung gesetzt und dauerte etwa eine Stunde. Mit dabei waren auch Eltern mit Kinderwagen und Vorschulkinder mit kleinen Tretfahrrädern. Nicht eingeschritten wurde gegen Personen, die Hunde an der Leine mitführten oder kurzzeitig Wunderkerzen abbrannten.

Mehrere Bürgerinnen und Bürger, die mitliefen, betonten, sie würden das tun, um für ihre demokratischen Grundrechte einzutreten. Dafür hätten, wie ein Coburger sagte, seine Eltern und Großeltern gekämpft. Das wolle er nicht einfach aufgeben. Ein anderer meinte, „wir haben in der Schule gelernt, Dinge zu hinterfragen. Das tun wir, bekommen aber keine befriedigenden Antworten.“

Mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass man gegen eine Impfpflicht, insbesondere für Kinder, sei und die von der Politik verhängten Corona-Maßnahmen nicht nachvollziehen könne. Es herrsche ein politisches Durcheinander, das beendet werden müsse. „Dafür gehen wir auf die Straße“, so einer der Demonstranten.

Allerdings gab es auch Passanten, die die Ablehnung der Schutzmaßnahmen gegen das Corona-Virus nicht nachvollziehen konnten. Eine Frau, die am Straßenrand stand, betonte, sowohl Impfen als auch das Einhalten der Hygieneregeln und des Abstandsgebots blieben wichtig und sinnvoll. Das erkenne man an den explosionsartig steigenden Infektionszahlen, die die Inzidenz in Deutschland in bislang nicht gekannte Höhe treiben.

Weitere Passanten zeigten für die Demonstranten ebenfalls kein Verständnis. Auch einige Autofahrer nicht, die in der Grafengasse und Rückertstraße kurzfristig feststeckten, als der mehr als hundert Meter lange Zug, der von Polizeibeamten abgesichert wurde, vom Busbahnhof zum Theaterplatz wechselte und die Steingasse querte. „Rücksichtslos“ war noch der harmloseste Begriff, den sich Fußgänger anhören mussten.

Unterdessen arbeitet die Stadt Coburg an einer Verordnung, um die „Corona-Spaziergänge“ zu kanalisieren. Vorgesehen ist unter anderem, dass sie mindestens 48 Stunden vor Beginn von einem Verantwortlichen angemeldet werden, der Ansprechpartner für das Ordnungsamt und die Polizei ist. Zudem soll das Mitführen von Hunden sowie Waffen wie Messern oder Schlagstöcken verboten werden. Wer sich nicht an die Vorgaben hält, soll mit einem Bußgeld belegt werden. Das Regelwerk soll bis zum 24. Januar formuliert sein. Das hatte Oberbürgermeister Dominik Sauerteig am Freitag in der Besprechung mit den Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen vorgeschlagen. Sie haben bis Mittwoch Zeit, sich zu erklären, ob sie eine solche Verordnung politisch mittragen.

Am Montag gab es auch einen „Spaziergang“ in Bad Rodach. Daran nahmen nach Polizeiangaben rund 35 Personen teil.

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