Nun sei die Praxis ihres Mannes hier angesiedelt, seit inzwischen gut einem Jahr. "Und natürlich parken die Patienten in der Ketschengasse. Dann laufen sie ebenerdig zu uns in die Praxis, holen ihr Rezept oder lassen sich behandeln. Viele trauen sich aber auch nicht, in die Parkgarage zu fahren. Das hat uns beispielsweise ein Ehepaar aus dem Landkreis ganz klar gesagt: Sie brauchen den Parkplatz hier. Beide sind immerhin über 80 Jahre alt."
Dass Klientel der Hausarztpraxis bestehe logischerweise überwiegend aus älteren Menschen. "Diesen Patienten wird die Möglichkeit genommen, uns zu besuchen. Da können wir dann ja gleich wieder dicht machen. Und ich glaube nicht, dass der Oberbürgermeister das will", macht sie ihrem Ärger Luft. Die Patienten liegen ihr am Herzen. Und leicht haben die es in Zeiten von Corona ohnehin nicht. "Gerade eben stehen 15 Patienten unten auf der Straße und warten auf Behandlung. Manche sind so gebrechlich, dass ich schon Stühle rausgestellt habe."
Auch die Coburger FDP macht inzwischen gegen die Aktion mobil und kritisiert das Vorgehen. Unstrittig sei, auch für Coburg ein neues Verkehrskonzept zu erarbeiten, das unter anderem den Radverkehr sicherer mache und die Situation für die Fußgänger verbessere, heißt es in einer Stellungnahme von Stadtrat Michael Zimmermann. Auch das Angebot des ÖPNV sei auszuweiten. "Als Zentrum einer ländlichen Region wird in Coburg der Individualverkehr aber weiter eine tragende Rolle spielen", verdeutlicht der FDP-Politiker. Der ständige Kampf gegen den Individualverkehr, ja auch individuelle Freiheit bedeute, trage mittlerweile ideologische Züge.
Aus vielen Gesprächen mit Einzelhändlern habe er herausgehört, dass Erreichbarkeit - gerade auch durch Kurzzeitparkplätze - eine entscheidende Rolle spiele. "Auch Anwohner sind auf Parkraum angewiesen, was man am Protest gegen die geplante vorübergehende Schließung der Anwohnerparkplätze am Salzmarkt gesehen hat", so Zimmermann und fügt hinzu: "Anwaltskanzleien und Arztpraxis müssen erreichbar sein. Man denke auch an Gehbehinderte und Ältere. Auch die Menschen, die in der Stadt arbeiten, benötigen Parkraum."
Sollte die Erreichbarkeit weiter erschwert werden, so würden sich die Menschen Alternativen zum Einkaufen suchen und beispielsweise auf die Lauterer Höhe abwandern oder im Internet shoppen. "Auch Freiberufler wandern in die Peripherie ab. Das kann im Interesse einer lebendigen Innenstadt niemand wollen."