Coburg an den Feiertagen: Protest begleitet den Pfingstkongress

Mit dem Einzug der Präsidierenden am Marktplatz wird der Pfingstkongress des Coburger Convents (CC) traditionell am Freitag vor den Feiertagen eröffnet. Heuer sind zahlreiche Proteste gegen die Veranstaltung angekündigt. Foto: Wolfgang Braunschmidt/NP-Archiv

Erstmals nach den Einschränkungen der Corona-Pandemie kann der Coburger Convent sein Treffen in der Vestestadt halten. Dazu werden Gegenveranstaltungen organisiert.

 
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Mit dem Einmarsch der präsidierenden Landsmannschaft Brandenburg am Freitag, 3. Juni, gegen 16.45 Uhr auf dem Marktplatz wird der Pfingstkongress 2022 des Coburger Convents (CC) eröffnet. Dessen Motto lautet „Auf Anhieb Freunde treffen“. Endlich könne man Verbandsbrüder, deren Familien und Freunde in Coburg begrüßen, betont Lukas Werft, Sprecher der Präsidierenden. Sie seien nun schon drei Jahre im Amt, ohne je einen Kongress in der Stadt des Coburger Convents ausgerichtet zu haben. Die Einschränkungen in der Corona-Pandemie hatten dazu gezwungen. Dies sei bisher einmalig in der der CC-Geschichte. Somit gebe es eine Generation von Studenten, „die schon fast ihr Studium beendet hat, ohne je in Coburg gewesen zu sein“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Im Vorfeld des CC-Pfingstkongresses ist darüber diskutiert worden, ob das Totengedenken am Ehrenmal der Stadt Coburg am Schlossplatz, der Fackelzug und die anschließende Feierstunde am Pfingstmontag noch tolerierbar sind. Während der CC, in dem rund 100 pflichtschlagende Landsmannschaften und Turnerschaften organisiert sind, an den Veranstaltungen festhält, werden diese von Gegnern des Verbands mit Symbolen und der Formensprache des Nationalsozialismus in Verbindung gebracht. Oberbürgermeister Dominik Sauerteig hat entschieden, dass der Convent den Rathausbalkon in diesem Jahr nicht für die Rede nach dem Fackelzug am Pfingstmontag nutzen kann. Kulturwissenschaftler Hubertus Habel hatte jüngst in einem Vortrag der Coburger Grünen aufgezeigt, warum der CC in die Nähe der NS-Zeit gerückt wird (die Neue Presse berichtete).

In der Mitteilung, die Pressesprecher Martin Vaupel verantwortet, wird betont, die Kritik gehöre zum Alltag und sei, soweit sie zu einem Miteinander führe, auch erwünscht. Die Schulen seien mit 900 Plätzen ausgebucht, und zusammen mit anderen Coburg-Fahrern würden etwa 2000 Besucher des Kongresses erwartet. Bedauerlich sei, dass das Traditionsgasthaus Loreley über die Pfingstfeiertage geschlossen habe.

Der eigentliche Kongress werde aufgrund der knappen Tagesordnung keinen großen Schwerpunkt ausmachen, so Vaupel. Umso mehr könne man sich den Gesprächen unter Freunden widmen und die Schönheit der Region bei Ausflügen genießen.

Mit dem Pfingstkongress 2022 geht die Ära von Ali Ottmar Mahdi als Vorsitzer des Verbands der CC-Altherrenschaft nach sieben Jahren zu Ende. Sein Amt wird er am 31. Juli in Berlin an Hubert Stech übergeben.

Beim Pfingstkongress 2022 des CC kann ein Jubiläum gefeiert werden. 1872, vor 150 Jahren, legte der Verband der Deutschen Landsmannschaft Coburg als Tagungsort fest. Seitdem tagen Studenten in Coburg, „wann immer es möglich war und stets auch im Sinne des Coburger Mottos ,Werte und Wandel’, betont Pressesprecher Martin Vaupel. Der „Coburger Landsmannschafter Convent“ gilt als einer der Vorgängerverbände des Coburger Convents, der 1951 gegründet wurde.

„Kampf dem CC“

Das Bündnis „Studentenverbindungen auflösen“ protestiert vom 3. bis 6. Juni unter dem Motto „Kampf dem CC“ in Coburg. Geplant sind eine Demonstration am Freitag um 19 Uhr am Bahnhofsvorplatz sowie eine Kundgebung am Pfingstmontag am Ketschenanger ab 21 Uhr sowie eine Video-Kundgebung am Spitaltor ebenfalls ab 21 Uhr. „Außerdem bieten verschiedene Kollektive ein alternatives Abendprogramm“, heißt es in einer Mitteilung des Bündnisses. Dazu zählten am Samstag ab 18 Uhr ein Rap-Konzert am ehemaligen Schlachthof und eine Aftershow-Party im Club „Wilde Hilde“ im Steinweg ab 22 Uhr, am Pfingstsonntag um 15.30 Uhr ein Vortrag zu Burschenschaften, um 17.30 Uhr ein Vortrag zu modernem Antisemitismus und um 20 Uhr die Filmvorführung „On the other Side of the River“ jeweils im alten Schlachthof sowie ab 20 Uhr ein „Punkrocktresen im Zentrum Alternative Kultur Coburg in der Judengasse.

Mit den Gegenveranstaltungen zum CC solle ein friedlicher Protest für eine weltoffene Stadt veranstaltet werden, „der sich gegen die nationalistische und sexistische Ideologie der Turner- und Landsmannschaften ausspricht. Aktive aus ganz Deutschland reisen für den Protest an“, so das Bündnis „Studentenverbindungen auflösen“.

Dessen Pressesprecher Nils Laubach betont, „der Convent strotzt nur so von nationalistischen Ritualen und rückwärtsgewandtem Gedankengut“. Die Stadt Coburg unterstütze dies, indem sie Übernachtungsräume in Schulen kostenlos zur Verfügung stelle und den Marktplatz „für einen Fackelmarsch anbietet“, der an die dunkelsten Zeiten Deutschlands erinnert. „Die aktive Beteiligung der Stadt daran muss sofort aufhören“, betont Laubach.

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