Im Sommer 2016 wechselt er aus Wetzlar nach Coburg. Der HSC überschreibt die Pressemitteilung im März desselben Jahres zur Verpflichtung des Kreisspielers mit "Gestandener Bundesligahandballer kommt in die Vestestadt". Bereits 2005 steht der damals 19-Jährige im Erstligakader der HSG Wetzlar, sammelt Erfahrungen auf höchstem Niveau. 2010 schließt er sich Zweitligist Hüttenberg an, schafft ein Jahr später den Aufstieg in die erste Liga. 2013 kehrt er nach Wetzlar zurück, ehe er sich drei Jahre später für den Schritt nach Coburg entscheidet und mit den Gelb-Schwarzen ein Jahr im Handball-Oberhaus verbringt. Insgesamt 409 Mal steht "Sebbl", wie er von den HSC-Fans genannt wird, in den beiden höchsten deutschen Spielklassen auf der Platte, wirft insgesamt 751 Tore. "Diese 15 Jahre, die ich erleben durfte, dürfen nicht viele erleben. Es wird einem klar, dass es schon eine ziemlich krasse Nummer war", sagt er.
Viele talentierte Jugendspieler träumen von einer Karriere als Profi, nur ein Bruchteil schafft letztlich den Sprung. Weber nennt es ein "Riesenprivileg", den Sport so lange als Beruf ausüben zu dürfen. Früh zeichnet sich ab, dass er gut ist, richtig gut sogar. Mit der B-Jugend der HSG Dutenhofen/Münchholzhausen gewinnt er 2002 die deutsche Meisterschaft. Trainer damals: ein gewisser Jan Gorr. Mit der deutschen U 20-Auswahl wird er 2006 Europameister, ein Jahr später mit der U 21 Vize-Weltmeister. Es folgt eine Profilaufbahn, die nun zu Ende geht.
Neue Perspektive
Ende Juni läuft Webers Vertrag beim HSC aus. Danach wird sein Lebensmittelpunkt Gießen in Hessen sein. Zusammen mit seiner Freundin Anna und der neuneinhalb Monate alten Tochter Ylvie. "Anna ist im Praktischen Jahr, nächstes Jahr will sie ihr Medizinstudium abschließen und ich suche aktuell ein WG-Zimmer in Bamberg", berichtet Sebastian Weber. Dort studiert er Grundschullehramt und wird daher wohl einige Tage in der Woche in der Domstadt verbringen. In zwei bis drei Jahren, so schätzt er, könnte er fertig sein. "Jetzt zählt das Studium, weil ich unglaublich gerne Lehrer werden möchte." Außerdem sehnt sich der 1,90-Meter-Mann nach mehr Zeit mit seiner Tochter. "Ich freue mich darauf, mehr Papa sein zu können. Vor allem an Wochenenden mit Auswärtsspielen ist leider wenig Zeit geblieben."
So ganz ohne Handball wird es aber auch zukünftig nicht gehen. Sebastian Weber möchte beim Deutschen Handball-Bund (DHB) in Hennef eine Trainer-Kurzausbildung machen. Diese Möglichkeit gibt es für langjährige Profis. Obwohl für den Noch-Kapitän des HSC 2000 in Zukunft also einiges ansteht, wird er weiterhin verfolgen, was seine Coburger in Liga eins so treiben. "Wenn ich in Bamberg bin und es zeitlich passt, komme ich gerne vorbei", verspricht er, hat aber auch das emotionsgeladene Derby in Erlangen im Blick oder Auswärtsspiele des HSC gegen hessische Teams wie Wetzlar oder Melsungen.
Hoffen auf die Party
Webers Ziel, sich mit dem Aufstieg aus der Vestestadt zu verabschieden, ist geschafft. Doch es fehlt noch etwas: die dazugehörige Feier. Virtuell hat sie zwar stattgefunden, , doch "diese Nähe und Emotionalität bekommt man nur bedingt hin", gibt er zu und hofft noch auf eine reale Party mit Teams, Verantwortlichen und Fans. Dann würde er ein letztes Mal - ganz standesgemäß als Kapitän - vorangehen, ehe er in sein neues Leben startet.