Coburg Alle Augen auf die EM

Nun wird es ernst in Österreich, Schweden und Norwegen. Zwei HSCler sind mittendrin, und einer wagt den Blick von außen.

 
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Coburg - Es ist ein Novum in der Geschichte der Handball-Europameisterschaft. Zum ersten Mal findet ab Donnerstag das Turnier in gleich drei Ländern statt. Österreich, Schweden und Norwegen sind die Gastgeber der EM, die am 26. Januar in Stockholm zu Ende gehen wird. Die deutsche Mannschaft trifft in Vorrundengruppe C auf Titelverteidiger Spanien sowie die Neulinge Niederlande und Lettland. Zwei Spieler des Zweitligisten HSC 2000 Coburg stehen im Aufgebot ihrer jeweiligen Landesauswahl: Girts Lilienfelds (Lettland) und Stepan Zeman (Tschechien). HSC-Toptorjäger Florian Billek, ehemaliger deutscher Nationalspieler, und seine beiden Coburger Teamkollegen über besondere Gefühle, Favoriten und zur Frage, worauf es ankommen wird.

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HSC-Trainingsauftakt

Der HSC 2000 Coburg nimmt am Donnerstag die Vorbereitung auf die restliche Rückrunde in der 2. Handball-Bundesliga auf. Bis zum ersten Pflichtspiel am Samstag, 1. Februar, zu Hause gegen den EHV Aue bleiben Coach Jan Gorr rund drei Wochen Zeit, um seine Mannschaft vorzubereiten.

In der Vorbereitungsphase stehen für die Coburger auch zwei Testspiele auf dem Programm. Am Samstag, 18. Januar, reisen die Eulen Ludwigshafen an auf die Lauterer Höhe. Am Freitag, 24. Januar, gastiert der HSC beim SC DHfK Leipzig. Damit stehen den Coburgern zwei Vorbereitungsspiele gegen Erstligisten bevor.

Girts Lilienfelds, 37, lettischer EM-Fahrer: Für den Routinier des HSC ist die EM-Teilnahme eine Premiere. Aber nicht nur für ihn persönlich, sondern auch für Lettland. Noch nie war die baltische Nation bei einem großen, internationalen Turnier vertreten. "Wir freuen uns darauf. Aber wir wissen ja nicht so richtig, was auf uns zukommen wird", sagt der Rückraum-Rechts. Bereits seit dem 3. Januar befindet sich Lettlands Nationalmannschaft im Vorrundenspielort Trondheim. "Wir haben ein Testspiel gegen die B-Auswahl von Norwegen gewonnen", erklärt Lilienfelds, der betont, dass mittlerweile "die Stimmung steigt".

In Lettland sei Handball nur Sportart Nummer vier - nach Fußball, Eishockey und Basketball. Trotzdem sei es für seine Landsleute "ein Riesenevent", betont der 37-Jährige. Beim ersten Auftritt seiner Mannschaft geht es am Donnerstag um 20.30 Uhr gleich gegen Titelverteidiger Spanien. Danach folgen Vorrundenpartien gegen Mit-Debütant Niederlande sowie Mit-Favorit Deutschland. "Die Spielreihenfolge passt uns ganz gut. Vielleicht werden wir ja am Anfang unterschätzt", hofft er auf eine Außenseiterchance gegen die Spanier.

Die Auswahl Lettlands sei ein bunter Mix aus erfahrenen Profis, Halbprofis und Amateuren. Zugpferd ist Dainis Kristopans von Champions-League-Sieger Vardar Skopje. "Er ist der entscheidende Spieler bei uns, einer der besten der Welt", sagt Girts Lilienfelds, für den ein Traum in Erfüllung geht. "Mit 37 Jahren die Möglichkeit zu bekommen, noch einen Fuß auf die internationale Bühne setzen zu können, ist einfach etwas ganz Besonderes für mich."

Florian Billek, 31, einmaliger deutscher Nationalspieler: Der 18. März 2017 ist ohne Frage ein besonderes Datum in der Vita des Coburger Top-Werfers. In Göteborg, beim Freundschaftsspiel gegen Schweden, durfte der Rechtsaußen das Trikot der deutschen A-Nationalmannschaft überstreifen - zum aller Voraussicht nach einzigen Mal in seinem Leben. Die Begegnung, in der Billek einmal traf und die Deutschland verlor, war das etwas verunglückte Debüt von Christian Prokop als Bundestrainer. "Vom Grundsatz her hat er alles, um einen großen Titel einzufahren", sagt der 1,87-Meter-Mann vom HSC bald drei Jahre später, "aber ich weiß nicht, ob es schon jetzt soweit ist. Es wird auf jeden Fall schwierig." Wenn er "Geld setzen müsste", dann fiele seine Wahl bei der EM eher auf Dänemark oder Frankreich. Überhaupt gebe es viele Mannschaften mit "unfassbarer Qualität", Norwegen sei noch so ein Beispiel. Dazu kämen traditionelle Turniermannschaften wie die spanische Auswahl.

"Deutschland wird Tempo-Handball mit einer kompakten Deckung und zwei guten Torhütern zeigen müssen", soll es etwas werden mit einem guten Abschneiden, prophezeit Florian Billek. Denn er wolle es zwar keine echte Schwäche nennen, doch im gebundenen Spiel habe sich die Prokop-Truppe in jüngster Vergangenheit schon immer ein bisschen schwergetan. Es brauche einfache Tore über Gegenstöße, die zweite Welle, die dritte. Und solche von Julius Kühn (Rückraum links), wie der 31-Jährige weiter prognostiziert: "Er ist der Mann für die einfachen Tore. Es wird wichtig sein, dass er eine gute EM spielt, genau wie Kai Häfner auf der anderen Seite." Letztgenannten kennt Coburgs Vorzeigespieler übrigens gut. Die beiden liefen von 2012 an zwei Saisons für den HBW Balingen-Weilstetten auf, ehe es den einen über Hannover nach Melsungen verschlug, und den anderen eben nach: Coburg.

Stepan Zeman, 22, tschechischer EM-Fahrer: Für Stepan Zeman ist es trotz seiner jungen Jahre bereits die zweite EM-Teilnahme. 2018 belegte er mit Tschechien Rang sechs. "Es ist schwierig, das Ergebnis der letzten Meisterschaft zu wiederholen", sagt der HSC-Kreisläufer, der genau weiß, worauf es im Turnierverlauf für seine Mannschaft ankommen wird: "Wir müssen an die Grenzen unserer Möglichkeiten gehen."

Für sein Land auflaufen zu können, ist für den 22-Jährigen "eine große Ehre". Anders als Deutschland und Lettland beginnt für die Tschechen das Turnier erst am Freitag mit dem Auftaktspiel gegen Österreich. Danach trifft das Team von Jan Filip und Daniel Kubes in Wien noch auf Nordmazedonien und die Ukraine. "Unsere Gruppe ist ausgeglichen. Wir wollen uns für die Hauptrunde qualifizieren", stellt Stepan Zeman klar. Falls es die tschechische Auswahl in jene schaffen sollte, könnte es zum Aufeinandertreffen mit dem DHB-Team kommen. "Die deutsche Mannschaft ist wie immer sehr stark und erfahren."