Coburg Auch Tänzerinnen müssen kürzer treten

Es sind schlechte Zeiten für Steptanz- und Flamencogruppen. Agnes Mirska- Bihler hält ihr Tanzstudio mit Einzelunterricht über Wasser.

 
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Agnes Mirska-Bihler in Aktion. In diesem Jahr fallen solche Auftritt aus. Quelle: Unbekannt

Coburg - Eigentlich hätte Agnes Mirska-Bihler Grund zum Feiern: Vor genau zehn Jahren hat sie ihr Tanzstudio am Bürglass eröffnet. Dort ginge es normalerweise gerade rund, denn die Hochsaison steht bevor: Für Weihnachtsfeiern und das Late-Night-Shopping werden Steptanz- und Flamencogruppen gern gebucht. In diesem Jahr fällt all das flach, wie schon das Schlossplatzfest im Juli. Das trübt die Stimmung, doch nicht die Tanzbegeisterung ihrer Schülerinnen: "Wir werden kämpfen!" versichert die Diplom-Tänzerin, die von 1995 bis 1999 zur Ballett-Compagnie des Landestheaters gehörte. Seither arbeitet sie als Tanzlehrerin, vornehmlich mit Erwachsenen: "Man kann in jedem Alter das Tanzen erlernen und großen Spaß daran haben".

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Auf ihre Schülerinnen - Herren sind deutlich in der Minderheit - kann sie auch in der Krise zählen, "sie sind sehr hilfsbereit". Und sehr motiviert: Einzelunterricht, der ebenso wie Personal-Training im Fitnessstudio zulässig ist, ist sehr gefragt, zumal die Lehrerin ihn zum normalen Monatsbeitrag anbietet.

Das bedeutet erhebliche Einbußen, ist aber besser als nichts: Beim ersten Lockdown musste das kleine Studio komplett schließen und die Einnahmen sanken auf Null. Staatliche Mittel nahm die Chefin nicht in Anspruch, auch wegen der bürokratischen Hürden: "Das ist schon ein bisschen kompliziert", formuliert sie diplomatisch. Auch machte sie sich wenig Hoffnung, da sie nicht der Künstlersozialkasse angehört.

Um ihre Schülerinnen bei der Stange zu halten, produziert die Tanzlehrerin Video-Anleitungen für das häusliche Training und nutzt das Internet. Doch eine praktikable Alternative zum realen Kurs sieht sie im Online-Unterricht beispielsweise via Instagram oder Zoom nicht: "Die Gemeinschaft fehlt". Wenn dann noch Bild und Ton asynchron ankommen, geht nichts mehr: "Das funktioniert bei Flamenco und Steptanz gar nicht". Das Problem ließe sich zwar technisch meistern, weiß Agnes Mirska-Bihler. "Aber dafür müsste ich eine Menge Geld in die Hand nehmen" - das ohnehin fehlt. Denn derzeit reichen die Einnahmen gerade für die Miete. Dieter Ungelenk